Christsein in den Ländern des Nahen Ostens – eine Herausforderung. Mit den Problemen
und Beiträgen syrischer Christen im Libanon, in Saudi-Arabien, Jordanien und anderen
Ländern der Region beschäftigt sich ab diesem Mittwoch eine Tagung in Wien. Der von
der ökumenischen Stiftung „Pro Oriente“ ausgerichtete Kongress will an die Bedeutung
der syro-aramäischen Tradition innerhalb des Christentums erinnern. Der Salzburger
Kirchenhistoriker und Patristiker Dietmar Winkler betont aber auch den Beitrag der
syrischen Christen zu den Gesellschaften des Nahen Ostens: „Dieser
Beitrag ist kulturell, sozial und vom Bildungswesen her sehr groß und wird mitunter
vergessen, weil heute in der Nahostsituation zum Beispiel nur von arabischen oder
muslimischen Gesellschaften gesprochen wird, während der christliche Beitrag hier
oft untergeht.“
Die Situation der syro-aramäischen Christen ist in den
Ländern des Nahen Ostens sehr unterschiedlich. Unabhängig davon, ob Christen in der
Minderheit seien oder nicht, würden ihre Rechte von Land zu Land anders geschützt.
Winkler nennt Beispiele:
„Libanon war lange ein Musterland des christlich-muslimischen
Miteinanders. Durch den Bürgerkrieg 1975 bis 1991 hat sich diese Lage durchaus auch
zu Ungunsten der Christen verändert, prozentuell durch die Auswanderung. Heute sind
die Christen mit etwa 40 Prozent vertreten, aber die Verfassung ist in dieser Hinsicht
noch gleich wie zu Zeit der Franzosen. So gesehen sind die Christen im Parlament sogar
überrepräsentiert. In Jordanien sind nur 2,5 Prozent Christen, sind also eine Minderheit,
sind aber doch im Parlament vertreten. Das heißt, obwohl der Islam Staatsreligion
ist, ist die freie Ausübung des Kultes gewährleistet. Ganz anders sieht es dann wieder
in Saudi-Arabien aus, wo eine öffentliche Religionsausübung unmöglich ist.“
Schwerpunkt
des Wiener Kolloquiums wird neben den Themen Religionsfreiheit und religiösem Pluralismus
auch das Problem der Abwanderung von Christen.