Benedikt XVI. gratuliert EU-Kommissionspräsident José Barroso zu seiner Wiederwahl.
Bei einer Audienz für den neuen EU-Vertreter beim Vatikan (es ist der französische
Diplomat Yves Gazzo) meinte der Papst, es stimme, dass die EU „ein Raum des Friedens
und der Stabilität rund um gemeinsame Werte“ sei. „Aber” – so Benedikt wörtlich –
„man darf doch daran erinnern, dass die EU diese Werte nicht selbst entworfen hat,
sondern dass es eher diese gemeinsamen Werte sind, die überhaupt erst zur Bildung
der EU geführt haben und die über den Kern der Gründerländer hinaus auch noch andere
Nationen angezogen haben.“ Diese Werte seien „Frucht einer langen und verwickelten
Geschichte, in der – wie keiner leugnen wird – das Christentum eine herausragende
Rolle gespielt hat“. Wörtlich fuhr der Papst fort: „Die Gleichheit aller Menschen,
die Freiheit des Bekenntnisses als Wurzel aller anderen bürgerlichen Freiheiten, Friede
als entscheidendes Element des Gemeinwohls... das sind alles zentrale Elemente der
christlichen Offenbarung, die die europäische Zivilisation auch weiter prägen.“
Wenn
die Kirche an die christlichen Wurzeln Europas erinnere, tue sie dies keineswegs,
weil sie irgendwelche Privilegien für sich wolle, so Benedikt. Sie wolle vielmehr
eine „mehr und mehr verschwiegene Wahrheit“ wieder ins öffentliche Bewußtsein heben:
dass nämlich „die Gründungsväter der EU dezidiert christlich inspiriert“ waren. Die
christlichen Werte seien „kein Wildwuchs und kein Beiwerk“, sondern ein „zusammenhängendes
Ganzes, das von einem präzisen Menschenbild ausgeht“. Wenn Europa seine Gründungswerte
beiseiteschiebe, drohe es zu einem Opfer von Lobby-Gruppen zu werden, „die ein ehrgeiziges
gemeinsames Projekt zugunsten von Teilinteressen beschädigen“.