2009-11-08 14:24:39

Hintergrundinformationen zu Brescia und zu Papst Paul VI.


Papst Paul VI. (bürgerlicher Name: Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini; * 26. 09.1897 in Concesio bei Brescia; † 06. 08.1978 im Castel Gandolfo.) war von 1963 bis 1978 nach kirchlicher Zählung der 261. Papst der Kirchengeschichte. Wegen seiner prägenden Rolle für den Verlauf des Zweiten Vatikanischen Konzils, seiner Beschlussfassung und der Umsetzung der Entscheidungen gilt er manchen als eigentlicher „Konzilspapst“. Wahrscheinlich hat kein einzelner anderer Papst jemals eine so umfassende kirchliche Gesetzgebung durchgesetzt, wenn auch die gesamte Neufassung des nachkonziliaren Gesetzbuches (Codex Iuris Canonici) erst 1983 publiziert wurde. Kirchlicher Werdegang  Giovanni Battista Montini war der Sohn eines Zeitungsverlegers und Politikers. Seine Studien absolvierte er in Mailand und Rom und schloss sie mit dem juristischen und theologischen Doktorgrad ab. Nach kurzem Wirken in der Pfarrseelsorge besuchte er in Rom die päpstliche Diplomatenschule. Seit 1922 arbeitete er im Staatssekretariat, wo er, abgesehen von einer kurzen Tätigkeit an der Warschauer Nuntiatur, bis 1954 wirkte. Von 1937 an war er als Substitut ein enger Mitarbeiter von Staatssekretär Pacelli, den er auf seinen Auslandsreisen begleitete. Während Montini sich nach dem Tode von Kardinalstaatssekretär Maglione 1944 als Substitut vorwiegend den innerkirchlichen Aufgaben widmete, beschäftigte sich sein Kollege Domenico Tardini mit den kirchenpolitischen Aufgaben. Dabei verkörperte Tardini eher die Tradition, während Montini für viele bereits „die Zukunft“ darstellte. Pius XII. hatte 1952 die Namen seiner beiden Mitarbeiter Montini und Tardini an die Spitze der neuen Kardinalsliste gesetzt und teilte dies im Januar 1953 den damals anwesenden Kardinälen im Konsistorium mit. Nachdem sie ablehnten, hat Pius XII. Montini und Tardini zu Pro-Staatssekretären (beide ohne Bischofsrang und ohne Kardinalswürde) ernannt. Montini, der im Namen des Papstes oft Reden geschrieben und gehalten hatte, schickte er zwei Jahre später nach dem Tod von Kardinal Ildefonso Schuster völlig überraschend als Erzbischof nach Mailand (Ernennung am 01.11.1954). Kardinal Eugène Tisserant erteilte Erzbischof Montini am 12. Dezember 1954 im Petersdom die Bischofsweihe (Wappenspruch: In nomine Domini), und am 6. Januar 1955 erfolgte die Inbesitznahme der Kathedra. Montini widmete sich in Mailand mit aller Kraft der Großstadtseelsorge in der norditalienischen Metropole. Sein Hauptaugenmerk galt der Arbeiterwelt und dem Bau neuer Kirchen in der norditalienischen Metropole, wofür er sein gesamtes Privatvermögen hergab. Nach dem Tode von Papst Pius XII. wurde Montini als „papabile“ gehandelt, obwohl er nicht Kardinal war. Den Kardinalshut bekam er erst am 15. Dezember 1958 durch Johannes XXIII. und wurde damit als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santi Silvestro e Martino ai Monti in das Kardinalskollegium aufgenommen. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils, hielt sich Montini (im Bewusstsein der Risiken eines Konzils), der dort Mitglied der Kommission für die außerordentlichen Aufgaben war, in der Öffentlichkeit - und in der Konzilsaula - auffallend zurück und sprach nur zweimal zu den versammelten Bischöfen. Hinter den Kulissen entfaltete er jedoch eine rege Überzeugungstätigkeit, was die programmatische Gestaltung des Konzils anging. Johannes XXIII., der Montini sehr schätzte, hatte dem Konzil absichtlich keine enge Richtung vorgegeben, damit dieses eine Eigendynamik entwickeln konnte. Diese Offenheit führte aber unter den Konzilsvätern zu einer anfänglichen Richtungslosigkeit. Montini gelang es, diese kritische Phase zu überwinden. Von einigen Kardinälen wurde Montini bereits dadurch als Nachfolger des schon kranken Johannes XXIII. angesehen.  Pontifikat
Nach dem Tod Johannes XXIII. am 3. Juni 1963 trat am 19. Juni das Kardinalskollegium zum Konklave zusammen. Bereits im fünften Wahlgang am 21. Juni wurde Montini zum Papst gewählt und nahm den Papstnamen Paul VI. an. Die Krönungszeremonie fand am 30. Juni auf dem Petersplatz statt. Im Jahr 1964 legte er die Tiara ab und führte sie lediglich noch in seinem persönlichen Wappen.
Am 27. November 1970, dem zweiten Tag seiner letzten Auslandsreise durch Asien und Ozeanien entging Paul VI. in der philippinischen Hauptstadt Manila nur knapp einem Messerattentat. Er wurde dabei vom späteren amerikanischen Erzbischof Paul Marcinkus gerettet.
Paul VI. hatte weder die Volkstümlichkeit seines Vorgängers noch das Charisma seiner Nachfolger. Geschwächt durch Alter und Krankheit bot er besonders in der Spätphase seines Pontifikats immer mehr ein Bild der Hilflosigkeit. In der Rückschau zeichnet sich aber mehr und mehr ab, dass er durch seinen Verzicht auf traditionelle Statussymbole (Baldachin, Pfauenwedel, Thronassistenten, Nobelgarde) sowie durch sein Ernstnehmen des Menschen und seiner Probleme zu den modernsten Päpsten des 20. Jahrhunderts zählt. Er verfügte viele Reformen, ohne davon viel Aufhebens zu machen. Zur Abschaffung der über 400 Jahre währenden Institution des Index der verbotenen Bücher genügte 1965 ein Nebensatz in der Anordnung zur Reform des Hl. Offiziums. Paul VI. führte das von seinem Vorgänger Johannes XXIII. einberufene Zweite Vatikanische Konzil zu Ende. Das Konzil war nach außen ein großer Erfolg für die katholische Kirche, da ihre Selbstkorrektur von Andersdenkenden positiv aufgenommen wurde. Zugleich waren aber neue Krisen zu bestehen. Der Papst verwirklichte eine Reihe der von diesem Konzil angestoßenen Reformen. Liberale Theologen bemängeln zwar, dass der Papst einer durchgreifenden Demokratisierung der Kirche energischen Widerstand entgegensetzte. Damit folgte er dem „petrinischen Prinzip“ seiner Vorgänger, begriff den Gehorsam gegenüber dem kirchlichen Amt also als Voraussetzung des Dialogs (Enzyklika „Ecclesiam Suam“ von 1964). Ferner reformierte er das Hl. Offizium und schuf daraus die Kongregation für die Glaubenslehre. Mit seiner Enzyklika „Populorum Progressio“ (1967) und dem Apostolischen Schreiben „Octogesima Adveniens“ (1971) leistete er einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der katholischen Soziallehre. Umstritten ist in der Öffentlichkeit bis heute die Enzyklika „Humanae Vitae“, in der Paul VI. zwar die Eigenverantwortung der Eltern billigte, die Verurteilung künstlicher Methoden der Empfängnisverhütung aufrecht erhielt. Die Enzyklika erhielt insofern eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit, als die Markteinführung der Antibabypille wenige Jahre zurück lag.
In dieser Form eine Neuheit waren die Pilgerreisen Pauls VI. Als er am 4. Dezember 1963, zum Schluss der II. Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanum den darauf nicht vorbereiteten Konzilsvätern ankündigte, er werde vom 4. bis 6. Januar 1964 eine Reise ins Heilige Land unternehmen, war das wie ein Donnerschlag. Denn seit 150 Jahren (und um 1814 zuletzt Pius VII. nur unter dem Zwang Napoleons) hatte kein Papst mehr die italienischen Gebiete überschritten. Und es sollte die erste Pilgerfahrt sein, die je ein Papst ins Heilige Land unternahm; noch dazu in einer Zeit, da dieses Territorium politisch höchst umstritten und gefährlich war. Zudem schien es dem Protokoll eine unlösbare Aufgabe, die Vorbereitung in nur vier Wochen zu bewältigen. Die Reise, die zu den heiligen Stätten in Israel und Jordanien führte, fand weltweite Beachtung. In Jerusalem traf er mit Patriarch Athenagoras von Konstantinopel zusammen, was 1965 zur Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikationen zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Rom führte. Mit dieser Reise hatte die katholische Kirche überdies faktisch den Staat Israel akzeptiert. Es war der Auftakt für viele Auslandsreisen von Paul VI. und seinen Nachfolgern. Paul VI. besuchte noch 1964 Indien, 1967 Fátima und Istanbul, 1968 Kolumbien, 1970 unter anderem die Philippinen und Australien und bereits am 4. Oktober 1965 die UNO in New York. Der Friedensappell des Papstes vor der UNO gehört zu den meistbeachteten politischen Reden des 20. Jahrhunderts. In das Pontifikat Pauls VI. fällt auch eine vorsichtige diplomatische Öffnung den kommunistischen Staaten gegenüber. Damit entfernte sich Paul VI. von der strikt antikommunistischen Haltung seit Pius XII., wonach Kontakte mit der Sowjetunion und anderen kommunistischen Staaten weitgehend abgelehnt wurden. Ziel des Papstes war es, durch die vorsichtige Annäherung den schweren Stand der katholischen Kirche im Ostblock zu mildern. Am 10. Juni 1969 war Paul VI. in Genf. Er sprach vor der internationalen Arbeitsorganisation ILO anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens und vor dem Ökumenischen Rat der Kirchen. Vom 31. Juli bis zum 2. August 1969 besuchte Paul VI. Uganda; es war der erste Afrikabesuch eines Papstes.
Nach Paul VI. ist die Auszeichnung Internationaler Preis „Paul VI.“ benannt. Das Institut Paul VI in Brescia erforscht das Pontifikat dieses Papstes. Zusammen mit der École francaise de Rome hat das Institut 1984 ein umfassendes Werk über Paul VI et la modernité dans l'Église herausgegeben.
 Kunstaufträge  Papst Paul VI. zeigte eine außergewöhnliche Offenheit für die zeitgenössische Kultur, vor allem für die Bildende Kunst. Mit den von ihm gesammelten Werken moderner religiöser Kunst errichtete Paul VI. eine eigene Abteilung in den Vatikanischen Museen, die er 1973 als Sammlung Moderner Religiöser Kunst eröffnete. Die Museumsabteilung umfasst etwa 800 Werke von etwa 250 internationalen Künstlern. Weitere Werke gelangten 1977 in die Sammlung, und zwar als Schenkungen zeitgenössischer Künstler anlässlich des 80. Geburtstages Pauls VI. am 26. September 1977. Während und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil beauftragte Papst Paul VI. mehrere zeitgenössische Künstler und Architekten. 1964–1977 entstanden somit neue Werke im Vatikan. Die bronzene Ferula von 1963 schuf Lello Scorzelli. In den Jahren 1964–1971 ließ Paul VI. die große Vatikanische Audienzhalle durch Pier Luigi Nervi (1891–1979) errichten. Die vatikanische Audienzhalle wird gewöhnlich nach ihrer Funktion („Aula delle Udienze Pontificie“), ihrem Architekten („Sala Nervi“) bzw. heute offiziell nach ihrem Bauherrn („Aula Paolo VI“) benannt. Sonstiges  Papst Paul VI. erhob mit Albino Luciani (1973), Karol Wojtyla (1967) und Joseph Ratzinger (1977) jene drei Bischöfe zu Kardinälen, die später seine direkten Nachfolger werden sollten. Paul VI. selbst (wie jeweils seine sämtlichen sechs Vorgänger im 20. Jh.) war von seinem unmittelbaren Vorgänger zum Kardinal ernannt worden. Die Papstforschung urteilte über Paul VI., er sei zu Lebzeiten von vielen verkannt und angefeindet worden, obwohl er es sich nicht leicht gemacht habe. Im Rückblick wird vielerorts anerkannt, dass Montini viele seiner Vorgänger an Reformeifer übertroffen hat. Er bahnte hiermit den Weg für seine Nachfolger, hielt aber an der traditionellen Stellung des Papsttums fest. Der mit dem Papst befreundete französische Philosoph Jean Guitton gelangte früh zu der Einschätzung, die Leistung des Pontifikats werde von der Nachwelt noch entdeckt werden. Die Fortführung und den Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) benannte Paul VI. bereits drei Tage vor Amtseinführung und Krönung (30. Juni 1963) als die zentrale Aufgaben seines Pontifikats. Als das Konzil interpretierender „Gesetzgeber“ war Paul VI. der »eigentliche Konzilspapst«, „nicht nur, weil er sämtliche Beschlüsse des Zweiten Vatikanum in Kraft setzte, sondern auch, weil seine gesamte Amtszeit von der ungeheuren Aufgabe geprägt war, das Konzil ins Leben der Kirche zu überführen. Entsprechend groß ist die Bedeutung des Montini-Pontifikates für alle Fragen der Rezeption und Hermeneutik des Zweiten Vatikanischen Konzils“.

Johannes Paul II. eröffnete am 11. Mai 1993 das Seligsprechungsverfahren für Paul VI., der seither „Diener Gottes“ genannt werden darf.
 
Brescia 
Brescia ist eine italienische Stadt mit 191.523 Einwohnern (Stand 2005), Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Brescia und zweitgrößte Stadt der Lombardei. Ihr Einzugsbereich umfasst insgesamt 350.000 bis 500.000 Einwohner, und sie gilt als drittgrößte italienische Industrieregion. Seit 1991 unterhält Brescia eine Städtepartnerschaft mit Darmstadt.

Domplatz

Ursprünglich standen auf dem Domplatz von Brescia drei romanische Monumentalbauten. Im 17. Jahrhundert erlag man aber auch hier der grassierenden Barock-Manie und riss die Sommerkathedrale ab. An ihrer Stelle erstand der Neue Dom, dessen Bau 1604 begonnen und erst 1825 beendet wurde. Eine große Kuppel erhebt sich über der imposanten Fassade aus weißem Botticino-Marmor. Im kreuzförmigen Innenraum sind zahlreiche Kunstwerke zu finden, wenn auch nicht immer von bedeutendem künstlerischen Rang.

Direkt neben dem Neuen Dom steht die Rotunde der Winterkathedrale, des Duomo Vecchio. Sie ist eines der eindrucksvollsten romanischen Kirchenbauwerke in der Lombardei und wurde im 11. und 12. Jahrhundert errichtet. Sehenswert sind im Innenraum die gotischen Bischofsgräber; das großartigste ist das des Bischofs Bernardo Maggi aus dem 13. Jahrhundert.
(rv 08.11.2009)

Zusammengestellt von Kaplan Sascha Jung.







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