2009-10-05 10:21:45

Synode: Spaltungen überwinden - in Kirche und Gesellschaft


RealAudioMP3 Die Afrikasynode im Vatikan hat begonnen. An diesem Montag versammeln sich die rund 400 Teilnehmer erstmals in der Synodenaula im Schatten des Petersdoms. Papst Benedikt XVI. nimmt an den ersten Beratungen teil.
Bereits bei seinem Besuch im Kamerun im März dieses Jahres hat der Papst die Synode symbolisch eröffnet und den einzelnen Bischofskonferenzen das Instrumentum Laboris übergeben. Dieses Arbeitspapier mit 148 Punkten umfasst Anregungen und Wünsche der Bischofskonferenzen des Kontinents. In den vergangenen Monaten diente es den einzelnen Synodenvätern zur Vorbereitung. Die Gliederung des Instrumentum Laboris ist die Tagesordnung der Debatten in den kommenden drei Wochen.

Die Kirche Afrikas dürfe sich nicht vor den Problemen der Gesellschaft verschließen, sich nicht selbst genügen. Dieser Appell ist die Grundlage für die Überlegungen der Bischöfe. Wunde Punkte in der Politik, der Wirtschaft und im kulturellen Bereich seien nie nur Probleme der Gesellschaft, sondern existierten auch in der Kirche selbst, denn ihre Mitglieder seien „Söhne und Töchter der Gesellschaft“.

Das Instrumentum verschweigt nicht Zwist und Spaltungen „im Schoß“ der Kirche Afrikas und benennt fremdenfeindliche Haltungen von einigen Priestern oder unterschiedliche parteipolitische Positionen, die auch in einzelne Bischofskonferenzen eingedrungen sind. Auch über verschiedene Themen der Synode habe es in den Diözesen divergierende Ansichten gegeben. Die Synodenväter sollten der Kirche Afrikas zur Einheit verhelfen – nur so könnten die einzelnen Ortskirchen, die „prophetische Botschaft“ des Christentums besser verbreiten und Einfluss auf Politiker nehmen.

Zwar gebe es seit der ersten Sondersynode für Afrika vor 15 Jahren Zeichen, die auf einen Reifeprozess des öffentlichen Gewissens hoffen ließen, dennoch kritisieren die Bischöfe Fremdenhass und Bürgerkrieg sowie Politiker, die persönliche Interessen über das Gemeinwohl stellen und deren Regierungsart demokratischen Prinzipien widerspreche. Misswirtschaft, Ausbeutung und soziale Not hätten Menschenhandel, Prostitution und Kinderarbeit hervorgerufen und Abertausende in die Flucht getrieben. Die Massenmedien hätten zu Hass und Gewalt und einem Verfall der traditionellen Werte und der Kultur Afrikas beigetragen. Politische Instabilität, die ihre Wurzeln in Sklaverei und Kolonialisierung habe, mache wahren Frieden unmöglich. Zwar sei Frieden immer mehr als ein Schweigen der Waffen, doch Konflikte seien das Symptom dafür, dass Frieden nicht existiert.

Wie in der Gesellschaft gebe es auch in der Kirche Erfahrungen von Ungerechtigkeit, hält das Instrumentum Laboris fest: Frauen würden in der Zusammenarbeit oft auf einen niederen Rang zurückgedrängt. Selbst in kirchlichen Strukturen seien gerechte Gehälter nicht immer garantiert. Im Umgang mit den Gütern der Kirche fehle es seitens der Hirten mitunter an Transparenz. Auch innerhalb der kirchlichen Hierarchien fordern die Bischöfe Gerechtigkeit und Objektivität im Umgang miteinander, ohne einzelne Volksgruppen zu bevorzugen. Frauen sollten eine „sichtbarere Aufgabe“ erhalten, sie trügen außerdem zur Vermenschlichung der afrikanischen Gesellschaft bei.

Auffallend: Das Instrumentum Laboris benennt – wo inhaltlich möglich – stets die männliche und weibliche Form. Es spricht etwa von Geschäftsmännern und –frauen, von Christen und Christinnen.

Die Afrikasynode wird sich wie bereits die Weltbischofsynode 2008 mit der Ausbreitung der Sekten und mangelnder Toleranz beschäftigen. Die Tagesordnung ermuntert die Seelsorger, sich intensiv mit der traditionellen Religion ihrer jeweiligen Region zu beschäftigen und ruft zu einem friedlichen Miteinander mit dem Islam auf. Die Religionen sollten gemeinsam gegen die Probleme der Gesellschaft angehen. In katholischen Schulen sollte die religiöse Identität muslimischer Kinder respektiert und damit ein Beispiel für die Erziehung zu Toleranz und Frieden gegeben werden.

Die Bischofsversammlung solle unter anderem „den Schrei der Armen, der Minderheiten, der in ihrer Würde verletzten Frauen, der Ausgestoßenen…“ hörbar machen. Kirchliche Einrichtungen sollten sich weiterhin für die Sorge an Kranken, und – mehrfach eigens benannt – an HIV-Patienten und gegen die weitere Ausbreitung von Aids einsetzen. Den Ärmsten sollten Medikamente und medizinische Versorgung frei zugänglich sein. Katholiken in Wirtschaft und Politik sollten sich besonders für die Armen, die Flüchtlinge und die Jugend einsetzen, gegen Korruption und Diktatur und für die Achtung der Menschenrechte kämpfen. Christen in internationalen Organisationen sollten sich eine Option für die Armen zu eigen machen.

(rv 05.10.2009 bp)








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