2009-11-10 10:42:51

Estland: Kirche im Aufwind


RealAudioMP3 Die katholische Kirche in Estland erfreut sich steigender Beliebtheit. Das berichtet der Salzburger Ökumene-Experte Josef Außermair im Gespräch mit „Kathpress“. Außermair ist unlängst von einer Gastprofessur an der bekannten estnischen Universität von Tartu/Dorpat zurückgekehrt, die als wichtigste Universität im baltischen Raum gilt. Die evangelisch-lutherische Kirche ist mit einem Anteil von 15 Prozent – knapp gefolgt von der orthodoxen Kirche – die größte christliche Konfession in Estland. Der Großteil der Bevölkerung sei aber immer noch konfessionslos, so der Ökumene-Experte.

„Das Land ist heute durch die Sowjetunion und die Politik – vergleichbar mit der Tschechischen Republik oder den ostdeutschen Gebieten – in ausgesprochen hohem Maße säkularisiert. Die Religion und die Konfessionen im Allgemeinen spielen in dem Sinne eine geringe Rolle. Die katholische Kirche ist hier so klein, dass es bei einer Bevölkerung von 1,3 Millionen vielleicht 5.000 Katholiken gibt, die damit relativ unbedeutend sind. Die kleinen Gemeinden ziehen aber sehr viele Intellektuelle an und sind durchaus im Wachsen begriffen.“

Der Auftrieb der sieben kleinen Pfarreien in Estland verdanke sich nicht der Sehnsucht nach Identität und Sicherheit, wie es in Russland nach dem Ende der Sowjetunion der Fall war, präzisiert Außermair. Grund sei vielmehr das „leicht elitäre Bewusstsein, anders zu sein und sich abzuheben“. Trotz steigendem Interesse könnte die Situation der Kirchen aber besser sein.

„Leider ist die Kirche sehr durch verschiedene geistliche Bewegungen zerspalten - und die Kommunikation ist damit nicht gerade optimal.“

Weit verbreitet sei etwa der „Neokatechumenale Weg“, ebenso das „Opus Dei“, so Außermair. Eine katholische „Mitte“ sei hingegen „kaum festzustellen“. Positives Beispiel für den ökumenischen Dialog sei die Theologische Fakultät der Universität Tartu, an der die katholische Lehre mit Neugier aufgenommen werde.

„Es gibt dort aufgrund der Kleinheit des Katholischen ein großes Interesse, das kennen zu lernen. Das war auch der Grund für die Fakultät, eine Gastprofessur einzurichten, um das katholische Denken besser zu verstehen. Das Interesse von Seiten der Studenten war groß, und ich habe auch von Seiten des Dekans und des Lehrkörpers eine sehr gute Aufnahme erlebt.“

Zwischen der Theologischen Fakultät von Tartu und der Katholisch-Theologischen Fakultät von Salzburg besteht seit Jahren freundschaftlicher Kontakt. Auf seiner Reise nach Estland konnte Außermair nun weitere studentische Austauschprogramme und eine Intensivierung des wissenschaftlichen Austauschs in Gang bringen.

(kap/rv 10.11.2009 pr)







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