2009-10-21 15:18:33

Vatikan: „Personalordinariate garantieren konversionswilligen Anglikanern ihre Tradition“


RealAudioMP3 Die anglikanische Weltgemeinschaft reagiert verhalten auf die Ankündigung des Vatikans, den Übertritt konversionswilliger Anglikaner zu erleichtern. Man rechne weder mit Massenkonversionen, noch könne man konkrete Zahlen nennen, sagte eine Sprecherin des Ehrenprimas in London gegenüber der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Der Vatikan hatte am Dienstag angekündigt, dass übertrittswillige Anglikanergemeinden künftig leichter in volle und sichtbare Gemeinschaft mit der katholischen Kirche eintreten können. Zu diesem Zweck soll die neue Rechtsform des Personalordinariats – eine Art „abgespeckte“ Diözese, vergleichbar mit einem Militärordinariat – eingerichtet werden.

Die neuen Ordinariate sollen in Abstimmung mit den jeweiligen nationalen Bischofskonferenzen je nach Bedarfslage errichtet werden. Das erklärte gegenüber Radio Vatikan Mark Langham. Er ist im Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen für den Dialog mit den Anglikanern zuständig. Das Personalordinariat ist ein Novum, so Langham. Bisher waren Übertritte zur katholischen Kirche in der Regel nur einzeln, nicht aber für Gruppen oder Gemeinden möglich.

„Das Personalordinariat ist eine neue kirchliche Struktur, damit übertrittswillige Anglikaner zwar katholisch werden doch gleichzeitig ihre Traditionen bewahren können. Denn für Anglikaner sind ihre Liturgie, Gebete und Spiritualität sehr wichtig. Paul VI. sprach beispielsweise vom so genannten anglikanischen Reichtum. Konkret wird es nun so aussehen, dass es für jedes entsprechende Land ein Ordinariat geben kann, falls dies gewünscht wird. Diese Ordinariate sind direkt den jeweiligen nationalen Bischofskonferenzen unterstellt und somit eng mit der katholischen Kirche verbunden und werden eng mit der Glaubenskongregation zusammenarbeiten. Diese Gläubigen werden also 100 Prozent Katholiken sein und müssen ihren Glauben auch öffentlich kundtun, indem sie den katholischen Katechismus akzeptieren.“

In Großbritannien begrüßten am Dienstag der anglikanische Primas und Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, und der katholische Erzbischof von Westminster, Vincent Gerard Nichols, die vatikanische Maßnahme als notwendige Klärung. Langham:

„Es gibt viele Gruppen innerhalb der so genannten Church of England, die sehr froh sind, dass der Papst diese Konstitution in ein paar Wochen erlassen wird. Das sind vor allem anglikanische Gruppen des katholischen Flügels. Denn innerhalb der anglikanischen Gemeinschaft gibt es verschiedene Fraktionen. Sie kennen ja kein einheitliches Lehramt wie wir. Bildlich gesprochen sind sie eine Tischgemeinschaft, an der jeder sitzen darf, wo er will. Der eine sitzt auf der rechten Seite, der andere auf der linken und ein weiterer befindet sich zwei Schritte hinter dem Tisch. Es gab auch Gruppen, die den Papstbeschluss kritisch sehen. Doch im Allgemeinen wird die Apostolische Konstitution als Ansporn für den ökumenischen Dialog zwischen Anglikanern und Katholiken angesehen.“

Der vatikanische Anglikaner-Fachmann Langham sieht demnach keine Schwierigkeiten im künftigen Dialog zwischen Katholiken und der anglikanischen Weltgemeinschaft.

„Aus katholischer Sicht wird der Dialog mit der anglikanischen Kirche weitergehen. Denn der ökumenische Dialog ist etwas anderes als die Anfrage des Übertritts, die wir von vielen anglikanischen Gruppen erhalten haben. Das sind also zwei verschiedene Paar Schuhe. So werden wir beispielsweise nächste Woche die offiziellen Gespräche mit der anglikanischen Kirche fortführen.“

Das Interesse von Beobachtern richtet sich nun darauf, wie die Lösung kirchenrechtlich aussehen wird. Denn mit der künftigen Regelung können ehemalige anglikanische Gemeinden in einer katholischen Diözese Gottesdienst mit Elementen ihrer Tradition feiern. Auch blieben im ökumenischen Dialog viele Fragen offen, so Langham.

„Die schwierigen Fragen sind ja bekannt. Es geht um Frauenpriestertum, Ordinierung von Frauen zu Bischöfinnen, die Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren oder die Ordinierung von praktizierenden Homosexuellen. Für uns Katholiken handelt es sich bei diesen Fragen um klare Brüche der apostolischen Tradition. Doch es gibt noch weitere Punkte, die wir ansprechen müssen und die tiefgründiger sind. Es geht um die Frage der kirchlichen Autorität. Das ist wohl die schwierigste aller Fragen. Denn in der anglikanischen Kirche dürfen so genannte Kirchenprovinzen selber entscheiden, was sie einführen möchten. Doch so gibt es keine klare und einheitliche Linie. Das macht im Übrigen den Dialog auch schwierig, weil es so viele und so verschiedene Positionen gibt.“

Nun müssten die konversionswilligen Anglikaner, die sich zuvor an den Heiligen Stuhl gewandt hätten, auf den Schritt des Vatikans antworten, so Langham. Er erwartet diese Antwort Anfang nächsten Jahres.

(rv/kap 21.10.2009 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.