Starà Boleslav, Altbunzlau – das ist ein emblematischer Ort für das Christentum in
Tschechien. Hier wurde 935 der Fürst Wenzel ermordet, der jetzt Hauptpatron des tschechischen
Volkes ist. Es ist nur ein Städtchen von Ackerbauern, etwa 35 km außerhalb von Prag
– und mit eigentlich nur zwei Plätzen: dem Marienplatz und gleich daneben dem Wenzelsplatz.
Aber die Tschechen sehen in diesem Städtchen den Geburtsort ihrer Nation und kommen
jährlich am 28. September, dem Wenzelsfest, in Wallfahrten hierhin. In den Tagen dieser
Wenzel-Feiern blüht das Städtchen auf, die Pilger bringen Geld mit. Nicht weit von
der Elbe: Eine frühbarocke Kirche mit zwei Zwiebeltürmen. Sie beherbergt ein goldenes
Marienrelief, das Palladium – Zeichen für die Schirmherrschaft über Böhmen. Die Kirche
ist in Rot und Weiß gehalten, den Farben, die mit dem hl. Wenzel in Verbindung gebracht
werden; ihre Krypta birgt eine Reliquie des Heiligen, aber nicht seine sterblichen
Überreste – die wurden schon im 10. Jahrhundert von hier in den Prager Veitsdom überführt.
Anders als im katholischen Mähren stoßen Katholiken hier in Böhmen auf Mißtrauen:
Die dreihundert Jahre, die die böhmischen Länder unter den katholischen Habsburgern
lebten, gelten noch heute als eine „Zeit der Finsternis“. Es war gegen diese katholische
Supermacht, dass die Tschechen sich ihre Unabhängigkeit erkämpfen mußten – auch dafür
steht das beschauliche Altbunzlau.