Schichtwechsel im
Kloster in den Vatikanischen Gärten - an diesem Mittwoch ziehen die Benediktinerinnen
aus und übergeben den Schlüssel an eine Gemeinschaft kontemplativer Salesianerinnen
vom Orden der Heimsuchung Mariens. Das Klausurkloster „Mater Ecclesiae“, gegründet
1994, hat allerlei Besonderheiten. Alle fünf Jahre wechselt die Gemeinschaft, die
sich hier dem fortwährenden Gebet für Papst und Weltkirche widmet. Und es ist immer
eine ganz international und eigens für dieses Kloster zusammengesetzte Gruppe von
Nonnen – sie sollen symbolisch die Weltkirche abbilden. Gudrun Sailer hat mit der
scheidenden Äbtissin, Mutter Maria Sofia Cicchetti, gesprochen und wollte zunächst
von ihr wissen, was diese vergangenen Jahre in dieser besonderen Gemeinschaft die
sieben Nonnen gelehrt haben…
„Wir sind alle Benediktinerinnen, aber eine von
uns ist Philippinin, eine Amerikanerin, zwei Französinnen und drei Italienerinnen,
da gab es also verschiedene Mentalitäten. Unser Hauptziel war dies: eine Einheit in
der Verschiedenheit zu bilden, eine Gemeinschaft, so wie sie im Paradies sein wird.
Klarerweise – wir sind noch unterwegs! Und es gab, das will ich nicht verschweigen,
manche Schwierigkeiten. Die sind unvermeidlich im Leben jedes Menschen und jedes Christen,
so auch in unserem! Und dennoch haben wir erfahren, dass es mit Gottes Hilfe und unserer
eigenen Anstrengung möglich ist, eine echte Gemeinschaft zu bilden. Das war eine schöne
Erfahrung, die sich von Jahr zu Jahr vertieft hat.“
Sie haben eine besonders
Liebe und Aufmerksamkeit für den Papst. Wie hat sich das geäußert?
„In
erster Linie durch das Gebet. Denn das Ziel dieses Klosters ist das unaufhörliche
tägliche Gebet, Tag und Nacht, für den Heiligen Vater und für seine Mitarbeiter. Außerdem
haben wir die große Ehre und Freude, uns um den weißen Talar des Heiligen Vaters kümmern
zu dürfen! Zu Weihnachten und Ostern und den Festen des Heiligen Vaters haben wir
ihm jedes Mal kleine Briefe mit von uns angefertigten Miniaturen geschrieben, begleitet
von kleinen Gaben aus unserem Haus, etwa Marmeladen, die wir aus den Orangen unseres
Gartens machen, oder typisches Gebäck aus unseren jeweiligen Herkunftsländern. Und
wenn der Heilige Vater nachmittags zum Rosenkranz in den Gärten vorbeifährt, stehen
wir am Fenster und winken ihm mit Taschentüchern und den Fahnen unserer Länder zu!
Wir wissen, dass der Heilige Vater uns mit Wohlwollen begegnet, er segnet uns, und
wir sind glücklich...“
Manchmal ist er auch vorbeigekommen!
„Ja,
der Hl. Vater ist dreimal hierher ins Kloster gekommen, um in unserer kleinen Klosterkapelle
morgens mit uns die Messe zu feiern. Und dann gab es immer ein kleines Treffen mit
uns Nonnen in unserer Bibliothek im ersten Stock. Dabei hat er sich immer sehr als
Vater gezeigt. Wir haben wunderbare Erinnerungen daran, Erinnerungen, die wir jetzt
alle in unsere Heimatklöster mitnehmen werden!“
Sie erwähnten den Obst-
und Gemüsegarten - das einzige Stück Klausur unter freiem Himmel. Was hat dieser Garten
für Ihre Gemeinschaft bedeutet?
„Wir sind Benediktinerinnen, unser Motto
lautet also: ora labora et lege, arbeite, bete und lies. Konkrete Arbeit ist also
wichtig für uns. Es ist ein Mittel zur Heiligung – und eine andere Form des Gebets.
Wir beten das Stundengebet, mit Geist und Seele und Stimme, und im Garten beten wir
mit den Händen. Überdies ist es auch eine besondere Art, Gott den Schöpfer zu loben.
Beim Anbauen und Umgraben und Unkrautjäten sieht man erst die winzigen Pflänzchen,
die wachsen und später Früchte tragen, und dabei haben wir die Schönheit betrachten
können, nicht nur der Natur, sondern auch des Schöpfers. Nicht zuletzt hatten wir
dank des Gartens immer frisches, ökologisch angebautes Obst und Gemüse - für unsere
Gemeinschaft und auch für den Heiligen Vater, dem wir zweimal die Woche die Früchte
unserer Arbeit geschickt haben!“
Johannes Paul II. hat das Kloster Mater
Ecclesiae 1994 gegründet. Er wünschte hier ausdrücklich die Anwesenheit von Nonnen.
Warum?
„Der Heilige Vater hat eine prophetische Intuition bewiesen. Im
Vatikan gibt es viele wichtige Stellen wie die Kurie, das Staatssekretariat oder das
Governatorat. Aber etwas wie kontemplatives Leben fehlte im Vatikan ganz! Johannes
Paul wollte diesen Ort als spirituelle Wirklichkeit von Frauen, die sich ganz dem
Gebet für den Papst, seine Mitarbeiter und die Kirche widmen. Es ist ein winzig kleines
Kloster, eine demütige, unsichtbare und stille Präsenz, aber es hat seine Bedeutung,
wie das Herz, das in einem Körper pulsiert und Leben ausmacht, obwohl man es nicht
sieht. Und Johannes Paul wollte, denke ich, Nonnen und nicht Mönche, weil er Frauen
sehr schätzte und an ihr Charisma glaubte. Er wünschte eine marianische Präsenz im
Vatikan. So wie die Muttergottes, die Jesus bis unters Kreuz begleitete, so sollen
wir, wenngleich unsichtbar, den Papst und seine Mitarbeiter begleiten.“
Haben
Sie Ihre Nachfolgerinnen bereits kennen gelernt?
„ Ja! Die ersten Nonnen
im Mater Ecclesiae waren Klarissen, ihnen folgten Karmelitinnen, dann wir Benediktinerinnen,
und am 7. Oktober, Fest der Muttergottes vom Rosenkranz, kommen kontemplative Salesianerinnen
vom Orden der Heimsuchung Mariens - fünf Spanierinnen, eine Afrikanerin und eine Italienerin.
Wir haben schon die Oberin und zwei der Nonnen kennen gelernt, als sie uns besuchten.
Wenn sie am 7. Oktober morgens hier ankommen, übergeben wir ihnen die Fackel des Gebets
und der Liebe und Treue zum heiligen Vater, und brechen auf.“
Mutter Sofia,
was wird Ihnen persönlich fehlen, wenn Sie dieses Kloster verlassen?
„Ich
denke, vor allem der wunderbare Anblick der Kuppel von Sankt Peter! Und die Nähe zum
Heiligen Vater. Und der Atem der Weltkirche, den wir hier spüren, obwohl wir in der
Klausur in Abgeschiedenheit und Stille leben. Gleichzeitig trage ich den hier erworbenen
inneren Reichtum als Gabe mit mir fort, und ich werde versuchen, diesen Reichtum in
meinem Kloster bei Florenz, S. Maria di Rosano, mit meinen Mitschwestern zu teilen.“ (rv
06.10.2009 gs)