2009-10-27 09:51:26

20 Jahre Mauerfall: „Revolution, auf die wir stolz sein können“


RealAudioMP3 „Das geschlossene Brandenburger Tor stand da wie ein Symbol der Trennung; als es endlich geöffnet wurde, wurde es zum Symbol der Einheit“. Johannes Paul II. ließ daran keinen Zweifel, als er im Juni 1996 zum letzten Mal Deutschland besuchte. Demonstrativ stellte der Papst aus Polen, der schon mit seinem Besuch 1979 dort den Anstoß zum oppositionellen Aufbruch gab, sich vor das Brandenburger Tor.

Neben Johannes Paul II. stand Eberhard Diepgen. Der gebürtige Berliner war 15 Jahre lang Regierender Bürgermeister Berlins - bis zum Jahr des Mauerfalls in Westberlin, nach gut einem Jahr Pause dann ab 1991 im wiedervereinigten Berlin. Diepgen sagt heute rückblickend:
 
„Der Papst hat meiner Meinung nach in der Gesamtentwicklung in Polen eine hervorragende Rolle gespielt. Und ohne die Entwicklung in Polen wäre auch die Entwicklung in Deutschland wahrscheinlich nicht so gelaufen, weil es eine Fülle von Ermunterungen gegeben hat. Das hat Rückwirkungen gehabt für die Hoffnungen und die Erwartungen der Menschen auch in der der damaligen DDR. Sie sagten, wenn die dort das können, müssen wir mal sehen, dass wir auch ein Stückchen Handlungsspielraum haben, wenigstens für die Reform des Sozialismus.“

 
Die Wiedervereinigung entsprach 1989/90 keineswegs dem Zeitgeist, so Diepgen, der im November 68 wird. Viele hätten sich damals weitgehend mit der Teilung Deutschlands abgefunden.

„Wir mussten es durchsetzen mit viel Glück hinsichtlich der sowjetischen Republik und auch der Widerstände unserer eigenen Verbündeten und Nachbarn. Wenn man sich das als historischen Prozess vor Augen hält, dann kann ich nur sagen: Donnerwetter, es war eine gute Revolution.“

Die Deutschen müssten sich abgewöhnen, von Wende zu reden. Der Begriffe Wende verharmlose und sei von den DDR-Spitzen eingeführt worden:
 
„Der Begriff ist von den Kommunisten benutzt worden. Honecker-Nachfolger Egon Krenz wollte deutlich machen, dass jetzt alles neu anfängt und wollte damit Vertrauen gewinnen; was unmöglich war. Das verharmlost. Wenn man sich ansieht, welche bedeutenden Veränderungen dabei auch für die europäische Entwicklung eingeleitet wurden, und dass diese durch Großdemonstrationen durchgesetzt worden sind – das System ist durch die Großdemonstrationen so nervös und so handlungsunfähig geworden, so vor sich her getrieben worden – dann muss man sagen, dass das eine Revolution war. In der deutschen Geschichte sollte man sich auf die Dinge, auf die man stolz sein kann, auch mit den richtigen Begriffen entsinnen. Deswegen bleibe ich bei dem Begriff Revolution.“

(rv 27.10.2009 bp)









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