Der Heilige Stuhl
unterhält diplomatische Beziehungen mit 50 der 53 afrikanischen Staaten – aber nicht
mit der Afrikanischen Union. Dabei wäre das außerordentlich wünschenswert. Das meint
der Vorsitzende der äthiopischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Addis Abeba,
Berhaneyesus D. Souraphiel, in dessen Bischofsstadt auch der Sitz der panafrikanischen
Organisation ist. „Das wäre eine wichtige Sache, denn die Universalkirche hat
eine starke Stimme. Papst und Heiliger Stuhl werden in Afrika geschätzt. Würde der
Heilige Stuhl einen Nuntius zur Afrikanischen Union entsenden, dann wäre die Stimme
der katholischen Kirche in Afrika noch besser hörbar.“ Auch die Länder mit
muslimischer Mehrheit hätten damit kein Problem, glaubt der äthiopische Erzbischof: „Denn
in vielen Fällen schätzen die Moslems die katholische Position, beispielsweise was
den Respekt für das Leben anlangt. Auch erziehen wir in unseren katholischen Schulen
viele Moslems, die wissen also, dass wir dabei die Moslems nicht dazu zwingen, zum
Christentum überzutreten. Im Gegenteil, wir sagen ihnen, dass sie lernen und studieren
sollen, um für ihr Volk einzutreten. Aber in der Afrikanischen Union sind mehr als
die Hälfte der Mitglieder katholisch. Ihnen könnte, denke ich, ein Nuntius bei der
Afrikanischen Union helfen, ihre Positionen gemäß der Lehre der Kirche zu stärken.“
Bei der Synode äußerte sich der Erzbischof von Addis Abeba auch über Menschenhandel.
Zu diesem Thema hatte er zuvor eine Erhebung durchführen lassen. „Der Sachverhalt
ist sehr sehr ernst, was den Menschenhandel mit Frauen und Kindern betrifft. Die Synode
muss sich dazu klar und stark äußern. Eine der Ursachen für das Drama des Menschenhandels
liegt klarerweise in Afrika selbst. Ich würde eine internationale Übereinkunft begrüßen,
damit die Opfer erst gar nicht nach Europa gelangen können. Diese Sklavenhändler haben
ja schon fertige Visa für ihre Opfer in der Tasche. Es ist ein internationales Business,
wie Waffen und Drogen.“ In Äthiopien ist die katholische Kirche eine Minderheit,
der nur ein Prozent der Bevölkerung angehören. 45 Prozent allerdings sind orthodox.
Der Erzbischof von Addis Abeba beobachtet zum ersten Mal, dass die Armut seine Landsleute
dazu zwingt, auf ihr christliches Bekenntnis zu verzichten: „Viele Frauen emigrieren
in den Nahen Osten. Und warum? Weil es bei uns keine Arbeit gibt. Der erste Schritt
zur Auswanderung ist für sie, ihren christlichen Namen gegen einen muslimischen zu
tauschen und sich muslimische Frauenkleider zuzulegen. Da die meisten dieser Frauen
keine gute Bildung haben, finden sie im Ausland, wenn überhaupt, nur schlecht bezahlte
Jobs. Das müssten wir hier in Afrika ändern: Wenn wir schon die Auswanderung nicht
stoppen können, sollten wir die Leute wenigstens gut ausbilden, damit sie etwas verdienen
und ihren Familien im Heimatland Geld schicken können.“ (rv 12.10.2009 gs)