2009-10-06 11:05:14

Vatikan: Wechsel bei den Klausurschwestern


RealAudioMP3 Schichtwechsel im Kloster in den Vatikanischen Gärten - an diesem Mittwoch ziehen die Benediktinerinnen aus und übergeben den Schlüssel an eine Gemeinschaft kontemplativer Salesianerinnen vom Orden der Heimsuchung Mariens. Das Klausurkloster „Mater Ecclesiae“, gegründet 1994, hat allerlei Besonderheiten. Alle fünf Jahre wechselt die Gemeinschaft, die sich hier dem fortwährenden Gebet für Papst und Weltkirche widmet. Und es ist immer eine ganz international und eigens für dieses Kloster zusammengesetzte Gruppe von Nonnen – sie sollen symbolisch die Weltkirche abbilden. Gudrun Sailer hat mit der scheidenden Äbtissin, Mutter Maria Sofia Cicchetti, gesprochen und wollte zunächst von ihr wissen, was diese vergangenen Jahre in dieser besonderen Gemeinschaft die sieben Nonnen gelehrt haben…

„Wir sind alle Benediktinerinnen, aber eine von uns ist Philippinin, eine Amerikanerin, zwei Französinnen und drei Italienerinnen, da gab es also verschiedene Mentalitäten. Unser Hauptziel war dies: eine Einheit in der Verschiedenheit zu bilden, eine Gemeinschaft, so wie sie im Paradies sein wird. Klarerweise – wir sind noch unterwegs! Und es gab, das will ich nicht verschweigen, manche Schwierigkeiten. Die sind unvermeidlich im Leben jedes Menschen und jedes Christen, so auch in unserem! Und dennoch haben wir erfahren, dass es mit Gottes Hilfe und unserer eigenen Anstrengung möglich ist, eine echte Gemeinschaft zu bilden. Das war eine schöne Erfahrung, die sich von Jahr zu Jahr vertieft hat.“

Sie haben eine besonders Liebe und Aufmerksamkeit für den Papst. Wie hat sich das geäußert?

„In erster Linie durch das Gebet. Denn das Ziel dieses Klosters ist das unaufhörliche tägliche Gebet, Tag und Nacht, für den Heiligen Vater und für seine Mitarbeiter. Außerdem haben wir die große Ehre und Freude, uns um den weißen Talar des Heiligen Vaters kümmern zu dürfen! Zu Weihnachten und Ostern und den Festen des Heiligen Vaters haben wir ihm jedes Mal kleine Briefe mit von uns angefertigten Miniaturen geschrieben, begleitet von kleinen Gaben aus unserem Haus, etwa Marmeladen, die wir aus den Orangen unseres Gartens machen, oder typisches Gebäck aus unseren jeweiligen Herkunftsländern. Und wenn der Heilige Vater nachmittags zum Rosenkranz in den Gärten vorbeifährt, stehen wir am Fenster und winken ihm mit Taschentüchern und den Fahnen unserer Länder zu! Wir wissen, dass der Heilige Vater uns mit Wohlwollen begegnet, er segnet uns, und wir sind glücklich...“

Manchmal ist er auch vorbeigekommen!

„Ja, der Hl. Vater ist dreimal hierher ins Kloster gekommen, um in unserer kleinen Klosterkapelle morgens mit uns die Messe zu feiern. Und dann gab es immer ein kleines Treffen mit uns Nonnen in unserer Bibliothek im ersten Stock. Dabei hat er sich immer sehr als Vater gezeigt. Wir haben wunderbare Erinnerungen daran, Erinnerungen, die wir jetzt alle in unsere Heimatklöster mitnehmen werden!“

Sie erwähnten den Obst- und Gemüsegarten - das einzige Stück Klausur unter freiem Himmel. Was hat dieser Garten für Ihre Gemeinschaft bedeutet?

„Wir sind Benediktinerinnen, unser Motto lautet also: ora labora et lege, arbeite, bete und lies. Konkrete Arbeit ist also wichtig für uns. Es ist ein Mittel zur Heiligung – und eine andere Form des Gebets. Wir beten das Stundengebet, mit Geist und Seele und Stimme, und im Garten beten wir mit den Händen. Überdies ist es auch eine besondere Art, Gott den Schöpfer zu loben. Beim Anbauen und Umgraben und Unkrautjäten sieht man erst die winzigen Pflänzchen, die wachsen und später Früchte tragen, und dabei haben wir die Schönheit betrachten können, nicht nur der Natur, sondern auch des Schöpfers. Nicht zuletzt hatten wir dank des Gartens immer frisches, ökologisch angebautes Obst und Gemüse - für unsere Gemeinschaft und auch für den Heiligen Vater, dem wir zweimal die Woche die Früchte unserer Arbeit geschickt haben!“

Johannes Paul II. hat das Kloster Mater Ecclesiae 1994 gegründet. Er wünschte hier ausdrücklich die Anwesenheit von Nonnen. Warum?

„Der Heilige Vater hat eine prophetische Intuition bewiesen. Im Vatikan gibt es viele wichtige Stellen wie die Kurie, das Staatssekretariat oder das Governatorat. Aber etwas wie kontemplatives Leben fehlte im Vatikan ganz! Johannes Paul wollte diesen Ort als spirituelle Wirklichkeit von Frauen, die sich ganz dem Gebet für den Papst, seine Mitarbeiter und die Kirche widmen. Es ist ein winzig kleines Kloster, eine demütige, unsichtbare und stille Präsenz, aber es hat seine Bedeutung, wie das Herz, das in einem Körper pulsiert und Leben ausmacht, obwohl man es nicht sieht. Und Johannes Paul wollte, denke ich, Nonnen und nicht Mönche, weil er Frauen sehr schätzte und an ihr Charisma glaubte. Er wünschte eine marianische Präsenz im Vatikan. So wie die Muttergottes, die Jesus bis unters Kreuz begleitete, so sollen wir, wenngleich unsichtbar, den Papst und seine Mitarbeiter begleiten.“

Haben Sie Ihre Nachfolgerinnen bereits kennen gelernt?

„ Ja! Die ersten Nonnen im Mater Ecclesiae waren Klarissen, ihnen folgten Karmelitinnen, dann wir Benediktinerinnen, und am 7. Oktober, Fest der Muttergottes vom Rosenkranz, kommen kontemplative Salesianerinnen vom Orden der Heimsuchung Mariens - fünf Spanierinnen, eine Afrikanerin und eine Italienerin. Wir haben schon die Oberin und zwei der Nonnen kennen gelernt, als sie uns besuchten. Wenn sie am 7. Oktober morgens hier ankommen, übergeben wir ihnen die Fackel des Gebets und der Liebe und Treue zum heiligen Vater, und brechen auf.“

Mutter Sofia, was wird Ihnen persönlich fehlen, wenn Sie dieses Kloster verlassen?

„Ich denke, vor allem der wunderbare Anblick der Kuppel von Sankt Peter! Und die Nähe zum Heiligen Vater. Und der Atem der Weltkirche, den wir hier spüren, obwohl wir in der Klausur in Abgeschiedenheit und Stille leben. Gleichzeitig trage ich den hier erworbenen inneren Reichtum als Gabe mit mir fort, und ich werde versuchen, diesen Reichtum in meinem Kloster bei Florenz, S. Maria di Rosano, mit meinen Mitschwestern zu teilen.“
(rv 06.10.2009 gs)








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