2009-11-05 08:21:38

Vatikan: Leben anderswo


RealAudioMP3 Gibt es Außerirdische? Auch der Vatikan ist interessiert an dieser Frage. Und so debattieren hier ab Freitag Naturwissenschaftler über die Entstehung des Lebens und über mögliche „Außerirdische“ in anderen Sonnensystemen. Die Päpstliche Akademie der Wissenschaften hat eine viertägige Studienwoche zum Thema Astrobiologie ausgerichtet, zu der auch der Berner Astronom Willy Benz eingeladen ist. Er erklärte uns:


„In den letzten 15 Jahren haben die Wissenschaftler über 400 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Das sind Planeten, die man vorher nicht kannte, eigene Sonnensysteme, die um andere Sterne kreisen, nicht zu weit von der Sonne entfernt. Die Frage ist: Gibt es möglicherweise auf diesen Planeten und auf den anderen, die wir noch nicht kennen, auch Leben, wie wir es auf der Erde kennen? Die meisten Planeten sind wahrscheinlich nicht dazu geeignet, weil sie entweder zu nahe bei ihrem Stern – also ihrer Sonne – sind, dann ist es zu warm. Die anderen sind vielleicht zu groß, der Druck wäre zu hoch. Aber es gibt mit ziemlicher Sicherheit Planeten, die wir heute noch nicht entdeckt haben, auf denen die Möglichkeit bestehen würde, dass sie ungefähr die gleichen Bedingungen bieten wie heute die Erde – was Temperatur betrifft, Atmosphäre, Distanz zur Sonne, Sauerstoff, undsoweiter. Also die Bedingungen, die wir heute glauben, dass sie notwendig waren, damit das Leben auf der Erde entstehen konnte.“

Die Päpstliche Akademie der Wissenschaften beschäftigt sich bereits zum wiederholten Mal mit Themen, die man nicht von vornherein mit dem Vatikan in Verbindung bringen würde. Bei der vergangenen Vollversammlung ging es beispielsweise um die Prüfung der Frage, ob „grüne Gentechnik“ das Problem des Hungers lösen kann. In der internationalen Forschergemeinschaft wird die Päpstliche Akademie der Wissenschaften geschätzt, weil sie einen grundsätzlich interdisziplinären Ansatz verfolgt, so Benz.

„Ich würde sagen, es ist eine Akademie, die es erlaubt, derart interdisziplinäre Themen zu studieren. Es ist nicht einfach, Leute von verschiedenen Disziplinen um einen Tisch zu bekommen. Die Astrobiologie da sind Astronomen, Physiker, Biologen, Chemiker usw., und jeder spricht seine eigene Sprache. Die Gelegenheit, sich auszutauschen und ein Thema gemeinsam, aber von verschiedenen Warten aus anzusehen, ist etwas ganz Spezielles. Die Päpstliche Akademie hat eben die Gewohnheit, solche Treffen zu ermöglichen.“

Die katholische Kirche hatte in ihrer Geschichte nicht immer ein ungebrochenes Verhältnis zu den Naturwissenschaften. Diese Tatsache wirkt immer noch nach, obwohl sich die Sachlage geändert hat. Wenn man Astrobiologie lang und gründlich genug betreibt, könnte sie unser herkömmliches und auch von der Kirche akzeptiertes Bild von der Welt, vom Leben und vom Himmel umwerfen. Willy Benz hält es für richtig, dass der Vatikan sich dieser Tatsache stellt.

„Es gibt wissenschaftliche Erkenntnis, die heute einfach etabliert sind. Heutzutage ist die Kirche so eingestellt, dass sie diese wissenschaftlichen Tatsachen nicht mehr anzweifelt. Die Frage ist einfach, wie sich jetzt die wissenschaftlichen Ergebnisse mit dem Glauben und der Kirche verknüpfen lassen. Ich sehe da aber kein großes Problem. Für mich ist das sehr positiv, dass man etwa ein Thema wie das Leben im Universum auch einmal an der Päpstlichen Akademie betrachtet, und dass man offen genug ist, sich darüber Gedanken zu machen. Denn ob man will oder nicht: Es ist ein aktuelles Thema der Wissenschaft, es gibt viele Forschungsgruppen, die daran arbeiten, es gibt viele Projekte, die in der Zukunft geplant werden, in allen Kontinenten, um diesem Thema nachzugehen. Und ich glaube, es gehört zur Aufgabe auch der Kirche, sich darüber Gedanken zu machen.“

 
(rv 05.11.2009 gs)








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