Vatikan: Heiligsprechung Damian de Veusters steht bevor
Papst Benedikt XVI.
spricht am Sonntag vier Männer und eine Frau heilig. Radio Vatikan überträgt die Feier
auf dem Petersplatz live und mit deutschem Kommentar über Kurzwelle 7.270 kHz, in
der Umgebung Rom über Mittelwelle 1.611 kHz, im Internet über Audiokanal 3 und über
mehrere Partnersender.
Unter den fünf neuen Heiligen ist auch der belgische
Ordensmann, Damian De Veuster. Pater Damian ist als „Apostel der Aussätzigen“ weltbekannt
geworden. Er gehört zu der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens,
die in Deutschland auch Arnsteiner Patres genannt werden. Mehr über den neuen Heiligen
von Antje Dechert.
Der aus einer Bauernfamilie in Flandern stammende Damian
De Veuster trat dem Orden der Arnsteiner Patres 1860 im belgischen Löwen bei. 1863
meldete er sich für die Mission auf Hawaii. Dort empfing er schon bald die Priesterweihe.
Auf eigene Bitte ließ er sich 1873 auf die Insel Molokai bringen, wo etwa 600 Leprakranke
von der Gesellschaft ausgestoßen und ohne jede medizinische Betreuung lebten. Damian
teilte das Schicksal der Aussätzigen und setzte sich für eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen
ein.
„Er ist auch die Stimme derjenigen, die heute keine Stimme haben in
unserer Gesellschaft“, sagt der Postulator im Heiligsprechungsprozess und Mitbruder
Damians, Pater Alfred Bell. Im Interview mit Radio Vatikan erklärt er, welches Beispiel
Pater Damian uns hinterlässt:
„Damian hat hervorragendes geleistet. Er war
ein Mann er zu seinem Wort stand und sein Wort durchgehalten hat. Er hat nicht gesagt,
wertvoll sind diejenigen die reich sind, die gesund sind, die schön sind, sondern
wertvoll sind alle Menschen und diejenigen unter ihnen, die es am nötigsten haben.
So wie Jesus Christus sagt, ,ich bin gekommen für diejenigen die krank sind’ und ,die
Kranken bedürfen des Arztes’, so hat es Damian gemacht.“
Damian habe seine
ganze Kraft aus der Religion geschöpft. 14 Jahre widmete er sich als Seelsorger den
Aussätzigen und Ausgestoßenen auf der Insel Molokai. Schließlich starb er selbst an
der damals noch unheilbaren Krankheit. Postulator Bell:
„Das ist das Größte
was ein Mensch tun kann. Er hat es nicht aus Humanismus, sondern aus Liebe zu Gott,
zu Jesus Christus und natürlich zu den Menschen getan, die – wie er immer wieder gesagt
hat – eine unsterbliche Seele haben und die Geschöpfe des guten Gottes sind. Das ist
für mich die größte Leistung seines Lebens gewesen.“
Das Schicksal von
Pater Damian fand weltweit Beachtung und setzte Initiativen zum Kampf gegen Lepra
in Gang. Viele Einrichtungen der Aids-Hilfe und -Selbsthilfe tragen heute den Namen
des Schutzpatrons der Aussätzigen: Damian de Veuster. Auch Mutter Theresa setzte sich
für seine Seligsprechung ein, weiß Pater Peter Egenolf aus dem Provinzialat der Arnsteiner
Patres:
„Sie war ja mit ihren Schwestern sehr engagiert im Kampf gegen die
Lepra und in der Sorge für die Aussatzkranken in Indien. Und sie sagte, wir brauchen
einen Heiligen der uns vom Himmel her unterstützt und unser Anliegen auch in dieser
Gesellschaft vertritt. Und dieser Heilige, das könnte doch Pater Damian sein.“
Durch
sein Wirken lenkte Damian de Veuster den Blick auf Menschen, die am Rande der Gesellschaft
stehen. Er machte Menschen in Not sichtbar und verschaffte ihren Anliegen Gehör. Das
sei auch heute noch ein wichtiger Auftrag, so Pater Egenolf:
„In einer Zeit,
wo Verantwortung so namenlos wird, wo wir nicht recht wissen, wer ist denn Schuld
und wer kann etwas ausrichten in der Misere unter der wir leiden, da braucht es Menschen
die sagen: Hier, ich bin da, ich bin bereit, ich bin da, ich setze mich ein. Deshalb
ist Pater Damian ein sehr wichtiger Heiliger auch in unserer Zeit.“
Zu
den Heiligsprechungen auf dem Petersplatz werden neben zahlreichen Pilgergruppen auch
das belgische Königspaar, der polnische Präsident Lech Kaczynski sowie der französische
Premierminister Francois Fillon erwartet. Neben de Veuster kanonisiert der Papst den
früheren Erzbischof von Warschau, Zygmunt Szczesny Felinski (1822-1895), den spanischen
Dominikaner P. Francisco Coll y Guitart (1812-1875), den spanischen Zisterzienser
Rafael Arnaiz Baron (1911-1938) und die Französin Jeanne Jugan (Marie de la Croix;
1792-1879).