Präsident Paul Kagame plädiert für einen Kurswechsel in der europäischen Entwicklungspolitik.
Konkrete Investitionen in bereits bestehende Unternehmen der Privatwirtschaft seien
für Afrika oft wichtiger als vom Westen finanzierte Entwicklungsprojekte, sagte Kagame
dem „Handelsblatt“. Andernfalls wachse nur die Gefahr von Abhängigkeiten zwischen
Geber- und Nehmerländern. Der ruandische Staatschef nannte als Beispiel die Tätigkeit
von Nichtregierungsorganisationen beim Brunnenbau. In vielen Ländern bohrten Entwicklungshelfer
kostenlos nach Wasser. „Das ist gut gemeint, aber damit ruinieren sie lokale kleine
Firmen, die das auch versuchen“, so Kagame. Besser sei es, eben diese Unternehmen
bei ihrer Tätigkeit zu unterstützen. Dabei helfe es wenig weiter, Gelder mit dem Hinweis
auf eine schlechte Menschenrechtslage in den jeweiligen Empfängerländern zurückzuhalten.
Kagame räumte zugleich ein, dass ein Grund für die Probleme des Kontinents auch schwache
Regierungen in den afrikanischen Staaten selbst seien. Diese müssten stärker gegen
Korruption vorgehen und ein System installieren, das „Knebel- und Ausbeutungsverträge“
von Firmen verhindere, die die Rohstoffvorkommen einzelner Länder ausbeuten wollten.
Die im Westen umstrittene Rolle Chinas bewertete der Politiker positiv. „Die Chinesen
bringen mit, was Afrika braucht: Investitionen und Geld für Regierungen und Unternehmen“.
Den dadurch entstehenden Wettbewerb bezeichnete Kagame als sehr gesund.