2009-10-25 11:50:51

Vatikan: Afrika-Synode endet mit großer Messe in St. Peter


RealAudioMP3 Gesänge in afrikanischen Sprachen, Bischöfe aus ganz Afrika in grünen Meßgewändern am Petrusgrab – so ist an diesem Sonntag die Sonder-Synode von Bischöfen zum Thema Afrika zu Ende gegangen. Papst Benedikt feierte mit über 240 Oberhirten aus allen Teilen des „Schwarzen Kontinents“ eine große Messe in St. Peter. Dabei forderte er, die Globalisierung müsse „alle Völker einschließen“ und dürfe niemanden an den Rand drängen.

Papst: „Steh wieder auf, Kirche Afrikas!“
„Enwerw m anuri“ – „Welche Freude!“ Mit diesem Lied in der nigerianischen Sprache Igbo begann die Schlußmesse der Bischofssynode. Mit Papst Benedikt standen die afrikanischen Kardinäle Peter Turkson aus Ghana, Wilfrid Fox Napier aus Südafrika und Theodore Adrien Sarr aus Senegal am Hochaltar. Lesungen und Fürbitten gab es an diesem Sonntag im vollbesetzten Petersdom u.a. in den Sprachen Swahili oder Kikongo. „Die Kirche in Afrika im Dienst an Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden“ – mit diesem Thema hatten sich Bischöfe und Experten aus ganz Afrika seit dem 4. Oktober im Vatikan beschäftigt.
„Die Synode hat betont und vorgeführt, dass die Kirche wirklich Familie Gottes ist, in der es keine ethnischen, sprachlichen oder kulturellen Spaltungen geben kann“, meinte der Papst in seiner Predigt. „Bewegende Zeugnisse haben uns gezeigt, dass der Heilige Geist auch in den dunkelsten Momenten der menschlichen Geschichte die Herzen von Opfern und Verfolgern verwandeln kann, so dass sie sich als Brüder erkennen. Eine versöhnte Kirche ist starker Sauerteig der Versöhnung auf dem ganzen afrikanischen Kontinent!“

„Nur Mut, steh auf!“ Diesen Ruf Jesu aus dem Evangelium dieses Sonntags gab der Papst den Synodenvätern mit auf den Heimweg in ihre Länder. „Steh wieder auf, Kirche in Afrika, Familie Gottes, und setz dich ein für die Neuevangelisierung, für die Versöhnung, für den Frieden über alle religiösen, ethnischen, sprachlichen, kulturellen, sozialen Grenzen hinweg! Bei dieser schwierigen Mission bist du nicht allein, Kirche in Afrika – die ganze katholische Kirche ist dir nahe!“ Sie arbeite auch dafür, „dass keinem Afrikaner mehr das tägliche Brot fehlen möge“.

„Die Globalisierung muss nicht einfach fatalistisch hingenommen werden, als würden ihre Dynamiken von anonymen, unpersönlichen Kräften hervorgerufen. Sie ist eine menschliche Realität und daher formbar, je nach kultureller Ausrichtung. Die Kirche setzt sich dafür ein, dass dieser Prozess in die Richtung von Beziehung zu anderen, Brüderlichkeit und Teilen geht.“

Kardinal Turkson: „Das Schönste war die Solidarität“
„Ich glaube, dass die Teilnehmer der Synode ziemlich zufrieden sind, was den Arbeitsstil, die Methode und unsere Ergebnisse betrifft“: Das sagt Kardinal Peter Turkson aus Ghana. Er war so genannter Generalrelator der Synode und wird ab 2010 neuer Präsident des Päpstlichen Friedensrates in Rom. „Es war eine schöne Erfahrung für die Synodenväter: Sie konnten untereinander ihre Erfahrungen austauschen. Wir fühlen uns ermutigt, von all dem, was wir besprochen haben, jetzt auch mal etwas in die Tat umzusetzen! Das Schönste hier war der Geist der Solidarität, der alles geprägt hat.“

Nach der Synode ist vor der Synode – sprich: Auch Kardinal Turkson weiß, dass nach Abschluß der Beratungen jetzt noch die eigentliche Arbeit bevorsteht.

„Erst müssen wir mal das Abschlußdokument sehen, dass der Papst auf der Basis dessen, was wir hier gemacht haben, erarbeiten wird. Er wird sich jetzt über alle Wortmeldungen, die es im Plenum gegeben hat, beugen – mal sehen, was er daraus macht. Und vor allem müssen wir Synodenväter jetzt alles tun, damit unsere Ortskirche anfängt, sich als Familie zu fühlen. Die Kräfte und die Ressourcen haben wir – was fehlt, ist die Führungsqualität, die „leadership“, in der Kirche und beim Staat. Das ist das, was wir jetzt versuchen sollten, dem Kontinent zu geben.“

Benedikt: „Mir scheint, es ist uns geglückt“
Die Synode hätte auch schiefgehen können – darauf hat der Papst schon am Samstag bei einem gemeinsamen Essen mit den afrikanischen Bischöfen hingewiesen. Es habe da, so meinte er in einer spontanen kleinen Ansprache, zwei Gefahren gegeben:
„Dieses Thema Versöhnung/Gerechtigkeit/Friede impliziert eine stark politische Dimension... Also bestand die Versuchung, weniger als Hirten und mehr als Politiker zu sprechen und dadurch mit einer Kompetenz, die gar nicht die unsere ist. Die andere Gefahr war umgekehrt, sich in eine rein spirituelle Welt zurückzuziehen, die abstrakt ist und schön, aber eben nicht realistisch! Ein Hirte muss aber eine realistische Sprache führen, er muss die Wirklichkeit anfassen, wenn auch in der Perspektive Gottes und seines Wortes.“

„Ein konkretes, aber geistliches Wort zu sagen – das war das große Problem der Synode, und mir scheint, es ist uns geglückt“, so Benedikt XVI. Die Synode gehe jetzt zu Ende und zugleich weiter, denn „sinodos“ bedeute ja „gemeinsamer Weg“: „Wir bleiben weiter mit dem Herrn auf dem Weg...“

P. Lombardi: „Nicht nur für, sondern mit Afrika marschieren!“
Von den großen Worten übergehen zum konkreten Leben“ – das rät jetzt auch Vatikansprecher Federico Lombardi. In einem Editorial für uns meint der Jesuitenpater, Afrika brauche jetzt die Solidarität der Weltkirche: „Dabei geht es nicht nur darum, die materiellen Ressourcen Afrikas in den Blick zu nehmen, sondern vor allem auch seine „graue Materie“, das Gehirn – also den Geist und das Herz seiner Einwohner. Im Respekt für Würde, Verantwortung und Selbstbestimmung der Afrikaner. Wir sollten nicht nur für, wir sollten vor allem mit Afrika marschieren!“

Angelus: Papst spricht von Zypernreise
Papst Benedikt legte den Afrikanern an diesem Sonntag beim Angelusgebet die Schlußbotschaft ans Herz, die die Synode mit Blick auf Afrika formuliert hat. Die Botschaft wurde vor ein paar Tagen veröffentlicht. Sie sei ein Versuch, „die Erfahrungen, Erwartungen und Projekte Afrikas“ zu formulieren, so der Papst. Und er rief den Afrikanern zu, sie sollten „Salz und Licht“ ihres Kontinents sein. Dann war Benedikt aber in Gedanken schon bei der nächsten Synode: In einem Jahr treten im Vatikan Bischöfe aus dem Nahen Osten zusammen, um über Probleme und Chancen des Christentums in ihrer Region nachzudenken. Er werde bei einer Reise auf die Insel Zypern das so genannte „Instrumentum laboris“, also den Grundlagentext dieser Synode, vorstellen, kündigte der Papst an.

Per Live-Schaltung war Benedikt beim Angelusgebet mit Mailand verbunden: Dort wurde nämlich in seinem Auftrag Carlo Gnocchi selig gesprochen, ein Priester, der in der Nachkriegszeit durch seine karitative Arbeit bekannt wurde. Zur Seligsprechung, die unter dem Motto stand „Immer auf der Seite des Lebens“, gab es also Grüße des Papstes. Auf deutsch sagte Benedikt beim Angelus einige Sätze zum Evangelium dieses Sonntags, das von der Heilung eines Blinden berichtet:

„Jesus hat das inständige Rufen des Bartimäus gehört und ihm sein Augenlicht wiedergeschenkt. Das ermutigt uns, mit all unseren persönlichen Schwierigkeiten, in den Anliegen der Kirche und ebenso mit den Herausforderungen und Nöten des afrikanischen Kontinents voll Glauben und Vertrauen zu Christus zu kommen. Er schenkt auch uns Hilfe und Heil. Der Herr behüte euch und eure Familien!“ 
(rv 25.10.2009 sk)







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