Vatikan/Schweiz: Vatikanzeitung kritisiert Hans Küng
Der Vatikan weist
die Attacken des Schweizer Theologen Hans Küng gegen seine jüngste Anglikaner-Initiative
als „realitätsfern“ und verzerrend zurück. Mit Bitterkeit und ohne Fundament kritisiere
Küng das historische Einigungsbemühen des Papstes, schreibt die Vatikanzeitung „L
Osservatore Romano“ (Donnerstagausgabe). Küng stelle diese als „listige Machtoperation“
dar, die in politischen Kategorien der extremen Rechten zu lesen sei.
Küng
hatte in der römischen Zeitung „La Repubblica“ (Mittwoch) die Errichtung einer neuen
katholischen Kirchenstruktur für ehemalige Anglikaner als „unökumenische Piraterie“
bezeichnet. „Es lohnt nicht, die Fehler und die Ungenauigkeiten dieses jüngsten Textes
von Küng hervorzuheben“, heißt es in dem Kommentar von Chefredakteur Giovanni Maria
Vian. Er ignoriere absichtlich Fakten; der Ton grenze mitunter an Komik und gereiche
der Lebensgeschichte Küngs einmal mehr nicht zur Ehre. Schließlich verhöhne der Autor
auch noch den anglikanischen Primas, der mit dem katholischen Erzbischof von Westminister
eine gemeinsame Erklärung zu dem Vorgang abgegeben hatte.
Küng hatte in seinem
Artikel wörtliche geschrieben: „Dieser Papst fischt in rechten Gewässern“. Benedikt
XVI. wolle die schrumpfende Schar der römischen Katholiken mit anglikanischen Sympathisanten
auffüllen. Dazu mache er es deren Geistlichen sehr leicht, indem er ihnen die Beibehaltung
ihres Ehe-Status erlaube. Die neue römische Maßnahme sei nichts anderes als ein „drastischer
Kurswechsel“ in der Ökumene, so der Tübinger Theologe, dem der Vatikan 1979 wegen
theologischer Differenzen die kirchliche Lehrerlaubnis entzog.
Um Küngs Artikel
zu bewerten, brauche man nicht zu derart überzogenen Worten zu greifen, kontert nun
die Vatikanzeitung – „auch wenn viel Bitterkeit angesichts dieses erneuten grundlosen
Angriffs gegen die Kirche von Rom und ihr unbestreitbares ökumenisches Engagement
bleibt“.