Der Vatikan beschäftigt
sich in diesen Tagen in einem internationalen Kongress mit Seelsorge an Menschen unterwegs.
In diese Kategorie fallen beispielsweise Flüchtlinge, Obdachlose und Opfer von Menschenhandel.
Aus Deutschland hat der Päpstliche Migrantenrat, der die Tagung ausrichtet, Schwester
Lea Ackermann eingeladen. Sie setzt sich mit ihrer Organisation „Solwodi“ für Frauen
und Kinder ein, die durch Menschenhandel als Zwangsprostituierte missbraucht werden.
Schwester Lea beobachtet eine wachsende Sensibilität für das Thema, gerade unter Ordensfrauen.
„In Italien zum Beispiel ist es gelungen, dass die Ordensschwestern sehr
stark zusammenarbeiten und auch Frauen und Kinder aufnehmen in ihre Häuser. In Deutschland
arbeiten bei Solwodi 47 Sozialarbeiterinnen und Psychologinnen mit diesen Zwangsprostituierten,
davon sind 17 Ordensfrauen aus 13 verschiedenen Gemeinschaften. Also die Ordensfrauen
haben schon ein sehr waches Auge für die unmenschliche Ausbeutung von Frauen und Kindern.“
Fast 25 Jahre ist Schwester Lea schon im Einsatz für Opfer von Frauen-
und Menschenhandel. Sie gilt als Pionierin für die Verteidigung der Menschenrechte
zwangsprostituierter Frauen und Kinder.
„Als ich vor 25 Jahren auf dieses
Problem aufmerksam gemacht wurde durch den Kontakt mit Frauen in der Prostitution
in Kenia, sagte mir eine 16-jährige: Ich bin doch nicht jung, ich habe schon ein dreijähriges
Baby, aber kuck mal, da hinten das Mädchen ist erst 14 und die hat gestern ein Kind
zur Welt gebracht und es in der Toilette ertränkt... Damit will ich nicht dieses Mädchen
an den Pranger stellen, sondern: In welche Situationen kommen diese Kinder. Ein Mädchen
von 14 ist ein Kind! Das hat mich damals auf die Palme gebracht und ich habe gedacht:
Die Touristen, die sich eine Weltreise leisten können, kommen in diese Länder und
nutzen diese Armut und das Elend aus und kaufen sich billiges Vergnügen zu Lasten
von Frauen und Kindern.“
Schwester Lea befürwortet sehr, dass sich der
Vatikan mit dem Thema Zwangsprostitution beschäftigt. Ihre Organisation ist auch in
verschiedenen afrikanischen Ländern aktiv. Mit Blick auf die bevorstehende Bischofssynode
über Afrika würde sich die deutsche Ordensfrau wünschen, dass die Anliegen von Frauen
auf dem schwarzen Kontinent mehr Beachtung finden.
„Es sind eigentlich
die Frauen, die Afrika bis jetzt am Leben gehalten haben. Sie sorgen für die Ernährung,
sie sorgen für die Familie. Sie setzen sich ganz ein. Aber andererseits – Entscheidungen
treffen nur die Führungsgruppen, und da sind sehr wenige Frauen drin. Ähnliches gilt
für die Kirche. Auch dort kommen Frauen sehr wenig zu Wort. Es wäre mein Wunsch, dass
Anliegen der Frauen zur Sprache kommen und Gruppen gebildet werden, damit Frauen das
sagen können, was ihnen große Sorgen macht.“