Kardinal Kasper: „Kein Stillstand im ökumenischen Gespräch“
Auf die Schwierigkeiten innerhalb der anglikanischen Gemeinschaft angesprochen meinte
der Kardinal, die katholische Kirche sei in dieser Angelegenheit nicht der lachende
Dritte.
„Wir fischen nicht in anglikanischen Gewässern: Proselytismus ist
keine Politik der katholischen Kirche. Aber wenn Menschen vor ihrem Gewissen sagen,
dass sie katholisch werden wollen, dann können wir ihnen natürlich nicht die Tür verschließen.
Wir sind uns mit dem Erzbischof von Canterbury darin einig, dass es in diesem Punkt
Gewissens- und Religionsfreiheit geben muss. Wenn also jemand katholisch werden will,
sind wir offen dafür und sagen: Willkommen! Gleichzeitig – da hat sich nichts geändert
– wollen wir unseren Dialog mit der anglikanischen Gemeinschaft fortsetzen!“
Die
stärkere Wiederzulassung der so genannten alten Messe durch ein „Motu Proprio“ von
Papst Benedikt hat nach Ansicht von Kardinal Kasper keine negativen Auswirkungen auf
die Ökumene gehabt.
„Auf das Motu Proprio über den so genannten Außerordentlichen
Ritus der Liturgie bin ich auch von einigen Dialogpartnern angesprochen worden, ja
– aber das ist im Prinzip eine interne Angelegenheit der katholischen Kirche, und
es geht ja hier um kleine Gruppen, die diese außerordentliche Liturgie feiern… Wir
treten ja immer für die Einheit in der Vielfalt ein, und das sollte natürlich auch
im Innern unserer Kirche gelten. Das sollte man, finde ich, respektieren.“
Kasper
deutete zugleich einen Stabwechsel in der vatikanischen Ökumene-Behörde an. Er werde
im nächsten März 77; in diesem Alter sei es normal, dass man in Pension gehe, sagte
der Kardinal. Die Entscheidung über seine Ablösung und die Auswahl eines Nachfolgers
liege jedoch beim Papst. Er selbst stehe weiterhin für eine Arbeit in der Kirche zur
Verfügung, so Kasper. Der deutsche Dogmatiker und frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart
war 1999 von Papst Johannes Paul II. in den Vatikan berufen worden.