2009-10-30 10:39:36

Italien/D: Ein spirituelles Abenteuer


Nach knapp fünf Wochen Pilgerschaft hat Volker Leydecker sein Ziel erreicht. Er ist gemeinsam mit seinem Hund den Weg gegangen, den Pilger schon im Mittelalter von Franken nach Rom zur Grabstätte der Apostel Petrus und Paulus nutzten: die Via Francigena. Vom großen St. Bernhard Pass, der Grenze zwischen Italien und der Schweiz, ist der Pilger über Aosta und Parma nach Rom marschiert. Nun kann Volker Leydecker seinen Pilgerhut abnehmen und den Petersdom bewundern:

„Das war schon überwältigend. Ich bin in den Vatikan gegangen und habe mir die Pilgerurkunde abgeholt bei Don Bruno Vicera. Er hat sich sehr um mich bemüht und ist dann auch mit mir in den Petersdom gegangen, unten in die Katakomben zum Petrusgrab, wo nicht jeder hin kommt. Er hat mir ein paar Dinge erklärt und hat mit mir gebetet. Das war sehr beeindruckend, das geht einem sehr nahe.“

Den strahlenden Anblick des Petersdoms hat sich der Pilger auch verdient, denn der Frankenweg ist keineswegs eine bequeme Angelegenheit. Es ist zwar einfach, günstige Unterkünfte zu finden, wie zum Beispiel kleine Hotels, Jugendherbergen, Pfarreien und Klöster, aber diese sind oft sehr spartanisch eingerichtet:

„Es war Jugendherbergsstil von früher, manchmal etwas besser, manchmal etwas schlechter, meistens aber etwas schlechter. Einen Schlafsack braucht man schon. Bezogen sind die Betten nicht immer. Aber das Personal, die Pfarrer und die Helferinnen, die dafür zuständig sind, die haben sich immer sehr bemüht.“

Auch was die Wege betrifft, darf ein Pilger in Italien nicht mit den bequemsten, saubersten und ruhigsten Straßen rechnen. Schon im Mittelalter galt die Straße, die von dem Frankenkönig Karl dem Großen ausgebaut wurde, als Hauptschlagader, die Italien mit Westeuropa verband:

„Ich bin grundsätzlich zu Fuß gegangen. Ab und zu habe ich den Zug genommen, wenn die Straße zu verkehrsreich war. Relativ häufig führt der Weg sogar an belebten Straßen vorbei und da ich in Begleitung eines Hundes war und etwas mehr Platz am Straßenrand brauchte, habe ich schon öfter mal den Bus oder Zug genommen. Damit habe ich gefährliche Strecken überwunden.“

Bei den Strapazen und Anstrengungen hat Volker Leydecker auch so manches Stoßgebet an den Himmel geschickt. Der Weg ist ja bekanntlich das Ziel:

„Zum einen wollte ich schon länger einmal alleine sein, zum anderen wollte ich auch körperlich etwas machen. Ich hätte auch einen E5 Wanderweg gehen können. Aber das war mir zu langweilig. Ich wollte auch ein bisschen Kultur und Religion, so dass das alles vereint ist. Ich denke, da ist ein spiritueller Faktor schon dabei, weshalb man so etwas macht. Das war auch bei mir so.“

Die Via Francigena führt zu sehr vielen sehenswerten Kirchen und verläuft durch schöne Gebiete im Aostatal und der Toskana. Im Gegensatz zu „Trend – Pilgerwegen“ wie dem nach Santiago de Compostela, sind auf dem Frankenweg viel weniger Touristen unterwegs und man kann die Stille noch genießen. Da die Straßen schlechter ausgeschrieben sind, verläuft man sich auch leicht und die Pilgerschaft durch Italien ist ein richtiges Abenteuer.

„Es gehört schon ein bisschen Abenteuerlust dazu, um weiter zu gehen und nicht irgendwann mal die Segel zu streichen. Man darf nicht denken, jetzt muss ich jeden Tag so viele Kilometer laufen, das ist mir schon genug. Wenn ich dann noch die vielen Kilometer an Umwegen dazu rechne, dann ist es mir einfach zu stressig.“

Volker Leydecker hat das spirituelle Abenteuer auf dem Frankenweg durch und durch genossen. Abgesehen von ein paar Blasen sind er und sein Hund gut am Petersplatz angekommen. Es hat ihm besonders gut gefallen, dass er sich besinnen konnte. Langweilig war es ihm jedenfalls nicht auf dem Pilgerweg und er hat gelernt, was es heißt, genügsam zu sein.

„Ich kann es nur jedem empfehlen, so etwas mal zu machen. Mir hat es gut gefallen. Es waren jetzt fünf Wochen abseits vom Alltag. Ich habe keine Zeitung gelesen, ich habe kein Radio gehört, ich habe mich abgeschottet. Und das geht, das geht ganz gut. Wenn man einfach einmal das macht, was man wirklich tut, dann fehlt einem wirklich nichts.“

(rv 29.10.2009 is)








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