2009-11-02 14:45:38

Israel: „Visafrage ist ein Dauerthema“


RealAudioMP3 Das israelische Innenministerium verschärft die Bestimmungen für Einreise- und Aufenthaltsvisa für Priester und Ordensleute. Katholische Geistliche aus Afrika erhalten künftig gar keine Visa mehr, während europäische Priester nur noch Einjahres-Visa bekommen. Die Kirche in Israel ist besorgt. Wir haben Gabi Fröhlich, unsere Korrespondentin in Jerusalem, gefragt, wie es im Moment konkret aussieht in Sachen Visa für Priester.

„Die Visafrage ist für die Kirche im Heiligen Land tatsächlich ein Dauerthema, der Franziskaner-Kustos hat das vor kurzem einmal als „nervenaufreibendes Thema“ bezeichnet; es gibt da ständige Aufs und Abs, und vor allem ist das problematisch für die Priester aus den arabischen Ländern. Das Lateinische Patriarchat hat jetzt 1 ½ Monate Behördengänge für das Visum eines jordanischen Priesters hinter sich, bis das endlich wieder erneuert wurde! Das ist nur ein Beispiel von vielen, gerade im Lateinischen Patriarchat ist dieses Thema besonders schwierig, weil die praktisch nur arabische Priester haben.
Dann gibt es aber auch Schwierigkeiten mit Ländern, die keine oder wenig politische Beziehungen mit Israel haben, wie zum Beispiel manche afrikanische Länder. Aber auch für Europäer ist es in den letzten Jahren wieder mühsamer geworden: Da sind zum Beispiel früher Visa für fünf Jahre vergeben worden; jetzt gibt es sie nur noch für ein Jahr, d.h. so manche Sekretärin von kirchlichen Einrichtungen verbringt ihre halben Arbeitstage in den Behörden, um die Visa für die Leute aus ihren Bibelinstituten oder was auch immer zu erneuern.“ 
Welche Rolle spielt die politische Lage in Israel dabei?
„Die politische Lage insgesamt spielt schon eine Rolle; wenn zum Beispiel eine Krise ist, wie jetzt der Gazakrieg Anfang des Jahres, dann werden in Israel instinktiv alle Türen etwas enger zugemacht, und das wirkt sich auch auf die Visafrage für das Kirchenpersonal aus, ganz klar. Meistens kommt es dann irgendwann zu Beschwerden von Seiten des Vatikans oder des Vatikanvertreters, und dann geht’s wieder für einige Zeit besser... und dann kommt die nächste Krise - und dann geht das ganze wieder von vorne los.
Aber auch die Zusammensetzung der Regierung und wer vor allem im Innenministerium das Sagen hat, spielt natürlich eine Rolle. In einer rechtsnationalen Regierung wie der derzeitigen mit einer religiösen Shas-Partei im Innenministerium ist es natürlich wieder schwieriger, Verständnis für kirchliche Angelegenheiten zu bekommen. Auch das wirkt sich wieder auf die Visafrage aus.“ 
Und die Beziehungen zwischen der israelischen Regierung und der Kirche, also dem Vatikan? Wie sieht denn das aus, auch im Bezug auf die Visafrage?
„Das ist eine ganz komplexe Frage. Da ist zunächst die Verhandlungsebene, Israel und der Vatikan haben ja schon 1993 einen Grundlagenvertrag verabschiedet, der die bis dahin völlig gespannten Beziehungen auf eine freundschaftliche Grundlage stellen sollte, und man kann auch sagen, dass das Verhältnis zum Judenstaat inzwischen, vor allem seit Johannes Paul II., einen ganz anderen Tonfall hat, man kann da auch anders miteinander reden. Aber im Alltag gehen die Probleme für die Kirche weiter oder sind sogar noch schwieriger geworden – da ist das Visaproblem eines der Probleme, die tatsächlich schwieriger geworden sind. Natürlich ist das immer wieder auch Frage bei den Verhandlungen: Welche rechtliche Grundlage hat die Kirche? Und im Grundlagenvertrag steht zum Beispiel, dass die Kirche Personal für ihre Aufgaben hier im Land haben und sie auch aus dem Ausland rekrutieren kann. Die Kirche hat hier einen internationalen Charakter, und der Kirche ist das auch sehr wichtig, dass dieser internationale Charakter für Jerusalem und das ganze Heilige Land irgendwie bleiben kann. In dem Grundlagenvertrag ist das also schon 1993 festgehalten worden, aber dieser Grundlagenvertrag ist nicht ratifiziert worden vom israelischen Parlament, der Knesset, bis heute nicht – d.h. er ist keine rechtliche Grundlage für Israel. Das ist natürlich schwierig, das vor den Behörden wieder einzufordern, wenn es keine gesetzliche Grundlage hat. Das alles macht das Verhältnis zwischen Israel und dem Vatikan natürlich nicht einfacher...“ 
(rv/asianews 02.11.2009 mg)







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