Ein Foto und ein Video – das sind mögliche Lebenszeichen, die von dem verschleppten
Missionar Michael Sinnott auf den Philippinen vor gut einer Woche aufgetaucht sind.
Sinnott war am 11. Oktober von sechs Bewaffneten in seiner Wohnung im Süden der Insel
Mindanao überfallen und in einem Lieferwagen entführt worden. Über die genaue Identität
der Entführer herrscht immer noch Unklarheit. Bei ihrer Suche nach dem irischen Kirchenmann
will die Armee der Philippinen offenbar mit der „Islamischen Befreiungsfront“ zusammenarbeiten.
Eine Gratwanderung, denn bei den Entführern könnte es sich auch um eine radikale Splittergruppe
eben dieser Vereinigung handeln.
Doch wie geht es Pater Sinnott wirklich?
Patrick O’Donoghue, Regional-Oberer der Kolumban-Missionare, kommentiert den Film,
der vor gut einer Woche beim Krisenstab eingegangen ist. O’Donoghue: „In
dem Video sieht Pater Sinnott etwas müde, aber relativ gesund aus. Er liest ein vorbereitetes
Statement vor, in dem er die Menschen informiert, dass seine Kidnapper ein Lösegeld
von umgerechnet 1,35 Millionen Euro fordern. Er bittet dann den philippinischen Präsidenten,
die irische Regierung und die Kolumban-Missionare, dabei zu helfen, ihn aus dieser
Lage zu befreien, weil seine aktuellen Lebensumstände ja nicht gerade gut sind.“
Der
herzkranke Pater lebt nach eigenen Angaben „im Freien“ und braucht dringend Medikamente
– eine dramatische Situation für einen Priester, der sich stets für religiöses Miteinander
und Nächstenliebe engagierte. Das Video ist ein Hilferuf, doch würde Sinnott wirklich
wollen, dass für ihn ein Lösegeld gezahlt wird?
„Ich
glaube nicht, dass Pater Sinnott jemanden bitten würde, für ihn Lösegeld zu zahlen.
Wenn man ihn kennt, und wir kennen ihn gut, würde er sicher viel eher sagen, dass
jedes Lösegeld eigentlich für bedürftige Kinder benutzt werden sollte - für die Armen,
die keine medizinische Versorgung haben, für behinderte Menschen ohne Ausbildungsmöglichkeiten
und für Menschen, die kein Zuhause haben. So würde er das Geld benutzen.“
Auf
den Philippinen wurden in der Vergangenheit immer wieder Priester, Missionare und
Menschenrechtler verschleppt oder getötet. Eine Lösegeldzahlung für Sinnott schlossen
Sprecher der Provinzregierung von Zamboanga auf Mindanao und Sinnotts Orden bisher
aus.
„Die Missionare sagen: Wir ziehen Lösegeld nicht
in Betracht. Wir verstehen die Risiken der Mission, wir verstehen die Gefahr unseres
Lebens hier... und wir werden kein Lösegeld zahlen.“
Sinnott
ist seit 1954 für die Missionsgesellschaft „St. Kolumban“ auf den Philippinen. Dort
machte er sich vor allem für den interreligiösen Dialog stark. Im größten christlich
geprägten Land Südostasiens leben über 80 Prozent Katholiken mit gut 5 Prozent Muslimen
zusammen. Auf der Insel Mindanao, dem Entführungsort, lebt der Großteil der philippinischen
Muslime.