Wochenkommentar: „Abtreibung ist ein Totalangriff auf Frieden und Freiheit“
Koordinaten des Friedens
und der Freiheit - die vermisst der katholische Publizist Martin Lohmann bei Friedensnobelpreis
Barack Obama. „Der Friedensnobelpreis ehrt einen Mann, für den Abtreibung ein ganz
normales Menschenrecht ist“, kritisiert Lohmann in seinem Wochenkommentar für Radio
Vatikan. Proteste, Enttäuschung und auch das Gefühl der Verletzung bei denen, „die
im Recht auf Leben und Freiheit den besten Dienst am Frieden erkennen können“, seien
mehr als verständlich, meint der Vorsitzender der Dachorganisation christlicher Lebensrechtsverbände
in Deutschland.
Liebe Hörerinnen und Hörer,
vor einer Woche habe
ich an dieser Stelle dem neuen Preisträger viel Mut zur Klarheit gewünscht. Denn den
braucht er dringend. Heute sollten wir noch einmal klar und entschieden nach Amerika
schauen, genauer gesagt: auf Barack Hussein Obama. Der Friedensnobelpreis für diesen
US-Präsidenten erregt weiter die Gemüter. Manche, nein: sogar viele sind regelrecht
empört über diese offenbar ausschließlich politisch einseitig motivierte Entscheidung
des Nobelpreiskomitees. Ja, man hört sogar manche von Verrat reden. Der Friedensnobelpreis
sei schwer beschädigt, geradezu entehrt durch diese Ehrung.
Verständlich? Sehr
verständlich! Wir erinnern uns: Mutter Teresa war eine nachweisbare Anwältin des Friedens
und erinnerte vor drei Jahrzehnten daran, dass jede Tötung eines noch nicht geborenen
kleinen Menschen ein Totalangriff auf Freiheit und Frieden ist. Johannes Paul II.
war einer der größten Apostel des Friedens und der Freiheit – und wurde vom Auswahlkomitee
nicht für würdig befunden, diesen Preis zu bekommen. Beide großen Heiligen hatten
berechenbare Koordinaten des Friedens und der Freiheit.
Berechenbare Koordinaten
scheint der von vielen zum politischen Messias hochstilisierte Obama wohl auch zu
haben. Nur leider die falschen. Es sind nachweislich keine Koordinaten des Friedens.
Kein anderer amerikanischer Präsident hat bisher die Abtreibung, also die Tötung von
nicht geborenen Menschen, als Mittel der Familienplanung so sehr begrüßt wie eben
Obama. Dafür hat er ganz zu Beginn seiner Präsidentschaft – wie im Wahlkampf versprochen
– viele Gelder freigegeben, die zuvor eingefroren worden waren.
Der nicht mehr
ganz neue US-Präsident hält die Tötung von noch nicht geborenen Menschen für ein hart
erkämpftes Recht der Frauen. Seine Kirche United Church of Christ befürwortet
Abtreibung und betreibt selbst ein Krankenhaus, in dem viele Abtreibungen durchgeführt
werden. Er will mit dem Freedomof Choice Act Abtreibung vollständig
legalisieren – ohne Indikationen, ohne Fristen, ohne Gewissensfreiheit für das medizinische
Personal. Der Friedensnobelpreis ehrt einen Mann, für den Abtreibung ein ganz normales
Menschenrecht ist. Wer oder was soll hier eigentlich die Ehre bekommen? Ein Recht
auf Tötung? Ein Recht auf Zerstörung des Friedens dort, wo er naturgegeben am sichersten
sein soll und muss?
Proteste, Enttäuschung und auch das Gefühl der Verletzung
bei denen, die im Recht auf Leben und Freiheit den besten Dienst am Frieden erkennen
können, sind mehr als verständlich. Übrigens: Die gefährliche und heimtückische Ideologie
des Gender mainstreaming, das sich vielen fälschlicherweise als Gleichberechtigung
verkauft und mit netten Floskeln als harmlos zu tarnen versteht, lugt auch in diesem
Fall hervor. Denn dort versteckt sich dieses absurde Recht auf Tötung hinter einem
amputierten Begriff auf Selbstbestimmung. Wohl dem, der Durchblick hat.
Mutter
Teresa hatte ihn. Johannes Paul II. ebenso. Benedikt XVI. sowieso. Und: Die Lebensschützer,
also all jene, die wider den Mentalterror der Pseudofreiheit sich einsetzen für echten
Frieden und wahre Freiheit. Der neue Friedensnobelpreisträger hat diesen Beweis noch
vor sich. Oder aber der Friedensnobelpreis ist nicht mehr das, was auf ihm drauf steht:
ein Preis für den Frieden. Denn Abtreibung ist ein Totalangriff auf Frieden und Freiheit.
Wer also meint, in der Menschentötung ein Grundrecht sehen zu müssen, kämpft gegen
Frieden und Freiheit.
Martin Lohmann (52) ist katholischer Publizist, Buchautor
und Vorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht (BVL), der Dachorganisation christlicher
Lebensrechtsverbände und -gruppen in Deutschland. Sein neues Buch „Das Kreuz mit dem
C. Wie christlich ist die Union?“ hat in Deutschland aktuell engagierte Debatten
ausgelöst. (rv 17.10.2009 red)