Vatikan: Afrika-Synode endet mit großer Messe in St. Peter
Gesänge in afrikanischen
Sprachen, Bischöfe aus ganz Afrika in grünen Meßgewändern am Petrusgrab – so ist an
diesem Sonntag die Sonder-Synode von Bischöfen zum Thema Afrika zu Ende gegangen.
Papst Benedikt feierte mit über 240 Oberhirten aus allen Teilen des „Schwarzen Kontinents“
eine große Messe in St. Peter. Dabei forderte er, die Globalisierung müsse „alle Völker
einschließen“ und dürfe niemanden an den Rand drängen.
Papst: „Steh wieder
auf, Kirche Afrikas!“ „Enwerw m anuri“ – „Welche Freude!“ Mit diesem Lied in
der nigerianischen Sprache Igbo begann die Schlußmesse der Bischofssynode. Mit Papst
Benedikt standen die afrikanischen Kardinäle Peter Turkson aus Ghana, Wilfrid Fox
Napier aus Südafrika und Theodore Adrien Sarr aus Senegal am Hochaltar. Lesungen und
Fürbitten gab es an diesem Sonntag im vollbesetzten Petersdom u.a. in den Sprachen
Swahili oder Kikongo. „Die Kirche in Afrika im Dienst an Versöhnung, Gerechtigkeit
und Frieden“ – mit diesem Thema hatten sich Bischöfe und Experten aus ganz Afrika
seit dem 4. Oktober im Vatikan beschäftigt. „Die Synode hat betont und vorgeführt,
dass die Kirche wirklich Familie Gottes ist, in der es keine ethnischen, sprachlichen
oder kulturellen Spaltungen geben kann“, meinte der Papst in seiner Predigt. „Bewegende
Zeugnisse haben uns gezeigt, dass der Heilige Geist auch in den dunkelsten Momenten
der menschlichen Geschichte die Herzen von Opfern und Verfolgern verwandeln kann,
so dass sie sich als Brüder erkennen. Eine versöhnte Kirche ist starker Sauerteig
der Versöhnung auf dem ganzen afrikanischen Kontinent!“
„Nur Mut, steh
auf!“ Diesen Ruf Jesu aus dem Evangelium dieses Sonntags gab der Papst den Synodenvätern
mit auf den Heimweg in ihre Länder. „Steh wieder auf, Kirche in Afrika, Familie
Gottes, und setz dich ein für die Neuevangelisierung, für die Versöhnung, für den
Frieden über alle religiösen, ethnischen, sprachlichen, kulturellen, sozialen Grenzen
hinweg! Bei dieser schwierigen Mission bist du nicht allein, Kirche in Afrika – die
ganze katholische Kirche ist dir nahe!“ Sie arbeite auch dafür, „dass keinem Afrikaner
mehr das tägliche Brot fehlen möge“.
„Die Globalisierung muss nicht einfach
fatalistisch hingenommen werden, als würden ihre Dynamiken von anonymen, unpersönlichen
Kräften hervorgerufen. Sie ist eine menschliche Realität und daher formbar, je nach
kultureller Ausrichtung. Die Kirche setzt sich dafür ein, dass dieser Prozess in die
Richtung von Beziehung zu anderen, Brüderlichkeit und Teilen geht.“
Kardinal
Turkson: „Das Schönste war die Solidarität“ „Ich glaube, dass die Teilnehmer
der Synode ziemlich zufrieden sind, was den Arbeitsstil, die Methode und unsere Ergebnisse
betrifft“: Das sagt Kardinal Peter Turkson aus Ghana. Er war so genannter Generalrelator
der Synode und wird ab 2010 neuer Präsident des Päpstlichen Friedensrates in Rom.
„Es war eine schöne Erfahrung für die Synodenväter: Sie konnten untereinander ihre
Erfahrungen austauschen. Wir fühlen uns ermutigt, von all dem, was wir besprochen
haben, jetzt auch mal etwas in die Tat umzusetzen! Das Schönste hier war der Geist
der Solidarität, der alles geprägt hat.“
Nach der Synode ist vor der Synode
– sprich: Auch Kardinal Turkson weiß, dass nach Abschluß der Beratungen jetzt noch
die eigentliche Arbeit bevorsteht.
„Erst müssen wir mal das Abschlußdokument
sehen, dass der Papst auf der Basis dessen, was wir hier gemacht haben, erarbeiten
wird. Er wird sich jetzt über alle Wortmeldungen, die es im Plenum gegeben hat, beugen
– mal sehen, was er daraus macht. Und vor allem müssen wir Synodenväter jetzt alles
tun, damit unsere Ortskirche anfängt, sich als Familie zu fühlen. Die Kräfte und die
Ressourcen haben wir – was fehlt, ist die Führungsqualität, die „leadership“, in der
Kirche und beim Staat. Das ist das, was wir jetzt versuchen sollten, dem Kontinent
zu geben.“
Benedikt: „Mir scheint, es ist uns geglückt“ Die Synode
hätte auch schiefgehen können – darauf hat der Papst schon am Samstag bei einem gemeinsamen
Essen mit den afrikanischen Bischöfen hingewiesen. Es habe da, so meinte er in einer
spontanen kleinen Ansprache, zwei Gefahren gegeben: „Dieses Thema Versöhnung/Gerechtigkeit/Friede
impliziert eine stark politische Dimension... Also bestand die Versuchung, weniger
als Hirten und mehr als Politiker zu sprechen und dadurch mit einer Kompetenz, die
gar nicht die unsere ist. Die andere Gefahr war umgekehrt, sich in eine rein spirituelle
Welt zurückzuziehen, die abstrakt ist und schön, aber eben nicht realistisch! Ein
Hirte muss aber eine realistische Sprache führen, er muss die Wirklichkeit anfassen,
wenn auch in der Perspektive Gottes und seines Wortes.“
„Ein konkretes,
aber geistliches Wort zu sagen – das war das große Problem der Synode, und mir scheint,
es ist uns geglückt“, so Benedikt XVI. Die Synode gehe jetzt zu Ende und zugleich
weiter, denn „sinodos“ bedeute ja „gemeinsamer Weg“: „Wir bleiben weiter mit dem
Herrn auf dem Weg...“
P. Lombardi: „Nicht nur für, sondern mit Afrika
marschieren!“ Von den großen Worten übergehen zum konkreten Leben“ – das rät
jetzt auch Vatikansprecher Federico Lombardi. In einem Editorial für uns meint der
Jesuitenpater, Afrika brauche jetzt die Solidarität der Weltkirche: „Dabei geht
es nicht nur darum, die materiellen Ressourcen Afrikas in den Blick zu nehmen, sondern
vor allem auch seine „graue Materie“, das Gehirn – also den Geist und das Herz seiner
Einwohner. Im Respekt für Würde, Verantwortung und Selbstbestimmung der Afrikaner.
Wir sollten nicht nur für, wir sollten vor allem mit Afrika marschieren!“
Angelus:
Papst spricht von Zypernreise Papst Benedikt legte den Afrikanern an diesem
Sonntag beim Angelusgebet die Schlußbotschaft ans Herz, die die Synode mit Blick auf
Afrika formuliert hat. Die Botschaft wurde vor ein paar Tagen veröffentlicht. Sie
sei ein Versuch, „die Erfahrungen, Erwartungen und Projekte Afrikas“ zu formulieren,
so der Papst. Und er rief den Afrikanern zu, sie sollten „Salz und Licht“ ihres Kontinents
sein. Dann war Benedikt aber in Gedanken schon bei der nächsten Synode: In einem Jahr
treten im Vatikan Bischöfe aus dem Nahen Osten zusammen, um über Probleme und Chancen
des Christentums in ihrer Region nachzudenken. Er werde bei einer Reise auf die Insel
Zypern das so genannte „Instrumentum laboris“, also den Grundlagentext dieser Synode,
vorstellen, kündigte der Papst an.
Per Live-Schaltung war Benedikt beim Angelusgebet
mit Mailand verbunden: Dort wurde nämlich in seinem Auftrag Carlo Gnocchi selig gesprochen,
ein Priester, der in der Nachkriegszeit durch seine karitative Arbeit bekannt wurde.
Zur Seligsprechung, die unter dem Motto stand „Immer auf der Seite des Lebens“, gab
es also Grüße des Papstes. Auf deutsch sagte Benedikt beim Angelus einige Sätze zum
Evangelium dieses Sonntags, das von der Heilung eines Blinden berichtet:
„Jesus
hat das inständige Rufen des Bartimäus gehört und ihm sein Augenlicht wiedergeschenkt.
Das ermutigt uns, mit all unseren persönlichen Schwierigkeiten, in den Anliegen der
Kirche und ebenso mit den Herausforderungen und Nöten des afrikanischen Kontinents
voll Glauben und Vertrauen zu Christus zu kommen. Er schenkt auch uns Hilfe und Heil.
Der Herr behüte euch und eure Familien!“ (rv 25.10.2009 sk)