2009-10-08 15:16:40

Vatikan: Konzertabend im Zeichen der Versöhnung


RealAudioMP3 Ein international besetztes Jugendsinfonieorchester aus Baden-Würtemberg wird an diesem Donnerstagabend vor Papst Benedikt XVI. spielen. Das Konzert im römischen Auditorium Conciliazione soll an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren erinnern und zugleich ein Zeichen für Dialog und Versöhnung setzen. Organisiert wird der Konzertabend vom päpstlichen Einheitsrat, der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl und dem europäischen Kulturforum Mainau. Prominenter Gast ist neben dem Papst auch der italienische Staatspräsident, Giorgio Napolitano. Allein die Anwesenheit „dieser beiden historischen Figuren“ sei eine Besonderheit, sagte uns einer der Organisatoren des Konzerts, der Sekretär von Kardinal Kasper, Oliver Lahl:

„Beide haben damals am Ende des Krieges auf den verschiedenen Seiten gestanden: Der Papst wurde als ganz junger Schüler eingezogen, und der Staatspräsident war als Widerstandskämpfer aktiv. Diese beiden Männer sind symbolisch für das, was dieses Konzert zum Ausdruck bringen möchte: dass ein Jahrhunderte langer Konflikt, dass jahrzehntelange Widerstände und Auseinandersetzungen durch einen neuen Anlauf, durch Freundschaft, durch Aussöhnung – ich denke, dass ist ein ganz wichtiger Begriff in diesem Konzert – überwunden werden können.“ 
Konflikte und Kriege können überwunden werden – diese Botschaft gehe schon von den Musikern des „Interregionalen Jugendsinfonieorchesters“ selbst aus:

„Alle kommen aus Nationen, die am Krieg beteiligt waren. Ihre Großeltern, ihre Urgroßeltern, waren im Krieg noch Gegner, haben aufeinander geschossen, haben gegeneinander gekämpft, und heute machen sie miteinander Musik. Sie bringen ihre Begabungen ein, spielen auf einem hohen Niveau, tauschen sich aus und können so auch zur Versöhnung beitragen.“ 
Auf dem Programm des Konzertabends stehen überwiegend Werke jüdischstämmiger Künstler, deren Aufführung während des NS-Regimes verboten war. Außerdem rezitiert der österreichische Schauspieler Klaus Maria Brandauer Texte von Goethe, Heine, Brecht und Celan sowie zwei Gedichte von Kindern aus dem Konzentrationslager Theresienstadt. Durch das Erinnern an Krieg und NS-Zeit, wollten die Jugendlichen ein Zeichen für die Gegenwart setzen. Das Thema Versöhnung steht aktuell auch im Mittelpunkt der Afrika-Synode im Vatikan:

„Es ist auch bedeutsam, dass das Konzert während der Synode für Afrika stattfindet, weil dieser Kontinent natürlich durch die Kolonialisierung, durch den zweiten Weltkrieg und auch später unter den beiden politischen Blöcken Schauplatz vieler Stellvertreterkriege für westliche und östliche Interessen war. Und von daher wird dieses Orchester, dieses Konzert eine starke Botschaft geben. Auch die beiden Künstler, Klaus Maria Brandauer und Michelle Breedt, die als Rezitator und Sängerin dabei sein werden, sind davon überzeugt und bringen ihr gesamtes Können, ihre Begabung und Geschichte mit ein.“

(rv 08.10.2009 ad)







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