Die Christen in Ägypten
sind in den letzten Jahren zunehmend in Bedrängnis geraten. Die koptische Minderheit
hat in Ägypten, wo der Islam Staatsreligion ist, unter Verfolgung und Zwangbekehrungen
durch fanatische Moslems zu leiden. Gegen den wachsenden Fundamentalismus im Land
versucht die katholische Kirche mit Sozialarbeit und Bildungsangeboten anzugehen und
„Brücken“ zwischen Christentum und Islam zu schlagen, sagte der Bischof Kyrillos William
von Assiut im Gespräch mit Radio Vatikan. Gudrun Sailer hat ihn im Rahmen der laufenden
Afrika-Synode im Vatikan getroffen. Kyrillos:
„Es gibt 180 katholische
Schulen in Ägypten, die von Patres und Nonnen geführt werden. Dort wird die Elite
der Gesellschaft ausgebildet. Wenn die Menschen später hohe Posten haben, dann schulden
Sie den Christen und der katholischen Kirche Anerkennung. Denn von Christen wurden
sie schließlich ausgebildet. Die Erziehung in unseren Schulen ist so gut, dass wir
sogar fundamentalistische Kinder dort haben. Wir erziehen die Kinder im Respekt vor
Anderen und den Werten.“
In Ägypten gibt es zum ersten Mal eine Bürgermeisterin
und sie ist Christin. Würden Sie es unterstützen, dass es mehr Frauen im öffentlichen
Leben gibt. Ist das ein besonderes Anliegen der Kirche in Ägypten?
„Mit
Sicherheit. Die Kirche versucht, Frauen zu ermutigen, ihre Posten zu haben und auch
in Würde zu leben, denn in der Kirche gibt es keinen Unterschied zwischen Männern
und Frauen.“
Wie muss man sich denn das Leben der Kopten in Ägypten heute
vorstellen. Also, in Ägypten existiert die Kirche seit 2000 Jahren ununterbrochen.
Wie sieht das Leben der Kopten und ihre gesellschaftliche Stellung heute aus und welche
Berufe haben sie?
„Sie sind ein Teil der Gesellschaft. Wir sind eine Minderheit,
aber nicht ethnisch, sondern nur numerisch. Deshalb machen die Kopten das gleiche,
was die anderen auch machen. Aber sie sind von einigen hohen Posten ausgeschlossen.
In der Regierung ist kein Platz für Christen. Ab und zu gibt es einen Gouverneur,
es sind ganz wenige Minister und im Parlament fast keiner. Auch bei der Polizei und
als Direktor der Universität hat noch nie ein Kopte arbeiten dürfen. Es gibt eine
Interpretation vom Koran, dass ein Kopte nicht über einen Moslem herrschen darf. Aber
einige Gelehrte sind dagegen. Ja, das ist ungerecht. Ägypten ist unsere Heimat und
die Kopten sind die Ureinwohner Ägyptens. Aber was soll man tun.“