Der Veitsdom auf der Prager Burg ist die größte Kirche Tschechiens. König Karl IV.
gab 1344 den Auftrag zu dem heutigen gotischen Bau, als Prag auch Erzbistum wurde.
Doch die Kathedrale Prags hat eine mehr als tausendjährige Geschichte. Schon 925 hatte
der Hl. Wenzel eine Rundkirche bauen lassen. er Veitsdom birgt heute in der Wenzelkapelle
die Reliquien des böhmischen Nationalheiligen und - als ehemalige Krönungskirche der
böhmischen Könige - die Insignien.
Nach der kommunistischen Machtübernahme
in der Tschechoslowakei 1948 waren alle Glaubensgemeinschaften enteignet worden. 1954
wurde der Dom zum Staatseigentum erklärt. 1994 sprach ein Gericht die Kathedrale der
Kirche zu und löste damit öffentliche Proteste aus. In den nächsten Instanzen wurde
das Urteil aufgehoben. Den 14 Jahre dauernden Rechtsstreit entschied im Januar 2007
das Oberste Gericht zugunsten des Staates, obwohl 2005 das Prager Bezirksgericht der
Kirche Recht gegeben hatte. Der Prager Kardinal Miloslav Vlk legte Verfassungsbeschwerde
ein, ein endgültiges Urteil steht noch aus.
Auch viele atheistische Tschechen
sehen den Veitsdom als nationales Symbol, nach dem Willen vieler Politiker soll er
im Besitz des Staates bleiben. 1996 sorgte die Entscheidung der katholischen Kirche
für Aufsehen, den Veitsdom dem Volk zu „schenken“. Kardinal Vlk erklärte damals, der
Rechtsstreit sei der Kathedrale unwürdig. Daher ziehe die Kirche ihre Forderung nach
Rückgabe zurück. Der 650 Jahre alte Dom sei ein historisches Denkmal des ganzen tschechischen
Volkes und sollte daher in dessen Eigentum bleiben. Als Voraussetzung nannte Vlk,
dass das Verstaatlichungsdekret von 1954 aufgehoben wird und ein neues Gesetz die
Eigentums- und Nutzungsrechte festlegt. Die Kirche müsse in die Verwaltung des Domes
eingebunden sein und ihn für ihre religiösen Zwecke unbehindert nutzen können. Ein
entsprechendes Abkommen kam jedoch nie zu Stande, so dass die Kirche neuerlich den
Rechtsweg beschritt.
Der Veitsdom liegt auf dem Prager Berg Hradschin, dem
Burg-Berg, und gehört zur Prager Burg. Mit einer Fläche von sechs Hektar ist sie das
größte geschlossenes Burgareal der Welt. Wie der Dom hat die Prager Burg eine mehr
als tausendjährige Geschichte. Der erste Stein wurde im Jahr 880 gesetzt, der Komplex
in allen Epochen umgebaut und erweitert. Die Burg war Sitz der Kaiser und Könige und
ist heute die offizielle Residenz des Präsidenten der Tschechischen Republik.