Vorsichtig optimistisch
über die Zukunft des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel in der Türkei ist
Patriarch Bartholomaios I. Vor Journalisten in Istanbul sprach das Ehrenoberhaupt
der orthodoxen Christen in aller Welt von einigen kleinen Schritten, die ihn hoffen
ließen, dass sich die Situation für die Minderheiten in der Türkei langsam bessern
werde. Die Förderung der Menschenrechte in der Türkei und die Schritte in Richtung
EU gingen sehr langsam, aber stetig voran. Zugleich stellte Bartholomaios I. aber
auch klar: Was immer passieren wird und mit welchen Schwierigkeiten das Patriarchat
auch immer konfrontiert wird, man werde am Bosporus bleiben.
Bartholomaios
sieht u.a. im Stiftungsrecht einige Verbesserungen für die Kirchen im Land: Rechte,
die den Kirchen vor Jahren entzogen wurden, seien nun wieder vorhanden. So etwa das
Recht, Schenkungen anzunehmen. Früher sei es auch nicht möglich gewesen, dass Metropoliten
ohne türkische Staatsbürgerschaft Mitglieder des Heiligen Synods des Patriarchats
sind.
Aktuell verwies der Patriarch auf den aus seiner Sicht sehr konstruktiven
Besuch des neuen griechischen Ministerpräsidenten Georgios Papandreou in der Türkei
am Freitag und auf die Unterzeichnung des türkisch-armenischen Abkommens in Zürich.
Beides seien Zeichen, dass Ankara einen Kurs der politischen Entspannung fahren wolle.
Vor allem die vielen Auseinandersetzungen mit Griechenland, bestimmt durch den Zypern-Konflikt,
hätten dem Patriarchat sehr geschadet, da es zwischen die Fronten geraten sei, sagte
der Patriarch. Bartholomaios wörtlich: „Die Zeche für den Konflikt haben wir bezahlt.“
Im Menschenrechtsbereich sieht Bartholomaios I. es als eine leichte Verbesserung,
dass sich die Stellung der Armee in den vergangenen Jahren etwas gewandelt habe. So
seien inzwischen Armeeangehörige auch Zivilgerichten unterstellt und der Armeekommandant
unterstehe dem Ministerpräsidenten. Die aufgezeigten Reformen, so Bartholomaios I.,
seien für Europa selbstverständlich, für die Türkei aber eine elementare Herausforderung.
Die Türkei brauche aber nicht nur Reformen von oben, sondern vor allem auch einen
Mentalitätswechsel. Immer wieder versuche er im Gespräch mit Politikern die weit verbreitete
Einstellung zu entkräften, dass das Ökumenische Patriarchat gegen die Türkei arbeite.
Das Gegenteil sei der Fall.