Fast genau zehn Jahre
nach Ende des Kosovo-Krieges stehen Tausende kosovarische Flüchtlinge in Deutschland
vor der Abschiebung. Ein entsprechendes Abkommen mit dem Kosovo werde voraussichtlich
im Herbst unterschrieben, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin. Rund
9.800 der knapp 14.400 Kosovaren, die Deutschland abschieben will, zählen laut Bundesregierung
zur Volksgruppe der Roma. Aus katholischer Sicht gebe es viele Bedenken über das Abkommen.
Das erklärt gegenüber Radio Vatikan Salesianerpater Jozef Lančarič von der Katholischen
Zigeunerseelsorge.
„Es handelt sich um Menschen, die nicht zehn Jahre sondern
fast 20 Jahre in Deutschland leben. Die meisten kamen nämlich vor dem Ende des Krieges
hierher. Es geht aber darum, dass diese Leute in ihrer Heimat überhaupt keine Zukunftsperspektiven
haben.“
Das Abkommen zwischen Deutschland und Kosovo sieht vor, dass das
kleine Balkan-Land grundsätzlich alle Menschen aufnimmt, die Papiere aus der einstigen
jugoslawischen Provinz vorlegen können oder die dort nachweislich gelebt hatten. Doch
diese Regelung verberge große Schwierigkeiten, so Pater Lančarič.
„In ihrer
Heimat will sie niemand empfangen. Und dann kommt noch hinzu, dass die meisten Roma
staatenlos sind. Viele haben die Papiere verloren – zum Teil auch bewusst. Der Staat
Jugoslawien, vor dem sie geflohen sind, existiert nicht mehr. Daher fragt man sich,
wohin sollen sie überhaupt hingehen. Im Kosovo heißt es dann, die haben keine Papiere,
dann seien sie auch keine Kosovaren sondern vielleicht ein Serbe, Slowene oder Kroate.“
Aus
Deutschland sollen pro Jahr maximal 2.500 Anträge auf Rückführung gestellt werden.
Dabei soll darauf geachtet werden, dass nicht nur Roma abgeschoben werden. Die Voraussetzungen
für eine Abschiebung müssten aber in jedem einzelnen Fall geprüft werden.