2009-10-28 11:16:24

Papst: „Theologie kann weder im Knien noch im Sitzen allein gemacht werden“


RealAudioMP3 „Zwischen Glaube und Vernunft herrscht eine natürliche, in der Schöpfungsordnung begründete Freundschaft.“ Das sagte Papst Benedikt XVI. bei der dieswöchigen Ausgabe der Generalaudienz, bei der er ganz zum Theologie-Professor auf der Kathedra Petri wurde. Benedikt sprach über die zwei großen mittelalterlichen Strömungen bzw. Arten, Theologie zu betreiben. Bei der einen geht es eher ums Hören, bei der anderen eher ums Analysieren. Ersteres wurde in den Klöstern gepflegt, letzteres in den Städten an den Kathedralschulen, „scholae“ genannt. Papst Benedikt:

„Dementsprechend lassen sich zwei verschiedene Modelle des Theologietreibens unterscheiden: die monastische Theologie und die scholastische Theologie. Erstere war vornehmlich eine biblische Theologie, die vom geistlichen Ansatz der lectio divina der Mönche herrührte. Hier schloss das Verlangen nach Gott die Liebe zum Wort, die Durchdringung der Texte der Heiligen Schrift in allen Dimensionen mit ein. Diese monastische Theologie vollzog sich in einer inneren Haltung des Gebets und war ein betendes Hören auf Gottes Wort.“

Die scholastische Theologie dagegen verwendet eine andere Methode, nämlich die der Frage, auf Latein: „quaestio“, führte der Papst aus.

"Von autoritativen Textsammlungen ausgehend stellen sich dem Menschen Fragen: Gegenüber dem, was die Überlieferung sagt, was das Wort Gottes sagt, brechen Fragen auf; das Wort wird zum Problem. Und nun diskutiert der Lehrer mit den Schülern zusammen, wie dieses Wort zu verstehen ist und annehmbar werden kann. Im Disput tauchen einerseits die autoritativen Quellen, andererseits die Argumente der Vernunft auf, und man versucht beides schließlich zusammenzuführen in einer Lösung, in der das Wort Gottes Antwort auf das menschliche Fragen wird und der Glaube, indem die Vernunft in ihn eingetreten ist, tiefer und persönlicher wird. Man hat dann diese „quaestiones“, diese Fragen und Dispute in Büchern zusammengefasst, die man „Summen“ nennt, systematische Formen der Theologie. So sollten die Einheit und die Harmonie der christlichen Offenbarung aufgezeigt werden, vor allem die Einheit von Vernunft und Glaube. Beide Theologien gehören zusammen: einerseits Theologie, in der die Liebe zu Gott und zum Wort Gottes anwesend ist, andererseits Theologie, in der die Nüchternheit der Vernunft und das rechte Verstehen in der jeweiligen Zeit arbeitet. Hans Urs von Balthasar hat einmal von „sitzender“ und „kniender“ Theologie gesprochen. Aber die ganze Theologie kann nicht allein im Knien und nicht allein im Sitzen gemacht werden. Beides, das betende Sich-Beugen vor Gott und das denkende Hinausgreifen in das Verstehen, gehört zusammen, damit wirkliche Theologie entsteht."

 
Den Pilgern und Besuchern aus den Ländern deutscher Sprache sagte der Papst:

„Glaube und Vernunft helfen dem menschlichen Geist bei der Suche nach der Wahrheit, nach Gott. Diese Suche muss von einer Haltung des Gebets, der Demut und des Staunens begleitet sein. Dann wächst die Erkenntnis der Wahrheit und wird echte Weisheit des Herzens. Gott schenke uns dabei das Licht seiner Gnade.“

(rv 28.10.2009 gs)








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