Im Vatikan ist man
sehr zufrieden mit der Papstreise in die Tschechische Republik. Benedikt sei auch
bei vielen Nichtchristen auf viel Respekt und Interesse gestoßen, schreibt die Vatikanzeitung
„Osservatore Romano“. Die Intellektuellen von der Karlsuniversität etwa hätten den
Papst auf der Prager Burg „mit offenen Armen“ empfangen. Vatikansprecher Federico
Lombardi betont im Gespräch mit uns die europäischen Signale, die der Papst aus der
geographischen Mitte des „alten Kontinents“ gesendet habe. „Der
Papst hat nicht viel von politischen Aspekten der europäischen Einheit gesprochen.
Eigentlich hat er davon gar nicht gesprochen. Er hat vielmehr den Akzent auf die gemeinsamen
Werte gelegt und auf die christlichen Wurzeln hingewiesen... Er hat in der Tschechischen
Republik besonders Europa als Haus bezeichnet. Ein gemeinsames Heim, das wirklich
ein Ort der gemeinsamen Werte, Traditionen und Hoffnungen ist, das ist die Hauptbotschaft
des Papstes.“
Die Europäische Union täte gut daran,
sich die Worte Benedikts in Prag zu Herzen zu nehmen, glaubt der deutsche Botschafter
beim Vatikan, Hans-Henning Horstmann. In seiner Monats-Kolumne für uns meinte er an
diesem Dienstag:
„In der anhaltenden Finanz-, Wirtschafts-
und Vertrauenskrise ist die EU mit dem Euro und dem Schengen-Raum, mit einer sich
verstärkenden Sicherheits- und Verteidigungspolitik, vor allem aber mit einer sich
– zumindest auf dem Kontinent – verstärkenden ökologischen und sozialen Marktwirtschaft
unsere Chance für die Zukunft! Die Menschen bleiben in dieser Krise verunsichert,
zum Teil apathisch. Dem will Benedikt XVI. seit Beginn seines Pontifikates entgegenwirken
– und dies war auch ein Motiv für seine deutlichen Worte zu Europa in der Tschechischen
Republik.“
Der tschechische Präsident Vaclav Klaus,
der dem Papst in den letzten drei Tagen kaum von der Seite gewichen war, nannte die
Visite vor Journalisten einen wichtigen Erfolg. Von einem Erfolg spricht auch der
Prager Weihbischof Vaclav Maly – und hat dabei vor allem die turbulente politische
Lage der Tschechischen Republik im Blick.
„Sein Besuch
war eine missionarische Sendung- aber ohne Zwingen. Er hat in unsere gesellschaftliche
Lage jetzt Ruhe und Noblesse eingetragen. Das ist wichtig – nicht nur für die Kirche,
sondern auch für die ganze Gesellschaft. Außerdem hat er viel von der Freiheit gesprochen
und sie mit der Suche nach der Wahrheit verknüpft. Das ist sehr, sehr wichtig! Er
hat Freiheit auch mit der Suche nach dem Gemeinwohl verbunden – nicht nur für mein
erfolgreiches Leben kämpfen, sondern für das Gemeinwohl. Das sind sehr wichtige Akzente.“
Ein
Erfolg also – vorausgesetzt, die Tschechen gehen auf den Stil und den Inhalt der Botschaft
Benedikts ein.
„Das kann nicht angeordnet werden: Das
ist ein Angebot, eine Herausforderung. Ich hoffe, dass die Mehrheit der Zuhörer seine
Worte sehr ernst nimmt und sie in ihrem eigenen Leben verkörpert.“
Maly
war der tschechische Organisator der Papstreise. Er meinte auf seiner Schluß-Pressekonferenz,
Benedikt XVI. sei im Lauf der Reise regelrecht aufgetaut. Am Anfang sei der Papst
sehr zurückhaltend gewesen; das habe sich jedoch zunehmend gelegt. Mit Blick auf die
deutsche Herkunft Benedikt XVI. sagte der Weihbischof, in der Tschechischen Republik
gebe es sicher weiterhin Negativeinstellungen gegen Deutsche, wenn auch immer weniger.
Der Papst werde auch als „Deutscher“ wahrgenommen. Dennoch habe ihm niemand seine
an die deutschen und österreichischen Pilger gerichteten Begrüßungsworte auf Deutsch
in Brno (Brünn) und Stara Boleslav (Altbunzlau) übelgenommen. Für die junge Generation
sei dieser Punkt ohnehin kein Problem mehr. Benedikt XVI. hatte von Freitag bis Montag
Prag, Brünn und Alt-Bunzlau besucht. Am Montagabend kehrte er nach Rom zurück.