Papst schafft Personalordinariat für übertrittswillige Anglikaner
Die katholische Kirche ist bereit, Anglikaner aufzunehmen, die zum Katholizismus übertreten
wollen. Dazu wird Papst Benedikt XVI. demnächst eine entsprechende Apostolische Konstitution
erlassen, die an diesem Dienstag im Vatikan vorgestellt wurde. In letzter Zeit sei
die Zahl anglikanischer Priester und Gläubiger gestiegen, „die mit Rom in sichtbarer
und voller Kommunion stehen wollen“. Das erklärte der Präfekt der Glaubenskongregation,
Kardinal William Levada, bei einer Pressekonferenz im Vatikan. Der Heilige Stuhl reagiere
damit auf zahlreiche Gesuche von Gruppen anglikanischer Priester und Laien aus verschiedenen
Teilen der Welt. Premiere seit Reformation Es
handelt sich um das erste Mal, dass die Kirche eine solche Regelung für eine aus der
Reformation entstandene Kirche einführt. Dazu wird der Vatikan eine neue kanonische
Struktur aufstellen, indem diese Gemeinschaft einem so genannten Personal-Ordinariat
unterstellt wird. Das bedeutet, dass diese Gläubigen einen eigens für sie vorgesehenen
Ordinarius haben. Die Konstitution von Papst Benedikt XVI. sieht auch vor, dass die
bisher verheirateten anglikanischen Priester anerkannt werden. An der Spitze der neuen
Struktur soll demnach ein „Personal-Ordinarius“ im Rang eines unverheirateten Priesters
oder Bischofs stehen. Die neue Rechtsform des Personalordinariats – einer Art „abgespeckter“
Diözese, vergleichbar dem Militärordinariat - sieht die katholische Priesterweihe
auch für verheiratete, früher anglikanische Geistliche vor. Zu Bischöfen könnten jedoch
aufgrund der christlichen Tradition nur unverheiratete Geistliche bestimmt werden.
Deren Seminaristen sollen zudem zusammen mit den übrigen katholischen Priesteramtsanwärtern
ausgebildet werden; jedoch sollen sie eine besondere Ausbildung in anglikanischer
Tradition erhalten.
Streitpunkte Uneinigkeit über die Zulassung
von Frauen zu den Weihen führte in den letzten Jahrzehnten zu Kontroversen innerhalb
der anglikanischen Kirche. Mittlerweile erlaubt ein Teil von ihr die Weihe von Frauen
zu Bischöfinnen. Dies ist offenbar einer der Hauptgründe für einige anglikanische
Gemeinschaften, zum Katholizismus überzutreten. Die anglikanische Kirche und die katholische
englische Bischofskonferenz begrüßen den neuen Papst-Erlass. Damit werde den Gläubigen
geholfen, die sich in jüngster Zeit „unsicher fühlten“, ob und wie sie der katholischen
Kirche beitreten können.