Benedikt XVI. freut
sich über das wachsende Interesse an der Bibel und über die vielen Bibelkreise in
den Pfarreien. Das sagte er an diesem Montag bei einer Audienz zum 100. Geburtstag
des Päpstlichen Bibelinstituts.
„Dank dem Zweiten Vatikanischen Konzil
und seiner Dogmatischen Konstitution ,Dei Verbum´ haben die Menschen viel stärker
verstanden, wie wichtig das Wort Gottes im Leben und im Auftrag der Kirche ist. Das
hat in den christlichen Gemeinschaften zu einer echten geistlich-pastoralen Erneuerung
geführt – vor allem, was die Predigt betrifft, die Katechese, das Theologiestudium
und den òkumenischen Dialog.“
Bibelwissenschaftler sollten „die Bibel dem
Leben des Volkes Gottes näherbringen“, so der Papst weiter. Die Heilige Schrift könne
„in dieser säkularisierten Welt mehr sein als die Seele der Theologie, nämlich eine
Quelle der Spiritualität und des Glaubens für alle, die an Christus glauben“. Benedikt
nannte die historisch-kritische Methode der Bibelauslegung ausdrücklich „legitim und
notwendig“, erinnerte aber auch an den „theologischen Charakter der Exegese“.
„Denn
die Grundvoraussetzung für ein theologisches Verständnis der Bibel ist die Einheit
der Schrift, und dieser Voraussetzung entspricht methodologisch die Analogie des Glaubens,
also das Verständnis der einzelnen Texte vom Ganzen ausgehend. Das Konzil gibt auch
einen weiteren Hinweis zur Methode: Das Volk Gottes, das in der Geschichte Träger
der Schrift ist, ist eines, und eine einzige ist auch die Schrift. Wer sie also als
Einheit liest, liest sie von der Kirche aus, ihrem Lebensort, und erkennt im Glauben
der Kirche ihren wahren Interpretations-Schlüssel. Wenn die Exegese noch Theologie
sein will, muss sie anerkennen, dass der Glaube der Kirche diese Form der „Sympathie“
ist, ohne den die Bibel ein Buch mit sieben Siegeln bleibt.“
Die Tradition
verschließe nicht etwa den Zugang zur Schrift, sondern öffne ihn vielmehr, so der
Papst. Das „entscheidende Wort bei der Interpretation der Schrift“ sei „Sache der
Kirche“.
Das Päpstliche Bibelinstitut wurde im Mai 1909 vom damaligen Papst
Pius X. gegründet; es ist eng mit der Päpstlichen Universität Gregoriana und dem Ostkirchlichen
Institut in Rom verbunden. Wie diese wird es vom Jesuitenorden betreut.