2009-10-10 14:56:42

Libyen/Vatikan: Bischof kritisiert Gleichgültigkeit


Der für Libyen zuständige Bischof Giovanni Martinelli wirft Europa Gleichgültigkeit gegenüber den Flüchtlingsdramen in Nordafrika vor. Während Tausende Menschen aus der Subsahara auf eine Flucht über das Mittelmeer hofften und in libyschen Auffanglagern endeten, wasche die EU ihre Hände in Unschuld, beklagte der Bischof am Freitag vor Journalisten im Vatikan. Der italienische Geistliche, der Anfang der 1990er Jahre unter Libyens Staatspräsident Muammar al-Gaddafi inhaftiert war, vermied dabei direkte Kritik am italienisch-libyschen Flüchtlingsabkommen, das eine Rückführung illegaler Einwanderer nach Afrika vorsieht. Mit Blick auf die Abweisungspolitik gegenüber afrikanischen Migranten sprach Martinelli von einer „ungerechtfertigten Angst“. Illegale Einwanderung sei nicht gutzuheißen; ihr liege aber eine tiefere Ungerechtigkeit zugrunde. Die Menschen, die auf der Flucht vor Konflikten oder Hunger nach Libyen kämen, könnten oft nicht in ihre Heimat zurück. Europa müsse mit einer langfristigen Förderpolitik für menschenwürdige Verhältnisse in den Ursprungsländern wie Eritrea, Äthiopien oder Kongo sorgen. Die Auffanglager in Libyen könnten selbst mit Hilfe der Kirche und internationaler Organisationen nur ein Minimum an Versorgung gewährleisten, so der Bischof. Es fehle Platz für Tausende. Vor allem treffe die Situation Frauen; viele von ihnen würden Opfer von Zwangsprostitution, so Martinelli. Der Apostolische Vikar von Tripolis nimmt auch an der Afrikasynode im Vatikan teil.
(kna/rv 10.10.2009 bp)








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