Vor einem Bedeutungsverlust der Volksparteien warnt der scheidende EKD-Ratsvorsitzende,
Bischof Wolfgang Huber aus Berlin. „Was sich mit der SPD abspielt, ist ein großes
Unglück. Darüber kann niemand froh sein“, sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur
AP. Die Demokratie sei auf stabile Volksparteien angewiesen, die unterschiedliche
Gruppen von Menschen unter einem politischen Dach zusammenführten. Bevor Huber 1994
berlin-brandenburgischer Bischof wurde, hatte er erwogen, sich als SPD-Kandidat um
ein Bundestagsmandat zu bewerben. Kritik übte Huber an der Partei „Die Linke“. Er
glaubt nicht, dass sie bessere Antworten auf Fragen der sozialen Gerechtigkeit hat
als die SPD. Die Linkspartei drücke die Kritik an dem, „was viele Menschen belastet,
populistischer aus“, als es andere Parteien zu tun bereit seien. Huber wirft der Linken
auch eine mangelhafte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit vor: „Die Linkspartei
hat die Unterdrückung und Verfolgung von Christen unter der Herrschaft der SED, ihrer
Vorgängerpartei also, bisher nicht angemessen aufgearbeitet.“ – Huber ist seit 2003
Vorsitzender des Rates der evangelischen Kirche Deutschlands, kurz EKD. Am 28. Oktober
soll in Ulm ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gewählt werden. Zu den 22 evangelischen
Landeskirchen in Deutschland gehören 24,8 Millionen Mitglieder.