2009-10-15 15:41:57

Magazin „Kreuzfeuer": Neues Vertrauen in der Ökumene?


RealAudioMP3 „Das Vertrauen ist wiederhergestellt“. Ein Zwischenruf zum Stand der Ökumene in Deutschland. - Das Magazin behielt seinen Sendetitel „Kreuzfeuer“ - denn bis Mittwochabend hieß der Arbeitstitel der Sendung noch „Das Vertrauen ist gravierend gestört“.
Eine Sendung von Birgit Pottler:

„Offenes und konstruktives Gespräch“
Katholische und Evangelische Kirche in Deutschland haben die Missstimmung der vergangenen Wochen ausgeräumt. Am Mittwochabend trafen sich Vertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Karlsruhe zu einem klärenden Gespräch. Ein für diese Woche turnusgemäß angesetztes Treffen des evangelisch-katholischen Kontaktgesprächskreises hatte die Bischofskonferenz zuvor abgesagt. „Das Gespräch wurde offen, konstruktiv und im Geist christlicher Geschwisterlichkeit geführt. Beide Seiten sind davon überzeugt, dass das beschädigte Vertrauen wiederhergestellt werden kann und wird“, heißt es in einer anschließend veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.
 
Evangelische Seite entschuldigt sich
„Stein des Anstoßes“ war ein Text über Vorgänge in der römisch-katholischen Kirche und das katholisch-evangelische Verhältnis, der der Kirchenkonferenz der EKD zu ihrer Sitzung am 2. Juli 2009 vorlag und im August einigen Medien und auch Mitarbeitern der Bischofskonferenz zugespielt wurde. Anfang Oktober wurde in der Presse daraus zitiert. Die Kirchenkonferenz habe sich diesen Text jedoch in keiner Weise zu eigen gemacht; und „ihn vielmehr klar zurückgewiesen“. Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, distanzierte sich von dem internen Thesenpapier, in dem die katholische Kirche in Deutschland als führungsschwach und verunsichert dargestellt wurde, und bezeichnete es als „Missgriff“ und „Einzelmeinung“. Das Papier von Oberkirchenrat Thies Gundlach „wurde später anonym, missbräuchlich und gezielt verbreitet“.
Huber sagte gegenüber Radio Vatikan:
„Wir haben als evangelische Seite um Entschuldigung gebeten bei allen, die ihre Kirche und sich persönlich durch einzelne anstößige Aussagen in dem Text, der zur Rede stand, beschwert fühlen. … Der Text von Thies Gundlach war ein Text zur Vorbereitung einer Diskussion. Da aber ein Text, der in einen großen Kreis hinein verschickt wird, nicht vertraulich bleibt, hätte er erst gar nicht verschickt werden dürfen. Thies Gundlach hat auch selbst eingesehen, dass man manche Dinge nicht so zugespitzt formulieren kann. Er hat sich insofern selbst von seinem eigenen Text distanziert.“

Ein Blick zurück:
Das Papier des in EKD für Ökumenefragen zuständigen Gundlach diagnostizierte in der katholischen Kirche „irritierende Phänomene“, „handwerkliche Fehler“ und „grundlegende Unsicherheiten“. Dem Bischofskonferenzvorsitzenden Robert Zollitsch spricht Gundlach die „orientierende und prägende Kraft“ ab. Für die evangelische Seite reklamiert der Verfasser die intellektuelle Marktführerschaft in der Gesellschaft.

Auszüge aus dem EKD-Papier
Wohl geht das Papier aus von einer „breiten, stabilen und zuversichtlich stimmenden Grundlage“; die Basis Ökumene in Deutschland sei zu Recht vielgelobt und das Verhältnis zwischen beiden Kirchen sei weitgehend „sachlich orientiert und partnerschaftlich ausgerichtet“. Die Ökumenische Aufbruchswelle nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil habe in der „Gemeinsamen Rechtfertigungserklärung“ 1999 ihren symbolischen Höhepunkt und vorläufigen Schlussstein gefunden. Seit 1999 seien die Signale der Verschiedenheit und der Andersartigkeit stärker geworden, so Gundlach und zählt offenbar auf evangelischer Seite doch nicht vergangene Einzelheiten aus zehn Jahren auf:
Den Auftakt machte das Dokument Dominus Jesus aus dem Jahr 2000, das mit der berühmt-berüchtigten Formulierung von den Reformationskirchen, die nicht Kirchen „im eigentlichen Sinne seien“, einen Klang in die ökumenischen Beziehungen eintrug, der in dieser Deutlichkeit für große Verwunderung und Enttäuschung gerade bei denen sorgte, die mit Herz und Engagement jene gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre vorangetrieben hatten. … Seither tauchte immer häufiger das Stichwort von der „ökumenischen Eiszeit“ bzw. dem „ökumenischen Stillstand“ auf. (…)
Seit dem Amtsantritt Benedikt XVI. am 19. April 2005 sind insgesamt Irritationen zu spüren, die keineswegs nur auf interne Dimensionen der römisch-katholischen Weltkirche bezogen bleiben, sondern die Grundfrage auslösen, ob die römisch-katholische Kirche mit diesem Papst ihr Verhältnis zum 2. Vaticanum neu justieren will. (…)
Nimmt man … nur jene gleichsam „hausgemachten, Irritationen“ seit Amtsantritt Benedikts XVI. in den Blick, dann bieten sich zwei grundverschiedene Deutungen an: Entweder man vermutet eine gewisse Inkompetenz der Vatikanführung, die sich zwar theologisch außerordentlich präzise und kenntnisreich zu äußern versteht, die aber die diplomatischen Empfindlichkeiten und potenziellen politischen Störungen nicht angemessen einzuschätzen vermag, oder aber man nimmt Absicht und Strategie an und vermutet, dass der Vatikan eine Distanzierungspolitik von den wesentlichen Errungenschaften des 2. Vaticanum anstrebt.

Dass bei der Einführung von Reinhard Marx als Erzbischof in München und Freising nicht alle bayerischen Bischöfe dabei gewesen seien, wertet Oberkirchenrat Gundlach als einen Hinweis auf ernste Differenzen im deutschen Episkopat. Die Debatte um den künftigen Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken wird der katholischen Seite ebenso angelastet wie die Schwierigkeiten an der katholischen Universität Eichstätt.

 
Neben diesen vielleicht noch als „handwerkliche Fehler“ und „vorübergehende Irritationen“ deutbaren Ereignissen finden sich einige Indizien, die auf grundlegendere Unsicherheiten hinweisen. (…)
Die intellektuelle und positionelle Präsenz in gesellschaftlich relevanten und politisch heiklen Fragen wird in den letzten Jahren deutlich von der evangelischen Kirche dominiert und geprägt. Die inhaltliche Profilierung der christlich-kirchlichen Positionen im Diskurs der Gesellschaft verantwortet nicht selten die evangelische Kirche, die zum Teil aufgrund ihrer Flexibilität auch gemeinsame Positionen mit der römisch-katholischen Kirche modifiziert hat, um nicht in eine prinzipielle Verweigerung gegenüber neueren Entwicklungen und Einsichten zu geraten (Stichwort Stichtagsverschiebung). In den Augen der römisch katholischen Geschwister sieht dies mitunter aus wie ein „unsicherer Kantonist“, im Selbstverständnis der evangelischen Kirche ist die Lernbereitschaft und Kompromissfähigkeit im Blick auf das relativ Beste stärker ausgeprägt.

Die von Bistum zu Bistum unterschiedlichen Reformprozesse sorgten für große Verunsicherung. Der deutsche (ebenso wie der weltweite) Katholizismus habe erhebliche Mühe, die notwendigen und unabwendbaren Pluralisierungen intern aufzufangen. Gundlach macht „mindestens zwei“ einander „massiv bekämpfende Richtungen“ aus; ihre angeblichen Repräsentanten: der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller für Kardinal Karl Lehmann. Der Lutheraner unterscheidet folgende Strömungen:
 
Die vorläufig noch in der Minderheit seiende Richtung, die eine Rückkehr „hinter das Vaticanum II“ für eine angemessene Profilierungsstrategie hält, und die gegenwärtig wohl noch die Mehrheit habende Richtung, die die Errungenschaften des 2. Vaticanums für eine unaufgebbare Öffnung der katholischen Kirche für die Gegenwart hält. (…)
Das Ringen dieser beiden Positionen bzw. Strategien wird das Verhältnis der römischkatholischen Kirche zur evangelischen Kirche in Deutschland auch in naher Zukunft prägen. Wie ein angeschlagener Boxer wird die katholische Kirche schwanken zwischen öffnenden Gesten und ruppiger Abgrenzung, zwischen ökumenischen Einladungen und profilierender Abgrenzung.

Die evangelische Kirche kenne „dieses interne Ringen zwischen Profil und Öffnung ebenfalls sehr gut“ und werde daher „Verständnis und Geduld für die römisch katholischen Geschwister aufbringen und mit Dankbarkeit die Gesprächsfäden aufgreifen, die sich anbieten“.
 
Zugleich aber wird die evangelische Kirche sich daran erinnern, dass sie etwas erfahrener ist in der Anerkennung der Verschiedenheit und in der gegenseitigen Achtung des Unterschiedenen, so dass sie gelassener im Umgang mit Vielfalt und Pluralität ist.
Grund zur Überheblichkeit habe die Evangelische Kirche in Deutschland nicht, „denn eine verunsicherte römisch-katholische Kirche“ schwäche „das gemeinsam Christliche in einer Gesellschaft, die sich nach Geborgenheit und Zuversicht sehnt in Zeiten der Sorgen“.

„Vertrauen gravieren gestört“
Die Reaktionen, nachdem das interne Papier seit Anfang Oktober schließlich für öffentliche Debatten sorgte:
„Das Papier des EKD-Kirchenamtes enthält harte Worte“, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz Matthias Kopp. „In dieser Situation wäre es falsch, einfach zur Tagesordnung des halbjährlichen Kontaktgesprächskreises zwischen Bischofskonferenz und EKD-Rat überzugehen. Die Absage des Kontaktgesprächskreises und die Vereinbarung eines klärenden Gespräches sollen helfen, ein derzeit sehr belastendes und in der Öffentlichkeit breit diskutiertes Problem zu lösen.“
„Das Vertrauen ist gravierend gestört“, sagte der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller. Das EKD-Papier zeuge von einer „bislang nicht gekannten mangelnden ökumenischen Sensibilität“, so der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz in der Würzburger „Tagespost“ (14.10.).
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick - zu seinem Erzbistum gehören die Region Ansbach und Teile der Stadt Nürnberg - ist auf ein gutes Klima in der Ökumene angewiesen. Auf Ortsebene gehe das Miteinander auch gut, aber das EKD-Papier enthalte „Vorwürfe und Sichtweisen, die hinter das zurückgehen, was wir bisher als Stand der Ökumene angenommen haben. Das ist eine große Verunsicherung, eine große Störung, jetzt muss erst darüber gesprochen werden“.

Zeitpunkt für Störfeuer
denkbar ungünstig
Der Zeitpunkt, zu dem die interne Kritik aus der EKD an die Öffentlichkeit kam, war denkbar ungünstig. Am 31. Oktober feiert die Ökumene den 10. Jahrestag der gemeinsamen Unterzeichnung der Rechtfertigungserklärung in Augsburg, und wenige Monate vor dem Zweiten Ökumenischen Kirchentag sind derartige Irritationen störend. Schick: „Wir haben miteinander Augsburg geplant, und wollen diese Feier durchführen; der Ökumenische Kirchentag in München ist geplant; er steht unter dem Thema der Hoffnung. Diese Störfeuer begünstigen diese beiden Ereignisse ganz sicher nicht günstig.“

Umso günstiger der Ausgang des Treffens im kleinen Kreis. Für die katholische Seite waren beteiligt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, Kardinal Karl Lehmann und Bischof Gerhard Ludwig Müller, dazu der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer SJ. Auf evangelischer Seite nahmen teil: der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, Landesbischof Ulrich Fischer und Landesbischof Johannes Friedrich, dazu der Präsident des Kirchenamtes der EKD, Hermann Barth.

Wurde das Vertrauen wieder hergestellt?
Bischof Wolfgang Huber: „Diese Frage kann man uneingeschränkt mit Ja beantworten. Wir sind davon überzeugt, dass durch dieses offene konstruktive Gespräch, das von einem Geist christlicher Geschwisterlichkeit geprägt war, die Unklarheiten, Anstöße und nachvollziehbaren Verletzungen ausgeräumt worden sind.“
Bischof Gerhard Ludwig Müller: „Das kann man so sagen. Das Vertrauen war durch diese Textvorlage ja etwas angekränkelt, aber es war nicht komplett in Frage gestellt. Wir kennen uns alle und sind seit vielen Jahren Teilnehmer am Kontaktgesprächskreis und haben ein Grundvertrauen.

 
„Niedrig und gemein“
Dass das Papier anonym und gezielt verbreitet wurde, sei eine Handlungsweise, „die man nur als niedrig und gemein bezeichnen kann“, sagte Huber. Sie verdiene es nicht, dass man nach ihren Motiven fragt. Verdient sie Nachforschungen und Konsequenzen? Oder ist der Vorgang nach dem klärenden Gespräch vom Tisch?
„Die Sache ist vom Tisch, und sie würde im Nachhinein ja nicht besser, wenn wir wüssten auf welchem Weg dieser Text an die Öffentlichkeit gekommen ist. Wenn sich das herausstellen würde und es gäbe in unserem eigenen Bereich einen Vertrauensbruch, dann müsste das natürlich Konsequenzen haben. Aber wir werden keine gezielten Anstrengungen unternehmen. Wir haben wichtigeres zu tun, als mit der Stange im Nebel zu stochern.“

„Früher zum Telefon greifen“
und Schaden vermeiden
„Wir haben wieder eine gute Basis für die Ökumene in Deutschland gefunden“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nach dem Gespräch. Nun gelte es, den Blick nach vorne zu richten. Störfeuer wie dieses sollen künftig vermieden werden, sagte Zollitsch im Domradio:
„Wir haben vereinbart, dass wir dann, wenn Irritationen auftauchen sollten oder wir befürchten müssten, dass der andere etwas falsch versteht, wir dann möglichst bald zum Telefonhörer greifen wollen, um den Schaden von vornherein zu vermeiden. Daran hat man in der letzten Zeit vielleicht zu wenig gedacht. Wenn wir das stärker in den Blick nehmen, kann es eine gute Basis für die Arbeit in der Zukunft sein, und davon gehe ich aus.“

„Nicht alles falsch“
Katholische und evangelische Seite verständigten sich folglich auf eine noch intensivere Zusammenarbeit. In „Sorgfalt und Ruhe“ müssten die ökumenischen Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre aufgearbeitet werden, sagte Huber. An dem zurückgewiesenen Thesenpapier sei nicht alles falsch.
„Es besteht kein Zweifel daran, dass der Text ,Dominus Jesus’ vom Jahr 2000, der in seinem Wortlaut ja auch 2007 noch einmal aufgenommen wurde, eine Belastung der Ökumene gewesen ist. In seinem Kern sagt dieser Text, der ja auch innerkatholisch unterschiedlich bewertet wird, dass die Kirchen der Reformation nicht Kirchen im eigentlichen Sinn sind. Es ist auch deutlich, dass es bei vielen Gemeinsamkeiten in der Beurteilung ethischer Fragen es auch unterschiedliche Ansätze und Akzente gibt. Das wurde mitunter im Einvernehmen anerkannt, das hat aber auch schon zu Schwierigkeiten und Belastungen geführt. Wir wissen alle, dass die Unterschiede im Amtsverständnis noch nicht so aufgearbeitet sind, dass man sagen kann, sie behinderten den wechselseitigen Respekt vor dem Kirche sein der anderen Seite nicht. Dies wäre aber doch eine unerlässliche Voraussetzung dafür, dass wir ökumenisch weiter kommen. Das sind Beispiele von Fragen, die sich im letzten Jahrzehnt besonders deutlich gezeigt haben und vor denen man nicht resignieren darf, sondern mit denen man beherzt und mit Gottvertrauen umgehen muss.“

Kein Trend zurück
Die katholische Kirche wehrte sich vor allem gegen Befürchtungen, es gebe einen Trend hinter das Zweite Vatikanische Konzil zurück. Kirchenpolitische Entscheidungen wie etwa der Umgang mit den Piusbrüdern seien zu vermeintlichen Phänomenen zusammengefügt worden.
Bischof Müller: „Davon kann in keiner Weise die Rede sein. Denn für uns als katholische Theologen ist das Konzil die höchste Autorität in der Kirche. Es kann in keiner Weise in Frage gestellt werden. Wenn man das tut, ist man nicht mehr Katholisch. Daher ist so eine Analyse und Bewertung, dass es geheim oder offen darum ginge, das Zweite Vatikanische Konzil zu hintergehen, völlig abwegig. Hier wird eine Tendenz unterstellt, die auf diese Weise gar nicht wahrzunehmen ist und die der katholischen Kirche und dem Verständnis des Konzils widerspricht.“
Das Dokument „Dominus Iesus“ mit seiner Erklärung zum Kirchenverständnis aus katholischer Sicht könne durchaus Missverständnisse hervorrufen. Inhaltlich werde jedoch nichts anderes gesagt als bereits vom Konzil. Doch man dürfe nicht vergessen, dass die ökumenische Situation in Deutschland kirchengeschichtlich besonders belastet sei.

„Unterschiede aushalten“
und gemeinsam Zeichen setzen
Das „klärende Gespräch“ vom Mittwochabend in Karlsruhe erlaube es, nun „freier miteinander umzugehen“, so Müller.
„Wir waren uns darüber einig, dass wir nicht nur freundlich miteinander reden, sondern dass wir auch aufgelaufene Dinge, die man bislang nicht benennen wollte, um die Atmosphäre nicht zu stören, klar aussprechen. Das ist auch geschehen und es war für alle eine Befreiung. Vielleicht ist dies das positive Ergebnis, dass man nun freier und ohne äußerlichen Harmoniezwang miteinander umgehen kann und eine klare Linie verfolgt.“
Zehn Jahre nach der gemeinsamen Unterzeichnung zur Erklärung der Rechtfertigungslehre am 31. Oktober 1999 in Augsburg biete es sich geradezu an, eine Zwischenbilanz zu ziehen, betonte Huber. Erinnerung an die historische Einigung reiche nicht. „Wir müssen fragen, was sich zum Guten weiterentwickelt hat, was wir in Deutschland, das ökumenisch betrachtet in einer einmaligen Situation ist, auch an Neuansätzen formulieren können.“
Der katholische Ökumene-Verantwortliche Müller ergänzt: „Auf der Basis des Gemeinsamen muss man lernen, die Unterschiede auszuhalten, aber sie auch positiv fruchtbar machen. So können wir uns in Zukunft gemeinsam einer größeren Fülle des Evangeliums und seiner konkreten Verwirklichung der Welt von heute stellen.“
Das Evangelium in der Welt verwirklichen sei vordringliche Aufgabe. Der Zweite Ökumenische Kirchentag in München 2010 werde dafür ein deutliches Zeichen setzen, hält auch die Erklärung von Karlsruhe fest.
Der Berliner Bischof Huber, bereits mit dem ersten ÖKT betraut: „Wir haben bewusst das Leitwort für den zweiten ÖKT gewählt: ,Damit ihr Hoffnung habt’. Wir sind davon überzeugt, dass gerade in der jetzigen gesellschaftlichen Situation mit den Ernüchterungen und Herausforderungen, wie der weltweiten Finanzmarktkrise und dem Klimawandel, sich Christen dadurch miteinander verbunden wissen, dass sie diese Herausforderungen mit Hoffnung angehen. Das wird das große Zeichen von München sein. Da sind wir alle miteinander sehr zuversichtlich.“

(rv 15.10.2009 bp)









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