20 Jahre Mauerfall: „Anfangs alles andere als friedlich“
„Diese so genannte
friedliche Revolution war am Anfang alles andere als friedlich.“ Das sagt der
Dresdner Bischof Joachim Reinelt - rückblickend auf den Herbst 1989. Der heute 63-Jährige
war damals seit gut einem Jahr im Amt. „Am 4. Oktober 1989, als die Botschaftsflüchtlinge
von Prag mit ihren Zügen nach Westen rollten, wollten am Dresdner Hauptbahnhof sehr
sehr viele junge Leute auf die Züge aufspringen. Ich habe versucht, mit denen, die
flüchten wollten und der Volkspolizei zu verhandeln. Es kam zu Gesprächen, aber leider
ohne Ergebnis. Das Ende dieser Veranstaltung war, dass der Hauptbahnhof von den Ausreisewilligen
ziemlich zertrümmert worden ist und auch ein Polizeiauto brannte. Dass so etwas geschieht,
war in der DDR fast unmöglich. Auch sehr viele schwerverletzte Volkspolizisten waren
zu beklagen. Im Anschluss flüchteten sehr viele von diesen Ausreisewilligen in die
Kirchen. Ich hatte dann dafür Sorge zu tragen, dass es nicht zu einer Katastrophe
in der Kathedrale kam. Das war der erste heiße Tag.“ Bei der ersten Demonstration
am 7. Oktober wurden viele verhaftet, der Bischof verhandelte um deren Freilassung.
Doch die Bereitschaft der staatlichen Stellen war gering, die Verhandlungen weitgehend
blockiert, so Reinelt: „Die haben immer noch an ihren Sieg geglaubt.“
In
loser Folge blicken wir in den kommenden Wochen auf die Zeit der Wende in Deutschland
vor 20 Jahren zurück: Bischöfe erinnern sich, Politiker sprechen über die Rolle der
Kirchen. (rv 06.10.2009 bp)