Die katholische Solidaritätsaktion
Renovabis und ihre evangelische Schwesterorganisation „Hoffnung für Osteuropa“ haben
am Mittwoch in Stuttgart den diesjährigen Journalistenpreis Osteuropa verliehen. Preisträger
sind der Moskauer Journalist Leonid Winogradow und der Bukarester Autor Matei Martin.
Der Osteuropa-Journalistenpreis wurde seit 1995 von „Hoffnung für Osteuropa“ verliehen.
Nun ist auch die katholische Renovabis mit dabei. Renovabis-Geschäftsführer Burkhard
Haneke:
„Vor ungefähr zwei Jahren kam unsere evangelische Schwester „Hoffnung
für Osteuropa“ auf uns zu und fragte uns, ob wir diesen Preis nicht künftig gemeinsam
verleihen könnten. Das traf sich ganz gut mit Überlegungen bei Renovabis. Wir hatten
damals auch überlegt, wie wir die Medien in Osteuropa auch in Deutschland stärker
präsent machen können. Und da trafen sich zwei Bewegungen: Renovabis war auf der Suche
nach einem Instrument der Öffentlichkeitsarbeit, Hoffnung für Osteuropa nach einem
neuen Partner. So kamen wir vor zwei Jahren zusammen. In diesem Jahr zum zweiten Mal
ein ökumenischer Journalistenpreis Osteuropa.“
Mit dem Preis soll ein kritischer
Journalismus in den osteuropäischen Transformationsländern gefördert werden, sagt
Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von „Hoffnung für Osteuropa“:
„Wie
wir alle wissen, spielt die vierte Gewalt in der Stärkung und aktiven Gestaltung einer
Demokratie eine sehr besondere Rolle. Der Journalismus kommt in Osteuropa aus einer
anderen Tradition, nennen wir sie mal staatsnahe, spielte bisher nicht die Rolle einer
kritischen Begleitung, eines Hinterdiekulissenblickens, eines Aufdeckens eines von
Missständen, von sozialen Problemen, aber auch die positive Rolle des Aufzeigens alternativer
Lösungswege. Das musste gefördert werden.“
Einige Gesellschaften in Mittel-
und Osteuropas seien noch nicht offen für diese Rolle des Journalismus, so Füllkrug-Weitzel.
Partnerorganisationen berichteten regelmäßig von Menschenrechtsverfolgung gegen Journalisten
in osteuropäischen Ländern.
„Es ist also eine Berufsgruppe, die einerseits
eine sehr starke Rolle spielt, aber andererseits noch nicht die Fülle von Möglichkeiten
hat, die sie braucht, um diesen Aufgaben gerecht zu werden. Deshalb wollten wir hier
Ermutigung aussprechen und einen Anreiz setzen, diese Rolle als vierte Gewalt aktiv
auszufüllen.“
Der Bukarester Nachwuchsjournalist Matei Martin beschäftigt
sich in seinem preisgekrönten Beitrag mit der Rezeption rumänischer Literatur in Westeuropa
und stellt fest, dass das alte Europa zunehmend die moderne Literatur des Ostens entdeckt.
Leonid Winogradow portraitiert in seinem Artikel die Arbeit eines 70jährigen Psychoonkologen
in einem Petersburger Hospiz, der Sterbenden mit eigens für sie geschriebenen Märchen
und Puppen am Ende ihres Lebens hilft. Cornelia Füllkrug-Weitzel:
„Das Menschenbild
in kommunistischen Zeiten war signifikant anders als das christliche Menschenbild.
Das Individuum, seine eigene Potenziale, aber auch seine Schicksal haben eine sehr
geringe bis gar keine Rolle gespielt. Deshalb sind gerade besonders verletzbare Gruppen,
schutzbedürftige, schwache Menschen in schwierigen Lebenslagen und am Ende ihres Lebens
mehr Objekt von Betreuung gewesen als dass sie wirklich als Menschen mit voller Würde
ernst genommen worden sind. Die Menschenwürde deutlich werden zu lassen, ist eine
wichtige Aufgabe der christlichen Kirchen. Deshalb waren wir sehr froh über diesen
Beitrag. Er hat außerdem gezeigt, dass wir auf dem richtigen Wege sind mit dem, was
wir tun: Pilotprojekte zu fördern, die, einem anderen Menschenbild folgend, eine begleitende
Sozialarbeit aufbauen.“