Wochenkommentar: „Mit mehr Klarheit gegen Abtreibung“
„Nur Mut, Mister President!“,
sagt der katholische Publizist Martin Lohmann in seinem Wochenkommentar für Radio
Vatikan. Der Friedensnobelpreis sollte für US-Präsident Barack Obama zugleich Ansporn
sein, ungeteilt für den Schutz des Lebens eintreten. Bei Mutter Teresa, die vor 30
Jahren die Auszeichnung in Oslo erhielt, könne Obama sich „Rat und Erkenntnis“ holen,
meint Lohmann, Vorsitzender der Dachorganisation christlicher Lebensrechtsverbände
in Deutschland.
Liebe Hörerinnen und Hörer,
Sie haben es natürlich
auch gelesen oder gehört: Barack Hussein Obama bekommt den Friedensnobelpreis 2009.
Nach nur neun Monaten im Amt wird der amerikanische Präsident mit dieser edlen und
wichtigen Auszeichnung geehrt. Eine interessante Entscheidung. Eine große Ehre. Vielleicht
aber auch eine große Bürde. Und eine große Chance. Der Betroffene im Weißen Haus reagierte
entsprechend demütig: Das habe ich nicht verdient. Vielleicht fragt auch er selbst
sich: Wofür? Was hat Obama bisher konkret für den Frieden in der Welt getan? Er hat
Wünsche geäußert, Gutes gesagt und Sehnsüchte geweckt. Das ist schon viel in einer
Zeit, in der viel Verwirrung viel Klarheit aufzufressen in der Lage ist.
Die
amerikanischen Medien überschlagen sich übrigens in Häme und Kritik. Sie wittern eine
politische Entscheidung beim Nobelpreiskomitee, erkennen mehr einen Wunsch aus Oslo
als eine Anerkennung. Denn dafür ist es nun wirklich noch ein wenig früh. Und so ist
es auch klug, dass Obama selbst diesen Preis als Ansporn versteht, ihm nachträglich
gerecht zu werden.
Man möchte ihm als Ansporn dann gleich auch noch etwas Kostbares
als Erkenntnis für den Frieden mitgeben. Denn Obama scheint in den Fragen des ungeteilten
Lebensschutzes noch immer etwas geteilt zu sein. Wenn es um Abtreibung geht, dann
fehlen ihm noch die Konturen der Klarheit. Leider. Vielleicht hat ihm bisher noch
niemand ganz logisch erklärt, wie unlogisch jede Teilbarkeit des Lebensrechtes letztlich
ist und wie sehr jede Tötung eines noch nicht geborenen kleinen Menschen ein Totalangriff
auf Freiheit und Frieden ist.
Obamas Kollegin im Kreis der Friedensnobelpreisträger,
die selige Mutter Teresa, hat vor genau dreißig Jahren in Oslo gesagt: „Ich habe eine
Überzeugung, die ich Ihnen allen mitteilen möchte: Der größte Zerstörer des Friedens
ist heute der Schrei des unschuldigen, ungeborenen Kindes. Wenn eine Mutter ihr eigenes
Kind in ihrem eigenen Schoß ermorden kann, was für ein schlimmeres Verbrechen gibt
es dann noch, als wenn wir uns gegenseitig umbringen?“ Und wenig später gab sie zu
bedenken: „Heute werden Millionen ungeborener Kinder getötet, und wir sagen nichts.
(…) Wir sagen nichts, wir sind stumm. Für mich sind die Nationen, die Abtreibung legalisiert
haben, die ärmsten Länder. Sie fürchten die Kleinen, sie fürchten das ungeborene Kind.“
Hier
kann sich der neue Friedensnobelpreisträger Rat und Erkenntnis holen. Im Wahlkampf
sprach er noch von einem Recht auf Abtreibung – was es logischerweise natürlich gar
nicht geben kann. Es heißt, Obama sei kein Ideologe und wolle statt überredet stets
überzeugt werden. Also los! Es gibt ungezählte Argumente für das Leben! Es gibt nichts
als Logik für diesen Dienst am Frieden! Irgendjemand sollte es ihm sagen. Denn ein
so kluger Friedensnobelpreisträger sollte das wissen.
Ich hoffe sehr, dass
dieser so sympathische und reich begnadete Politiker die Gnade erfährt, ganz mutig
und sympathisch mehr Bewusstsein für das Leben zu schaffen. In den USA und in der
ganzen Welt.
Insofern gibt es viel Grund zur Freude über diese überraschende
und motivierende Entscheidung aus Oslo. In diesem Sinne gilt klar und deutlich: Nur
Mut und herzlichen Glückwunsch, Mister President!
Martin Lohmann (52) ist
katholischer Publizist, Buchautor und Bundesvorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht
(BVL), der Dachorganisation christlicher Lebensrechtsverbände und -gruppen in Deutschland.
Sein neues Buch „Das Kreuz mit dem C. Wie christlich ist die Union?“ hat in Deutschland
aktuell engagierte Debatten ausgelöst.