Ein international
besetztes Jugendsinfonieorchester aus Baden-Würtemberg wird an diesem Donnerstagabend
vor Papst Benedikt XVI. spielen. Das Konzert im römischen Auditorium Conciliazione
soll an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren erinnern und zugleich ein
Zeichen für Dialog und Versöhnung setzen. Organisiert wird der Konzertabend vom päpstlichen
Einheitsrat, der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl und dem europäischen Kulturforum
Mainau. Prominenter Gast ist neben dem Papst auch der italienische Staatspräsident,
Giorgio Napolitano. Allein die Anwesenheit „dieser beiden historischen Figuren“ sei
eine Besonderheit, sagte uns einer der Organisatoren des Konzerts, der Sekretär von
Kardinal Kasper, Oliver Lahl:
„Beide haben damals am Ende des Krieges auf
den verschiedenen Seiten gestanden: Der Papst wurde als ganz junger Schüler eingezogen,
und der Staatspräsident war als Widerstandskämpfer aktiv. Diese beiden Männer sind
symbolisch für das, was dieses Konzert zum Ausdruck bringen möchte: dass ein Jahrhunderte
langer Konflikt, dass jahrzehntelange Widerstände und Auseinandersetzungen durch einen
neuen Anlauf, durch Freundschaft, durch Aussöhnung – ich denke, dass ist ein ganz
wichtiger Begriff in diesem Konzert – überwunden werden können.“ Konflikte
und Kriege können überwunden werden – diese Botschaft gehe schon von den Musikern
des „Interregionalen Jugendsinfonieorchesters“ selbst aus:
„Alle kommen
aus Nationen, die am Krieg beteiligt waren. Ihre Großeltern, ihre Urgroßeltern, waren
im Krieg noch Gegner, haben aufeinander geschossen, haben gegeneinander gekämpft,
und heute machen sie miteinander Musik. Sie bringen ihre Begabungen ein, spielen auf
einem hohen Niveau, tauschen sich aus und können so auch zur Versöhnung beitragen.“ Auf
dem Programm des Konzertabends stehen überwiegend Werke jüdischstämmiger Künstler,
deren Aufführung während des NS-Regimes verboten war. Außerdem rezitiert der österreichische
Schauspieler Klaus Maria Brandauer Texte von Goethe, Heine, Brecht und Celan sowie
zwei Gedichte von Kindern aus dem Konzentrationslager Theresienstadt. Durch das Erinnern
an Krieg und NS-Zeit, wollten die Jugendlichen ein Zeichen für die Gegenwart setzen.
Das Thema Versöhnung steht aktuell auch im Mittelpunkt der Afrika-Synode im Vatikan:
„Es
ist auch bedeutsam, dass das Konzert während der Synode für Afrika stattfindet, weil
dieser Kontinent natürlich durch die Kolonialisierung, durch den zweiten Weltkrieg
und auch später unter den beiden politischen Blöcken Schauplatz vieler Stellvertreterkriege
für westliche und östliche Interessen war. Und von daher wird dieses Orchester, dieses
Konzert eine starke Botschaft geben. Auch die beiden Künstler, Klaus Maria Brandauer
und Michelle Breedt, die als Rezitator und Sängerin dabei sein werden, sind davon
überzeugt und bringen ihr gesamtes Können, ihre Begabung und Geschichte mit ein.“