2009-11-09 15:04:37

20 Jahre Mauerfall: Kirche gut zusammengewachsen


RealAudioMP3 Den Einigungsprozess der Kirche in Ost- und Westdeutschland haben die katholischen deutschen Bischöfe insgesamt positiv bewertet. Die Kirche habe sich mit dem Zusammenwachsen nach dem Fall der Mauer leichter getan als Wirtschaft und Politik, erklärten im Rahmen verschiedener Gedenkfeiern übereinstimmend der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der Erfurter Bischof Joachim Wanke.
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte nach 1990 die Diözesanstrukturen teilweise neu geordnet. Es sei richtig gewesen, die zahlenmäßig kleinen Bistümer Erfurt, Magdeburg, Dresden und Görlitz zu eigenständigen Diözesen zu erheben, so die Bischöfe im Rückblick. Sie hätten in den 40 Jahren DDR eine eigene Identität und eigene Strukturen entwickelt.

Ideologische Front
In der DDR habe die katholische Kirche in einer Nische überlebt, sagt der Erfurter Bischof 20 Jahre nach dem Mauerfall. Das Wort Gottes in einer liberalen, freiheitlichen Gesellschaft an die Öffentlichkeit zu bringen, sei jetzt „die eigentliche geistige Herausforderung“.
Wanke: „Wir haben früher an der ideologischen Front gekämpft – mit einigem Erfolg. Der Vorwurf lautete: Wer an Gott glaubt, oder sich gar kirchlich ausrichtet, ist krank im Denken. Dagegen kann man argumentativ einiges machen, und das haben wir getan. Jetzt lautet der stille Vorwurf: Wer sich religiös bindet, der wird fundamentalistisch, der engt sein Leben ein, doch wir brauchen die Freiheit, die nur ohne Gott zu verwirklichen ist. Jetzt stehen wir vor dieser Herausforderung geistiger Art. Das müssen wir gemeinsam in der Kirche in Deutschland, in Mitteleuropa, in unserem Kulturkreis bewältigen.“
 
Aus der Defensive kommen
Die Kirche müsse aus der Defensive kommen, bekräftigt der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky:
„Ich glaube, das lernen unsere Gemeinden nur sehr mühsam, Ost- wie West, aber sie lernen es. Das ist der karitative Einsatz, der Einsatz für die Welt, für das Kulturelle, für die politischen Kräfte, für die Verantwortungsträger, für die Wissenschaftler. Wir müssen für die Entscheidungsträger Dialogpartner sein. Wir müssen auf uns aufmerksam machen. Und das tun wir eigentlich nach Kräften.“

 
Keine Massen
Die Bischöfe aus den neuen – fast 20 Jahre alten – Bundesländern verzeichnen eine gestiegene Zahl der Erwachsenentaufen. Jeder fünfte Taufbewerber sei ein Erwachsener, berichtet der Magdeburger Bischof Gerhard Feige. Das sei ein Phänomen, das es vor dem Fall der Mauer nicht gegeben habe.
„Es hat in den ersten Jahren eher so eine Austrittswelle gegeben. Aber das hing damit zusammen, dass manche gar nicht wussten, dass sie Mitglied einer Kirche waren. Heute haben wir zwanzig Prozent Erwachsenentaufen. Das sind keine Massen, aber das sind persönliche Entscheidungen und das bewegt sehr.“
 
(rv/pm 09.11.2009 bp)








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