Die großen Prager Zeitungen berichten an diesem Dienstag sehr ausführlich über den
Besuch von Papst Benedikt. Die auflagenstärkste liberale Tageszeitung „Mlada fronta
Dnes“ widmete dem Papst fast die komplette Titelseite. Sie erinnert an die Mahnungen
des Papstes zur Wiederentdeckung der christlichen Wurzeln. Benedikt XVI., so die Zeitung
weiter, habe aber nur die ohnehin schon Überzeugten überzeugt. In ihrem Innenteil
reserviert die Zeitung vier volle Seiten für den Papstbesuch. Ein Kommentator des
Blattes bescheinigt Benedikt XVI. Showtalent: „Keine Frage, der Papst war der größte
Showman, der in diesem Jahr in die Tschechische Republik kam.“ Die 100.000 Fans, die
für Popstar Madonna und die Hardrock-Band Kabat begeistert waren, seien weniger gewesen
als jene, die allein zur Papstmesse nach Brünn kamen.
Die konservative Tageszeitung
„Lidove noviny“ stellt auf ihrer Titelseite fest, der Papst habe Staatspräsident Vaclav
Klaus „bezaubert“. Klaus sei Benedikt XVI. während der drei Tage bei fast jeder Gelegenheit
so nahe wie möglich gewesen. Er habe erklärt, dass er den Ansichten Benedikts XVI.
nahe sei und dessen Befürchtungen vor einem Zerfall traditioneller Werte der Zivilisation
teile. Nicht jeder freilich nehme dem Präsidenten dies so ohne weiteres ab, schreibt
die Zeitung. Auf den Kommentarseiten heißt es, der Papst habe es nicht leicht gehabt:
als Deutscher und als Nachfolger des slawischen „Megastars Johannes Paul II.“. Benedikt
XVI. sei eher „ein Professor, zurückhaltend, sachlich, aber dennoch ein interessanter
Denker“.
„Benedikt XVI. hat es bei uns gefallen“, lautet die Schlagzeile der
linken Tageszeitung „"Pravo“, die von allgemeiner Zufriedenheit am Ende des dreitägigen
Besuchs des Papstes schreibt. Das einstige Zentralorgan der Kommunistischen Partei
widmet dem Besuch zwei volle Seiten, berichtet nüchtern über die Stationen der Reise
und zitiert überwiegend skeptische Kommentare der Weltpresse. Im eigenen Kommentar
heißt es, der erste Besuch von Papst Johannes Paul II. 1990 sei „ein goldener Bonus“
gewesen, „der direkt vom Himmel zu fallen schien“. Doch die Kirche habe daraus nichts
gemacht, so der Kommentator. Es sei unklug und „kontraproduktiv“ gewesen, Forderungen
nach Vermögensrückgabe zu stellen, wenn von vornherein klar gewesen sei, dass diese
angesichts der Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit nicht zu erfüllen seien.