Vatikan/USA: Obama, Heiliger Stuhl ist „moralische Stimme"
US-Präsident Barack
Obama schätzt die Beziehungen der Vereinigten Staaten zum Heiligen Stuhl, den er als
„Global Player“ auf humanitärem Gebiet und als moralische Stimme anerkennt. Das sagte
der US-amerikanische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Miguel H. Diaz, in einem Interview
von Radio Vatikan anlässlich des ersten Jahrestages der Wahl Obamas als Präsident
der Vereinigten Staaten. Das Leitmotiv seines Wahlkampfes war „Change“, also die Hoffnung
auf Änderung. Eine Hoffnung, die ein Jahr später noch am Leben ist, so der US-Botschafter.
„Die Schlüsselfrage dieses Präsidenten war und ist, was können wir als
Amerikaner und Weltbürger tun, um Veränderung und eine neue Ära der Verantwortung
zu bringen - und die Betonung liegt auf dem „wir". Obama hat eine neue Generation
von Leadern inspiriert. Im Inneren hat er die Nation vor der Wirtschaftsdepression
bewahrt, und im Moment arbeitet er an der Gesundheitsreform, so dass alle Amerikaner
in den Genuss des grundlegenden Rechts auf Gesundheitsversorgung kommen. Auf internationaler
Ebene hat sich Obama bemüht, die Atomwaffen-Arsenale zu verknappen, um den Frieden
zu fördern. Er brachte Menschen zum Dialog zusammen, wie seine Rede in Kairo zeigte.
Als US-Diplomat beim Heiligen Stuhl bin ich überzeugt, dass die Botschaft der Hoffnung
des Präsidenten nach wie vor lebt und dass die Personen des Glaubens sie in einer
pluralistischen, demokratischen Gesellschaft in die Tat umsetzen können.“
Nicht
wenige US-Katholiken lehnen Obama ab, weil sie seine Haltung zur Abtreibung zu liberal
finden. Darauf angesprochen, sagt der Botschafter:
„Der Präsident hat in
schwierigen Fragen immer zu verstehen gegeben, dass man gemeinsam nach Lösungen suchen
sollte und, wenn Meinungsverschiedenheiten auftreten, wir sie ohne Hässlichkeiten
austragen sollten. Wir leben in einem historischen Moment, der es erforderlich macht,
einen gemeinsamen Grund (common ground) zu suchen und einen Weg, mit dem wir den Frieden
bauen können, auch wenn wir in unseren Meinungen voneinander abweichen.“
Im
Juli hatte Papst Benedikt den US-Präsidenten zur Privataudienz im Vatikan empfangen.
Obama sei von diesem Gespräch „sehr berührt“ gewesen und habe die Gelegenheit zu schätzen
gewusst, die Meinung des Kirchenoberhaupts zu hören, sagte der US-Botschafter.
„Dieser
Präsident und diese Regierung wollen den anderen zuhören und von ihnen lernen. Ich
weiß, dass der Präsident die Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl hoch schätzt, den
er als „Global Player“ auf humanitärem Gebiet und als moralische Stimme in der Welt
anerkennt.“