Radovan Karadzic will die Eröffnungssitzung seines Prozesses vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal
boykottieren. Er werde zum Auftakt am Montag nicht vor Gericht in Den Haag erscheinen,
sagte der frühere bosnische Serbenführer in einem Schreiben an den Gerichtshof. Der
64-Jährige begründete diese Entscheidung damit, dass er nicht genug Zeit gehabt habe,
um seine Verteidigung vorzubereiten. Zudem sagte er, das Gerichtsverfahren sei längst
nicht so fair wie 1933 der Prozess in Nazi-Deutschland um den Reichstagsbrand. – Karadzic
werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkrieges
von 1992 bis 1995 in elf umfangreichen Fällen vorgeworfen, darunter zwei Fälle von
Völkermord. Im Mittelpunkt stehen das Massaker von Srebrenica, bei dem 1995 rund 8.000
Muslime getötet wurden, und die 43 Monate dauernde Belagerung der bosnischen Hauptstadt
Sarajevo. Karadzic war im vergangenen Jahr nach elfjähriger Flucht verhaftet worden.
Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er unter falschem Namen als Heilpraktiker in Serbien.