Damals: Kardinal Ratzinger zum (dt.) Kruzifixurteil
Kruzifixurteil? Kennen
wir auch aus Deutschland. Dort entschied 1995 das Karlsruher Bundesverfassungsgericht
gegen Kreuze in Schulen; ein Aufschrei der Empörung war die Folge. Von Rom aus wandte
sich auch der damalige Kardinal Joseph Ratzinger - heute Papst Benedikt - gegen das
Urteil. Im Gespräch mit dem Journalisten Peter Seewald erklärte der damalige Präfekt
der vatikanischen Glaubenskongregation seine Haltung. Hören Sie hier einen unveröffentlichten
Auszug aus den Aufnahmen, auf denen das Gesprächsbuch "Salz der Erde" fußt.
Frage
an Kardinal Ratzinger: Wie haben Sie das Karlsruher Urteil empfunden?
Antwort:
„Ich war natürlich empört, weil die Begründungen, meiner Meinung nach, sehr fragwürdig
waren und weil ich davon überzeugt war und bin, dass bei uns doch noch soviel christliche
Gemeinsamkeit besteht, dass dieses Zeichen in unseren Schulen wirklich einen Sinn
hat. Empört auch in dem Sinn, dass ich glaube, dass da der Konsens der Mehrheit geachtet
werden muss. Insofern ist dieses Urteil auch unter demokratischen Gesichtspunkten
auf eine zu schwache Basis gestellt gewesen ist. Noch – das hat die Reaktion gezeigt
– ist ein christliches Grundbewußtsein in unserem Lande da. Das ist in den einzelnen
Bundesländern sehr verschieden… aber dass wir uns ganz leichtfertig dieses uns noch
zusammenhaltende Zeichen entreissen lassen, das würde ich ganz und gar nicht richtig
finden!“ (rv 04.11.2009 sk)