Ägypten: Neuentstehung der Bibliothek vonAlexandrien
Die Diplomatin Hagar
Islambouly setzt sich für einen stärkeren kulturellen Dialog im Mittelmeerraum ein.
Islambouly ist Leiterin der Außenpolitischen Abteilung der neuen, von der UNESCO begründeten
„Biblioteca Alexandrina“. Bei einem Besuch in Rom meinte sie jetzt:
„Die
antike Bibliothek verschwand vor 1.300 Jahren von der Erdoberfläche – uns ist es gelungen,
sie zurückzubringen nach Alexandria, als Beispiel mediterraner Kultur und Identität.
Das paßt zum neuen Interesse an einem Dialog der Nachbarn im Mittelmeerraum; allerdings
geht es in der 2008 gegründeten Mittelmeer-Union noch zu sehr um politische oder wirtschaftliche
Fragen. Was fehlt, ist die kulturelle Seite.“
Islambouly kann keinen „Krieg
der Zivilisationen“ erkennen, hat aber doch eine Frage an die europäische Seite des
Mittelmeers.
„Wenn von der Konfrontation mit dem Islam die Rede ist, dann
will ich doch daran erinnern, dass der Koran sich auf Juden und Christen bezieht:
Das ist Teil unserer islamischen Geschichte und sogar unserer Geschichten. Auch wir
glauben an Moses und an Jesus! Aber wir können keine Angriffe auf große Gestalten
des Glaubens dulden, die in Europa als „freie Meinungsäußerung“ durchgehen. Sie sollten
für Moslems wie auch für Christen und Juden nicht angreifbar sein! Wie sollen wir
denn unserem Volk erklären, dass im Westen Karikaturen unseres Propheten zirkulieren?
Das können die Leute nicht verstehen! Wenn ihr in Europa von freier Meinungsäußerung
sprecht, dann würden unsere Leute fragen: Wenn Antisemitismus in Teilen Europas unter
Strafe steht, warum ist es dann erlaubt, den Propheten anzugreifen und zu karikieren?“
Die
im letzten Jahr gegründete Mittelmeerunion sollte aus Islamboulys Sicht noch weitere
Länder, etwa die Golfstaaten, aufnehmen; wie bei der „Biblioteca Alexandrina“ sollten
auch in der MU „alle EU- und dementsprechend auch alle Südländer“ mit im Boot sein.
Frau Islambouly hofft, dass die „Biblioteca Alexandrina“ eine „Drehscheibe für einen
starken kulturellen Dialog im Mittelmeerraum“ wird, und appellierte an Europa, im
Nahostkonflikt eine stärkere Rolle zu übernehmen: „Ihr seid unsere Nachbarn, ihr kennt
uns am besten!“
„Ich bin schon seit langer Zeit von seiten des ägyptischen
Außenministeriums im Friedensprozeß engagiert und gehöre zum ausgesprochenen Friedenslager.
Und ich sage: Wir brauchen eine starke europäische Position. Die USA können das nicht
alleine stemmen; selbst Präsident Obama braucht eine starke europäische Haltung, die
es ihm möglich macht, den Friedensprozeß in Nahost voranzubringen.“
Die
ägyptische Diplomatin äußerte sich auf einem Kongress der „Konrad-Adenauer-Stiftung“
zum Thema „Mare nostrum“. Sie fand in der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom
statt.