Vatikan/Zypern: Gespräche mit Orthodoxie kommen langsam voran
Die gemischte katholisch-orthodoxe
Dialoggkommission, die jüngst auf Zypern tagte, ist einen kleinen Schritt vorangekommen.
So resümierte Kardinal Walter Kasper, der vatikanische Ökumene-Chef, nach seiner Rückkehr
aus Paphos die Ergebnisse des einwöchigen Treffens. Die russisch-orthodoxe Kirche
war dabei in die Kommission zurückgekehrt, die sie vor zwei Jahren wegen eines innerorthodoxen
Streits verlassen hatte. Auf Zypern habe man der vatikanischen Delegation einen herzlichen
Empfang bereitet, und auch das Gesprächsklima zwischen den 30 katholischen und orthodoxen
Theologen sei sehr gut gewesen, sagte Kasper.
„Dennoch haben wir eine sehr,
sehr schwierige Frage debattiert, aber sie steht nun einmal im Mittelpunkt unserer
Kontroverse. Das ist eine Sache, die ein emotionales Gewicht seit vielen hundert Jahren
hat: Die Rolle des Bischofs von Rom in der universellen Union der Kirche im ersten
Jahrtausend.“
Wenn in den vergangenen Jahren darauf das Gespräch kam,
ging es oft sehr emotional zu, erinnerte sich Kardinal Kasper. Das sei bei den jüngsten
Gesprächen nicht mehr der Fall gewesen.
„Zwar gab es in den vergangenen
Wochen Protestkundgebungen besonders in Griechenland, aber auch auf Zypern. Wir haben
bei unseren Gesprächen auch nur kleine Schritte vorwärts gemacht. Es war immerhin
Konsens, dass es so etwas wie einen Primat gibt, und dass es sich auch nicht bloß
um einen Ehrenprimat handelt. Sondern es gibt eine Wirklichkeit dahinter. Bisher ist
es uns aber nicht geglückt, zu definieren, was diese Wirklichkeit im ersten Jahrtausend
war. Auch weil das erste Jahrtausend lang dauerte! Da gab es verschiedene Entwicklungen,
Zeichen und Zeugnisse. Aber wichtig war, dass die Mitglieder der Dialogkommission
und auch die Synoden trotz der Kundgebungen dazu entschlossen sind, den Dialog fortzusetzen.“
Das nächste Treffen wird im kommenden Jahr in Wien stattfinden, informierte
Kasper. - Die Dialogkommission existiert seit 1979 auf gemeinsamen Wunsch Papst Johannes
Paul II. und des Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. Nach tiefen Meinungsverschiedenheiten
unterbrach sie im Jahr 2000 ihre Tätigkeit und nahm sie erst 2006 wieder auf. Ein
Jahr später kam es zu einem Eklat in Ravenna, als die russisch-orthodoxe Kirche ihre
Mitarbeit aussetzte. Mit diesem Schritt protestierte das Moskauer Patriarchat gegen
die eigenständige orthodoxe Kirche Estlands, die sich unter die Jurisdiktion Konstantinopels
gestellt hat. Der neue Moskauer Patriarch Kyrill und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios
I. konnten den Zwist in Istanbul ausräumen. Sie legten damit auch die Basis für eine
einheitliche Dialoglinie der Orthodoxen gegenüber Rom. So nahmen am Treffen in Paphos
diesmal wegen einer internen Vereinbarung der Orthodoxen ausschließlich die 14 autokephalen
(selbständigen) Patriarchate und Kirchen teil, nicht aber die autonomen Kirchen.