Mangelnde Demokratie
sei der Grund für die seit Monaten zunehmende Gewalt islamischer Fundamentalisten
gegen religiöse Minderheiten in Pakistan. Das sagte im Interview mit Radio Vatikan
der pakistanische Minister für den Schutz religiöser Minderheiten, Shabaz Bhatti.
Ein Schlüssel im nachhaltigen Kampf gegen den Terror sei der interreligiöse Dialog,
so Bhatti:
„Wir rufen daher Menschen aller Glaubensrichtungen und die religiösen
Führer in Pakistan dazu auf, Toleranz und Verständigung in der Gesellschaft zu fördern.
Frieden, Gleichberechtigung und Menschlichkeit muss unsere Botschaft heißen. So müssen
wir uns den Kräften entgegenstellen, die versuchen, die Bürger dieses Landes im Namen
der Religion zu entzweien.“
Angehörige religiöser Minderheiten dürften
im mehrheitlich muslimischen Pakistan nicht länger als „Bürger zweiter Klasse“ behandelt
werden, forderte Bhatti, der selbst Katholik ist. Das sei mit dem Gleichheitsprinzip
der pakistanischen Verfassung nicht vereinbar. Paragraphen wie das umstrittene Blasphemiegesetz
gelte es zu revidieren, da sie zu Missbrauch und Diskriminierung führten. Auch wolle
er sich für die Einführung eines alternativen Religionsunterrichtes an Schulen einsetzen:
„Der
Islamunterricht ist bisher noch Pflichtfach an Schulen. Allerdings hat mein Ministerium
kürzlich eine Empfehlung an das Erziehungsministerium weitergeleitet. Diese schlägt
vor, dass erstens eine vergleichende Religionskunde in den Unterricht integriert wird
und zweitens für nicht-muslimischen Schüler die Möglichkeit besteht, in ihrer eigenen
Religion unterrichtet zu werden. So kann schon an den Schulen ein harmonisches Miteinander
der Religionen wachsen.“
Unterdessen mehrt sich in Pakistan der öffentliche
Druck zur Abschaffung des umstrittenen Blasphemiegesetzes. In Islamabad und Karachi
demonstrierten am vergangenen Wochenende erneut interreligiöse Verbände und Menschenrechtsorganisationen
für die Nivellierung des Gesetzes. Es sei ein Relikt aus der Zeit der Militärdiktatur
von General Mohammed Zia-ul-Haq und verfassungswidrig, so der Vorwurf der Menschenrechtler.
– Das so genannte Blasphemiegesetz sieht schwere Strafen für die Beleidigung des Korans
oder des islamischen Propheten Mohammed vor. Es wurde 1986 unter im Militärregime
General Mohammed Zia ul-Haq eingeführt, indem er die Scharia zur Rechtsgrundlage machte.