Zum Tag der Deutschen Einheit: „Haltet dieses Tor geöffnet!“
60 Jahre Bundesrepublik,
20 Jahre Mauerfall, 19 Jahre Deutsche Einheit. Die Kirche stand dem politischen Geschehen
in Deutschland nie gleichgültig gegenüber. Die friedliche Wende nennen viele bis heute
ein Wunder. Rückblicke, Ausblicke, Meinungen im Jubiläumsjahr – zusammengestellt von
Birgit Pottler.
Rückblick. Konrad Adenauer am 23. Mai 1949: „Gemäß
Artikel 145 verkündige ich im Namen und im Auftrage des parlamentarischen Rates das
Grundgesetz. Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, vom Willen
beseelt, seine nationale und staatliche Einheit zu wahren und als gleichberechtigtes
Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat das deutsche Volk
dieses Grundgesetz beschlossen. Möge alle Zeit der Geist und der Wille, der aus diesen
Sätzen spricht, lebendig sein im deutschen Volke.“ Zollitsch:
„Eine große Erfolgsgeschichte“ Doch wie sagt das Lied? „60 Jahre und
kein bisschen weise? Aus gehabtem Schaden nichts gelernt...“ Erst im Mai, kurz
vor dem Jubiläum, hat SDP-Vorsitzender Franz Müntefering eine Verfassungsdiskussion
angestoßen. Das Grundgesetz solle durch eine gesamtdeutsche Verfassung ersetzt werden.
Schließlich war bei der Wiedervereinigung der Weg über Artikel 23 gewählt worden;
das Grundgesetz wurde nach deren Beitritt in den neuen Bundesländern in Kraft gesetzt
und ist damit kein neues und einheitliches Werk aller Deutschen. Artikel 146 sah und
sieht vor, dass das Grundgesetz seine Gültigkeit an dem Tag verliert, „an dem eine
Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen
worden ist“.
Nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 war es anders gelaufen: Die
damalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth eröffnete am 23. August 1990 die Sitzung
des Parlaments mit den Worten: „Wir alle sind glücklich und erleichtert über den wichtigen
Beschluss der Volkskammer der DDR gestern Abend...“ Helmut Kohl verkündete: „Die
Volkskammer der DDR erklärt den Beitritt zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der
Bundesrepublik Deutschland gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes mit Wirkung vom 3. Oktober
1990.“
Der Vertreter der katholischen Kirche in Berlin, Karl Jüsten,
hatte die im Mai losgetretene Debatte als unnötig kritisiert. Er sehe keinen Bedarf
– weder für eine Verfassungsdiskussion, noch für eine neue Verfassung. Auch politisch
– so schien es rund um die Gedenkfeiern zu 60 Jahre Bundesrepublik - verlief Münteferings
Vorstoß im Nichts.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof
Robert Zollitsch, war überrascht über Münteferings Vorschlag: „Ich habe
den Eindruck, er wollte einfach den neuen Bundesländern noch mal entgegen kommen.
Die wollten dieses Grundgesetz. Ich halte es für gut. Und ich bezweifle, ob eine neue
Diskussion über ein neues Grundgesetz uns weiterführen würde. Wir würden eher dann
uns in kleinen Details glaube ich, so fürchte ich, zerstreiten. Für ihn hat
sich das Grundgesetz bewährt: „Wir sollten jetzt das zu schätzen wissen,
was im Grundgesetz steht und was 60 Jahre hindurch so vielen Menschen geholfen hat,
in Sicherheit, in Freiheit zu leben und auch in einer wirtschaftlich durchaus respektablen,
guten Situation. Und die Geschichte der Bundesrepublik ist für mich tatsächlich eine
große Erfolgsgeschichte.“
„In Verantwortung vor
Gott und den Menschen“ Die Präambel des Grundgesetzes spricht von der Verantwortung
vor Gott und den Menschen. Politiker und Kirchenvertreter sprechen vom Vorbildcharakter
für Europa. Der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Hans Henning Horstmann,
erinnert an die Vorgeschichte: „Das Grundgesetz gründet sich auf vorverfassungsrechtliche
Werte. Dies wird in Artikel 1 deutlich: ,Die Würde des Menschen ist unantastbar'.
Dies stellt den Wert jedes Menschen und seiner umfassenden Rechte klar. Die Menschenrechtserklärung
in der französischen Revolution und des amerikanischen Unabhängigkeitskampfes waren
entscheidende Abschnitte in der Menschheitsgeschichte, die auch 1949 für uns konstitutionelle
Wirkung entfaltet haben.“ Gedacht war das Grundgesetz
als Provisorium, knapp 60 Neuerungen gab es in den 60 Jahren seiner Geschichte. Der
Ausbau der Grund- und Menschenrechte war von Anfang an ein zentrales Anliegen. Artikel
1 bis 18 schreiben sie heute fest; von „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ über
die Religionsfreiheit bis zu den Ausführungsbestimmungen.
Erzbischof Zollitsch: „Das
Grundgesetz ist wirklich eine Erfolgsgeschichte, denn es hat in Deutschland einen
Staat aufbauen helfen oder ist die Grundlage für den Aufbau eines Staates, in dem
zunächst die Menschenrechte an der Spitze stehen, in dem die menschliche Freiheit
garantiert ist, ein Staat, der dann auch tatsächlich den Schutz des Bürgers garantiert
und der durch die Spielregeln, die das Grundgesetz festlegt, dann eben auch zeigt,
wie die Menschen miteinander umgehen können.“ Religionsfreiheit
ja, Staatskirche nein Unverändert - seit mehr als 60 Jahren, sofern wir
den Nationalsozialismus ausblenden - das Verhältnis zwischen Staat und Kirche. Vom
konstruktiven Miteinander profitierten beide Seiten, betont der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz: „Das Grundgesetz hat ja – und das war eine gute Entscheidung
– die Kirchenartikel der Weimarer Verfassung übernommen und damit tatsächlich das
weitergeführt, was dort angelegt war, nämlich dass Staat und Kirche frei sind, unabhängig
voneinander, aber dass sie zusammenarbeiten und dass in vielen Situationen beide von
dieser Zusammenarbeit profitieren.“
Artikel 136 bis 141 des Grundgesetzes
sind aus der Weimarer Verfassung von 1919 übernommen, regeln die Religionsfreiheit
im Einzelnen sowie den Schutz des Sonntags und stellen fest: „Es gibt keine Staatskirche.“ „Wir
sind froh, dass der Staat uns den Schutz gewährt, dass wir Körperschaft des öffentlichen
Rechtes sind, dass der Staat auch bereit ist, etwa die Kirchensteuer einzuziehen,
natürlich gegen Vergütung, das ist ja ganz klar und dass wir etwa wissen, wie wir
Seelsorge treiben können, in den Krankenhäusern, bei der Bundeswehr, in den Vollzugsanstalten
und dass wir die Freiheit in der Seelsorge haben; das ist wirklich ein großer Gewinn
bis dahin, dass auch der Staat uns das Recht garantiert, Religionsunterricht in den
Schulen zu halten nach dem Grundgesetz.“
In der konkreten Geschichte des
getrennten Miteinanders von Staat und Kirche sieht Zollitsch jedoch eine Grenze überschritten
zwischen positiv und negativ verstandener Religionsfreiheit. Diese Dimension müssten
Gesetzgeber und Rechtsprechung auch in Zukunft in Einklang bringen, fordern die großen
Kirchen in Deutschland zum 60. Jahrestag. Als ein Beispiel nennt der Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz das so genannte Kruzifixurteil. „Ich habe die Befürchtung,
dass man sagt, es ist jemandem, der sich daran stört, nicht zumutbar, ein christliches
Symbol in öffentlichen Räumen zu sehen. Das ist meines Erachtens falsch, denn das
berücksichtigt nicht mehr, dass wir von den positiven Werten der Religion leben. Das
gehört in unsere Gesellschaft hinein, und deswegen halte ich solche Urteile nicht
nur für bedenklich, ich halte sie für falsch.“
Johannes
Paul II: „Tor der Freiheit“ 60 Jahre Grundgesetz - das sind 40 Jahre Geschichte
zweier getrennter Staaten und 20 Jahre seit dem Fall der Berliner Mauer. Papst Johannes
Paul II. stellte sich bei seinem letzten Deutschlandbesuch demonstrativ vor das Brandenburger
Tor. Im Juni 1996 sagte er dort: „Das geschlossene Brandenburger Tor stand da
wie ein Symbol der Trennung; als es endlich geöffnet wurde, wurde es zum Symbol der
Einheit und zum Zeichen dafür, dass die Forderung des Grundgesetzes nach Vollendung
der Einheit und Freiheit Deutschlands in freier Selbstbestimmung erfüllt ist. So kann
man zu Recht sagen: Das Brandenburger Tor ist zum Tor der Freiheit geworden.“ Regierender
Bürgermeister Berlins bis zum Jahr des Mauerfalls, dann im wiedervereinigten Berlin
und im Jahr des Besuchs von Johannes Paul II. war Eberhard Diepgen. Er sagt heute
rückblickend: „Der Papst hat meiner Meinung nach in der Gesamtentwicklung in
Polen eine hervorragende Rolle gespielt. Und ohne die Entwicklung in Polen wäre auch
die Entwicklung in Deutschland wahrscheinlich nicht so gelaufen, weil es eine Fülle
von Ermunterungen gegeben hat. Das hat Rückwirkungen gehabt für die Hoffnungen und
die Erwartungen der Menschen auch in der der damaligen DDR. Sie sagten, wenn die dort
das können, müssen wir mal sehen, dass wir auch ein Stückchen Handlungsspielraum haben,
wenigstens für die Reform des Sozialismus.“
„Wir sind
das Volk“ Oder: „Option Kerze, Option Gewaltlosigkeit“ Der
Ruf aus Leipzig. Er war der entscheidende Schritt hin zur Einheit Deutschlands. Seit
Mitte der 80er Jahre hatten zwei Pfarrer aus Leipzig montags zu Friedensgebeten in
die Nikolaikirche eingeladen. Im September 1989 versammelten sich die Kirchgänger
anschließend zur Montagsdemonstration. Die entscheidende war die vom 9. Oktober. Christian
Führer, vor 20 Jahren Pfarrer in der evangelischen Nikolaikirche, erinnert sich. Der
9. Oktober – ein Tag der Europa veränderte: „Ja, das ist ein Tag,
den ich tatsächlich auch nie vergessen werden kann. Herangekommen ist dieser Tag durch
eine große Gewalt- und Verhaftungswelle am 7. Oktober, dem letzten DDR-Feiertag zum
40. Jahrestag.“
Der 9. Oktober war zunächst geprägt von Spannung und Angst,
erzählt Führer, die Stadt lag wie im Bürgerkrieg, durch anonyme Anrufe hatte er erfahren,
dass tausend SED-Genossen für den Abend in die Kirche beordert waren. Der Pfarrer
der Nikolaikirche hatte die anderen Innenstadtkirchen gebeten, gleichzeitig Friedensgebet
zu halten, „damit wir soviel Menschen wie möglich in den Schutz der Kirchen bekommen,
und dass sie die Botschaft Jesu der Gewaltlosigkeit hören und mit auf die Straße nehmen“.
Etwa 8.000 Menschen waren in die Kirchen gekommen, auf den Straßen warteten rund 70.000. „Als
wir die Tür öffneten, war der Platz voller Menschen mit Kerzen in der Hand. Und wenn
Sie draußen eine Kerze in der Hand haben, dann brauchen Sie ja beide Hände, sonst
verlöscht sie. Sie können nicht noch einen Knüppel oder einen Stein mitbringen. Option
Kerze heißt Option Gewaltlosigkeit.“
„Und dann“, so Führer weiter, „ist
geschehen, was niemand für möglich hielt: Wir hatten mit der chinesischen Lösung gerechnet
wie zuvor am 4. Juni in Peking, und jetzt kam etwas ganz anderes. Was mich immer wieder
beeindruckt: „Die Menschen haben die Bergpredigt von Jesus in zwei Worte gebracht:
keine Gewalt.“ „Wir sind das Volk“ wurde nicht nur gerufen, sondern praktiziert, sagt
der damalige Pfarrer der Nikolaikirche. Die Folgen nennt er „einmalig in unserer deutschen
Geschichte: eine friedliche Revolution, die erste, die uns gelungen ist, aus den Kirchen
heraus gewachsen, auf den Straßen realisiert“. Dass Menschen, die „in
zeitweilig militant-atheistischen Weltanschauungsdiktaturen gelebt haben“ und im Geist
erzogen wurden, dass Gewaltlosigkeit nichts als „gefährliche Illusion“ sei, „plötzlich
die Bergpredigt eins zu eins auf der Straße umsetzen und nicht zurückschlagen“ – Führer
stockt auch zwei Jahrzehnte nach den Vorfällen noch der Atem bevor er weiterspricht,
„das ist wirklich ein Wunder biblischen Ausmaßes“.
Mentalitätswandel
statt Ostalgie Wie bewusst ist 20 Jahre nach dem Mauerfall noch die Rolle
der Christen und der Kirche? Wie geeint ist das Volk? Die Abstimmung über den Religionsunterricht
an staatlichen Schulen in Berlin spaltete die Hauptstadt erst Ende April entlang der
alten Ost-West-Linie. Der frühere West-Bürgermeister Eberhard Diepgen spricht heute
eher von Zurückhaltung, von einer Kirche in der Diaspora, die versucht habe, sich
in irgend einer Weise zu arrangieren, um sich ihre Freiheiten im SED-Regime irgendmöglich
zu erhalten.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofkonferenz, Erzbischof
Zollitsch, sieht das anders: „Gerade im Blick auf den Fall der Mauer staune
ich, wie vergesslich Menschen sind, dass viele in den neuen Bundesländern gar nicht
mehr wahr haben wollen, oder gar nicht mehr wissen, in welcher Diktatur sie lebten.
Das ist schnell vergessen worden. Es ist auch weitgehend vergessen worden, dass die
Kirchen – weil sie die einzigen Freiräume in diesem System hatten – entscheidend zum
Aufbruch und zum Mauerfall beigetragen haben. Wir werden dieses Jahr die Gelegenheit
haben, bewusst daran und an die tragenden Kräfte dahinter zu erinnern: nämlich der
Gedanke der Freiheit, der Gedanke auch der Religionsfreiheit, und der Gedanke der
Menschenwürde eines jeden Einzelnen. Diese Werte neu in unsere Gesellschaft einzubringen,
ist sicher eine der Aufgaben dieses Gedenkjahres.“
Eine bleibende Aufgabe
- so nennt das auch der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, aufgewachsen in Halle,
1978 in Erfurt zum Priester geweiht. Kopfschüttelnd schaut er auf die politischen
und öffentlichen Debatten, die von Anfangseuphorie über Wende und Einheit abgesehen,
nie abgerissen waren. „Da kann nur helfen, dass man sich immer wieder begegnet,
miteinander beschäftigt und ein aufrichtiges und ehrliches Interesse füreinander hat.
Ich weiß, dass es nicht nur im Osten, sondern auch im Westen Probleme gibt, und wir
müssen auch diese wahrnehmen und uns solidarisch damit zeigen.“
Kanzlerin
Angela Merkel, Pastorentochter und aufgewachsen in Brandenburg, warnt vor einer Verklärung
der DDR. Der Staat sei auf Unrecht aufgebaut worden, antwortete sie kurz vor dem Grundgesetzjubiläum
auf die An- und Nachfragen aus Ost und West.
Lothar de Maiziere, der letzte
Ministerpräsident der DDR, sagte in seiner Rundfunkansprache am 2. Oktober 1990: „Es
ist ungewöhnlich, dass sich ein Staat freiwillig aus der Geschichte verabschiedet.
Ebenso ungewöhnlich und widernatürlich war aber auch die Teilung unseres Landes. Wir
lassen ein System hinter uns, das sich demokratisch nannte, ohne es zu sein. Seine
Kainszeichen waren die Unfreiheit des Geistes und das verordnete Denken, Mauer und
Stacheldraht, der Ruin der Wirtschaft und die Zerstörung der Umwelt, die ideologisch
kalkulierte Gängelung und das geschürte Misstrauen. An die Stelle dieser Tyrannei
sind Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenwürde getreten.“
Ist die
Einheit gescheitert? Ist Ostalgie für viele der einzige Ausweg? Bischof Feige warnt: „Das
sind sehr einfache Fluchtreaktionen in eine angeblich heile Vergangenheit. Ich selber
bin fast 40 Jahre in der DDR groß geworden. Ich weiß, was es bedeutet hat, dort zu
leben. Es gab durchaus würdevolles Leben und ein herzliches Miteinander, aber das
ist auch in einem Gefängnis möglich. Die Rahmenbedingungen und die menschenverachtende
Weise dieses Regimes sollte man auch ganz deutlich in Erinnerung behalten, um nicht
in eine phantastische euphorische Ostalgie zu verfallen.“
Ein Wunder wie
das von 1989 scheint heute unwirklich, in Zeiten von Kurzarbeitergeld und Hartz IV,
von Landflucht, Abwanderung der jungen Generation und Ärztemangel schier unmöglich;
selbst das Sommermärchen, das erst vor drei Jahren zumindest im Geiste noch einmal
einen Großteil der Deutschen vor dem Brandenburger Tor vereinte, ist nicht mehr greifbar. „Alles
hat seine Zeit“, meintBischof Feige: „Alles hat seinen Kairos und momentan
ist die Stimmung nicht so, dass eine solche Aufbruchsbewegung denkbar wäre. Wir bräuchten
tatsächlich innerlich und äußerlich einen Mentalitätswandel in unserer Gesellschaft.“
Johannes
Paul II: „Haltet dieses Tor geöffnet!“ Papst Wojtyla bewies
bei seiner ersten Polenreise 1979 Weitblick; er glaubte daran, dass „eine neue Erde“
möglich war. Vor dem Brandenburger Tor bewies sich diese Zuversicht. Doch seine Worte
bleiben Mahnung, auch 20 Jahre nach dem Mauerfall: „Freiheit bedeutet nicht
das Recht zur Beliebigkeit. Freiheit ist kein Freibrief! … Die Idee der Freiheit kann
nur da in Lebenswirklichkeit umgesetzt werden, wo Menschen gemeinsam von ihr überzeugt
und durchdrungen sind – in dem Wissen um die Einmaligkeit und Würde des Menschen und
um seine Verantwortung vor Gott und den Menschen. Da – und nur da –, wo sie zusammen
für die Freiheit einstehen und in Solidarität für sie kämpfen, wird sie errungen und
bleibt sie erhalten. … Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa braucht dazu den
unentbehrlichen Beitrag der Christen.
Den Berlinern
und allen Deutschen, denen ich dankbar bin für die friedliche Revolution des Geistes,
die zur Öffnung dieses Brandenburger Tores führte, rufe ich zu: Löscht den Geist nicht
aus! Haltet dieses Tor geöffnet für euch und alle Menschen! … Der Mensch ist zur Freiheit
berufen.“