2009-10-13 16:51:29

D/Nigeria: Erzbischof klagt an – Nigerias Reichtum auf Schweizer Banken


RealAudioMP3 Reiche Vielfalt in bitterer Armut, so schildert Erzbischof Matthew Man-Oso Ndagoso die Situation in seinem Heimatland Nigeria. Der 48-jährige Erzbischof von Kaduna ist derzeit zu Gast im Erzbistum Freiburg. Im Rahmen der Missio-Kampagne zum laufenden Monat der Weltmission berichtet er von seiner kirchlichen Arbeit in einem der vielfältigsten, aber auch konfliktreichsten Länder Afrikas. Ein Beitrag von Antje Dechert.

Trotz des Rohstoffreichtums leben 70 Prozent der Nigerianer unter der Armutsgrenze. Die Verantwortlichkeit sieht Erzbischof Ndagoso klar bei der Politik:

„Bevor das Öl entdeckt wurde, war unser Land in der Lage, die Bevölkerung durch die Agrarproduktion zu versorgen. Aber kaum war das Öl entdeckt, hat die politische Führung alle anderen Sektoren vernachlässigt. Dabei profitieren nur eine Handvoll vom Geschäft mit dem Öl. Unser Land war nie mit Führern gesegnet, die sich wirklich um das Wohlergehen aller Menschen im Land sorgen. Und das hat uns dahin gebracht, wo wir heute sind.“

Es sei skandalös, dass Menschen in Nigeria hungern, kaum Zugang zu Bildung oder medizinischer Versorgung hätten, so der Erzbischof. Denn das Land sei fruchtbar und auch an qualifiziertem Personal für Schulen oder Krankenhäuser mangele es nicht:

„Man muss sich doch nur einmal in den europäischen Großstädten oder auch in den USA umsehen. Dort arbeiten überall nigerianische Ärzte oder Professoren. Dass uns die Fachkräfte davon laufen, liegt an der Misswirtschaft unserer politischen Führung. Die Menschen hier haben kaum Zugang zu Ressourcen und wandern aus.

Seit 1999 ist Nigeria zwar offiziell ein demokratisches Land. Doch Korruption und eine Elitenherrschaft prägen die Gesellschaft. Die politische Führung sei nicht in der Lage, den natürlichen Reichtum des Landes gerecht zu verteilen, sagt Erzbischof Ndagoso. Im Gegenteil – oft würden politische Ämter zur persönlichen Bereicherung missbraucht. Europa sähe tatenlos zu:

„Auch die europäischen Politiker helfen uns nicht. Sie wissen sehr genau, dass sich unsere Politiker am Gemeingut bereichern. Und das Geld, das sie den Nigerianern gewissermaßen stehlen, deponieren sie dann auf US- oder europäischen Banken, etwa in der Schweiz. Die europäische Führungsschicht weiß das, aber da es ja ihrer eigenen Wirtschaft zum Vorteil ist, sprechen sie nicht darüber und sagen wir seien korrupt. Ohne diese Rückendeckung könnten sich unsere Politiker weniger leicht auf Kosten der Menschen in Nigeria bereichern.“

Die Kirche in Deutschland solle daher Druck auf Gesetzgeber und Regierungen in Europa ausüben, um diesen Machtmissbrauch einzudämmen. Es könne nicht sein, dass Milliardengewinne aus dem nigerianischen Ölgeschäft zur Bereicherung einzelner Amtsträger auf Schweizer Bankkonten geschleust werde, meint der Erzbischof aus Kaduna und fordert:

„Papst Benedikt hat wieder betont: Es darf nicht sein, dass Profit über das menschliche Gemeinwohl gestellt wird. Profit und Gewinnstreben – das sind heutzutage die Hauptsachen. Dagegen erscheinen Menschen kaum noch wichtig. Das ist ein großes Problem. Denn eigentlich sollte das Gemeinwohl aller Menschen im Mittelpunkt unseres Handelns stehen.“

Afrika wolle keine Almosen, sondern konkrete politische Hilfe um Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch entgegenzuwirken. Auch läge es an den Industrieländern, gerechtere Handelsbeziehungen zu schaffen:

„Die europäischen Regierungen unterstützen den Welthandel nur im eigenen Interesse. Die heimischen Landwirte werden stark subventioniert, können also billiger produzieren als unsere Bauern, die keinerlei Unterstützung von unserer Regierung bekommen. Sie sind einfach nicht wettbewerbsfähig. Und so sind wir wiederum darauf angewiesen zu betteln. Aber wir wollen nicht betteln, sondern unterstützt werden. Wir wollen keinen Fisch essen, den ihr in Europa gefangen habt. Unsere Fischer wollen selbst auf Fang gehen, damit wir unseren eigenen Fisch verkaufen und essen können.“

(rv/erzbistum freiburg 12.10.2009 ad)








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