Synode: Schick fordert Zusammenarbeit zwischen Kirche und Politik
Eine prophetische
Stimme müsse die Kirche in Politik und Gesellschaft erheben. Das sagte der Bamberger
Erzbischof Ludwig Schick vor der laufenden Afrika-Synode im Vatikan. Schick, der bei
der Deutschen Bischofskonferenz die Kommission Weltkirche leitet, forderte einen Beitrag
der Kirche für eine gerechtere Gesellschaft, eine Evangelisierung auch unter den Machthabern
Afrikas und ein konkretes Miteinander von staatlichen und kirchlichen Stellen. Im
Gespräch mit Birgit Pottler zog Schick eine Zwischenbilanz der Bischofsversammlung,
die im Vatikan dieser Tage Halbzeit hat. Nach den einzelnen Wortmeldungen machen sich
die Synodenväter nun an die Ausarbeitung konkreter Vorschläge für die Kirche in Afrika
und das päpstliche Abschlussdokument. Erzbischof Schick:
„Es geht darum,
mit den Politikern wirklich ins Gespräch zu kommen. Es gibt ganz wichtige Dinge zu
lösen, die man nur mit der Politik lösen kann, wie zum Beispiel die Frage des gerechten
Handels. Wir müssen vor allem mit afrikanischen Politikern reden. Aber auch internationale
Debatten, zum Beispiel über das Immigrationsproblem, sind wichtig. Wir müssen über
Menschenhandel, Prostitution und Handelsbeschränkungen, die von den westlichen Ländern
auferlegt werden, sprechen. Die Synode will Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung
erreichen. Das ist ein umfassender Auftrag. Da muss auch die Politik mit einbezogen
werden, und deshalb habe ich dieses Statement abgegeben.
Wie glauben Sie
wird das, was in der Synode debattiert wird, von den Politikern aufgenommen? Bleibt
die Synode ein innerkirchliches Ereignis oder können auch Impulse für den Kontinent
ausgehen?
„Der Inhalt der Synode kann Impulse geben. Das zeigt sich schon
allein daran, dass bei der Synode der UNO-Beauftragte für Darfur anwesend war und
auch der Generaldirektor der des Welternährungsprogramms. Das allein zeigt schon,
dass die Politik und vor allem eben die Vereinten Nationen auch Interesse an der Synode
haben. Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Botschaft der Synode und auch die Vorschläge
für das päpstliche Schreiben klar sind, damit dann auch etwas daraus wird. Die Synode
ist dynamisch, sie ist offen und ich habe die Hoffnung, dass das auch eine Synode
wird, die etwas zu sagen hat und etwas bewirkt.
Im Vorfeld der Synode war
die Rede davon, dass die Kirche auch auf die eigenen Probleme schauen muss, wenn sie
in Sachen Versöhnung etwas erreichen möchte. Die mitunter bestehende Zerstrittenheit
in den eigenen Reihen wurde im Arbeitspapier zur Synode offen benannt. Wie erleben
Sie diesen Spagat beziehungsweise den ständigen Ausgleich zwischen innerem und äußerem
Wirken?
„Ich sagte ja schon, die Synode ist dynamisch, und sie ist offen.
Aber sie ist auch ehrlich. Und es wird sehr deutlich gesagt, was in der Kirche nicht
gut läuft oder nicht gut gelaufen ist und wo Veränderungs- und Bekehrungsbedarf gesehen
wird. Es ist völlig klar, dass man nicht nach Außen reden kann, ohne auch nach Innen
zu schauen und ohne zunächst bei sich selbst anzufangen. Es gibt Ansätze, und es gibt
auch nach Innen hin klare Botschaften. Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen, damit
wir dann auch berechtigterweise Forderungen nach Außen stellen können, die dann auch
gehört werden.“
Wie inseriert sich die Synode in den Vatikan, der einerseits
durch viele Kurienmitarbeiter mitunter europäisch geprägt ist, aber ja weltkirchlich
wirken soll. Wie funktioniert dieses Miteinander?
„Die klare Mehrheit bei
der Synode sind die afrikanischen Bischöfe. Der Papst hat von Amts wegen alle Präsidenten
und Vorsitzenden der Kurienämter eingeladen. Aber auch unter diesen gibt es Afrikaner.
Er hat einige ordentliche Synodenmitglieder aus den europäischen, asiatischen und
amerikanischen Ländern eingeladen. Diese sind aber eigentlich dort, um ihre Sicht
einzubringen und die Ergebnisse der Synode auch nach Außen in ihre Länder zu tragen.
Das finde ich sehr gut, aber es muss natürlich eine Synode der Afrikaner sein. Die
Afrikaner sprechen und die Afrikaner sind auch die eigentlich Handelnden, die Akteure
in der Synode. Die anderen bringen natürlich durch ihre Reden verschiedene Vorschläge
und Sichtweisen ein, aber es ist eine afrikanische Synode, und die Afrikaner müssen
auch ihre Forderungen stellen und ihre Veränderungswünsche einbringen. Dann kann die
Synode gelingen.“
Bis zum 24. Oktober tagen die rund 400 Teilnehmer der
Zweiten Sondersynode für Afrika in der Synodenaula. Den feierlichen Schlussakkord
setzt die Eucharistiefeier mit Papst Benedikt XVI. am 25. Oktober im Petersdom.