Zypern/Österreich: Papstfrage bleibt ein Streitpunkt
Für die Gespräche
zwischen der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen ist eine neue Runde eingeleitet.
Der geplante Papst-Besuch auf Zypern im Juni 2010 beeinflusst Beobachtern zufolge
bereits jetzt den interkonfessionellen Dialog. Zum 11. Mal kommt Mitte des Monats
die Internationale Kommission für den theologischen Dialog zwischen Katholiken und
Orthodoxie auf der Mittelmeerinsel zusammen.
Eine Vertiefung und Ausweitung
der Beziehung zur orthodoxen Kirche – insbesondere mit der von Griechenland – strebt
auch die österreichische Ökumene-Stiftung „Pro Oriente“ an. Deren Präsident Johann
Marte zog im Gespräch mit Kathpress eine sehr positive Bilanz der jüngsten Reise einer
„Pro Oriente“-Delegation mit Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze nach Athen
und Thessaloniki.
Marte: „Von Seiten der orthodoxen Gesprächspartner
hat es keine Berührungsängste gegeben. Zudem besteht großes Interesse an einer Begegnung
mit der katholischen Kirche und einer Kooperation mit ,Pro Oriente’. Als Indiz dafür
sehe ich eine Vorlesung über westliche Theologie an der Universität von Saloniki,
die von 400 Studenten besucht wird.
Die Stellung des Papstes in der Weltkirche
bleibt ein kontrovers diskutiertes Thema. Das habe auch die österreichische Delegation
erfahren. Marte:
„Das Amt des Petrus, der in besonders inniger Verbindung
zu Christus steht und den ersten Rang unter den Aposteln einnimmt, dauert fort; insbesondere
in seiner Gemeinde in Rom. Diese Position wird aber von unseren orthodoxen Gesprächspartnern
nicht mitgetragen. Zwar wird die wichtige Rolle des Apostels Petrus innerhalb des
Apostelkollegiums anerkannt, allerdings nicht die exklusive Ableitung des Papstamtes
von Petrus her. In der östlichen Sichtweise ist jeder Bischof Nachfolger des gesamten
Apostelkollegiums. Trotz aller Divergenzen zeigte sich aber, dass gerade das Studium
der Kirchenväter unerlässlich ist, um in aktuellen kirchlichen und theologischen Fragen
Fortschritte zu machen. Auch bin ich überzeugt, dass es in der Frage um den Papstprimat
zu einem Kompromiss kommen wird.“
Das so genannte „Ravenna-Papier“, das
im Oktober 2007 von der katholisch-orthodoxen Dialog-Kommission verabschiedet wurde,
umfasst 46 Punkte. Darin stimmten beide Seiten überein, dass Rom in der Ordnung der
ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends „die erste Stelle einnahm und dass der
Bischof von Rom deshalb der Erste unter den Patriarchen war“. Allerdings bleibe weiterhin
offen, wie dieser Primat auf Universal-Ebene ausgeübt werden sollte, so der Text.