EU/Polen/Vatikan: Solidarität im Auftrag der Kirche
Solidarität in Europa
– mit Hilfe der Kirche ein erreichbares Ziel. So lautet die Botschaft des ersten europäischen
Sozialkongresses der EU-Bischofskomission COMECE, der derzeit im polnischen Danzig
tagt. Die „Katholischen Sozialtage in Europa“, an denen rund 600 Christen aus 30 Ländern
teilnehmen, sähen sich in „tiefer Übereinstimmung“ mit den Lehren Benedikts XVI.,
heißt es in einer Grußbotschaft der Veranstalter an den Papst von diesem Samstag.
Die
katholische Soziallehre sei ein kostbarer „Schatz“ und sorge gerade in Zeiten der
Wirtschaftskrise dafür, Solidarität zwischen Ländern und Menschen zu bewahren. Das
unterstreicht der Geschäftsführer der katholischen Solidaritätsaktion Renovabis, Pater
Dietger Demuth, im Interview mit dem Domradio Köln. Renovabis ist Mitorganisator des
Kongresses. Demuth:
„Wir haben erst vor Kurzem vom Papst eine neue Enyklika
bekommen – dort nimmt er zum Thema Wirtschaft und Solidarität und der katholischen
Soziallehre Stellung. Es wird nun darum gehen, einerseits den Markt nicht zu verteufeln,
aber ihn zu bändigen. Ich glaube, das ist eine Gleichgewichtsübung. Und wir haben
in Europa jetzt die große Aufgabe, dass es nicht nur ein Europa der Wirtschaft ist,
sondern auch der Solidarität. Und gerade diesem Ziel sollen die Sozialtage in Danzig
dienen.“
Zu den Herausforderungen für Europa gehöre auch, so Demuth, Europa
ins Bewusstsein der Bevölkerungen zu holen. Als Beispiel einer gelungenen „Überzeugungsarbeit“
nennt der Pater die Debatte über den Lissabon-Vertrag in Irland. Demuth:
„Es
wird in Europa viel zu wenig diskutiert. Wir müssen versuchen, eine größere Öffentlichkeit
herzustellen. Der Fall Irland ist ein typisches Beispiel. Bei der ersten Abstimmung
haben die Menschen abgelehnt und jetzt, beim zweiten Mal, mit Zweidrittel-Mehrheit
zugestimmt. Was ist da passiert? Man hat sich um eine gute Öffentlichkeitsarbeit bemüht.
Dadurch, dass Vorurteile abgebaut werden konnten, ist dieser schöne Erfolg in Irland
entstanden.“
Als Zeichen „konkreter Solidarität“ habe Renovabis die Veranstaltung
auch finanziell unterstützt und damit die Teilnahme vieler ost- und mitteleuropäischer
Länder erst ermöglicht, erinnert Demuth. In Danzig diskutieren noch bis kommenden
Sonntag etwa 5000 Teilnehmer, darunter prominente Europapolitiker und Geistliche,
über Möglichkeiten praktischer Solidarität in Europa. Am Schlusstag soll eine gemeinsamer
Appell veröffentlicht werden. Für Samstag ist ein ökumenisches Gebet auf der Danziger
Westerplatte vorgesehen, mit dem an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren
erinnert werden soll.