Tschech. Rep.: Rede des Papstes in der Heilig-Maria-Kirche
Bei seiner Tschechien-Reise hat Papst Benedikt XVI. Gewalt gegen Kinder entschieden
verurteilt. Viele Minderjährige würden Opfer von Aggressionen und Ausbeutung durch
skrupellose Menschen, beklagte das Kirchenoberhaupt am Samstag in Prag. Kinder seien
„die Zukunft und die Hoffnung der Menschheit“. Die erste Station seines dreitägigen
Pastoralbesuchs galt einer Begegnung mit Kindern und Familien in der Kirche Santa
Maria de Victoria in der Prager Altstadt. Dort wird seit dem 17. Jahrhundert das „Prager
Jesulein“ verehrt, eine 47 Zentimeter hohe Figur des Jesuskindes.
Lesen
Sie hier die Rede des Papstes auf Deutsch (Prag – St. Maria vom Siege, 26.
September 2009) Meine Herren Kardinäle! Herr Bürgermeister und geschätzte Amtsträger! Liebe
Brüder und Schwestern! Liebe Kinder!
An euch alle richte ich meinen herzlichen
Gruß und bringe meine Freude über den Besuch in dieser Kirche zum Ausdruck, die der
seligen Jungfrau Maria „vom Siege“ geweiht ist und in der eine Darstellung des Jesuskindes
verehrt wird, die überall als das „Prager Jesulein“ bekannt ist. Ich danke Herrn Erzbischof
Jan Graubner, dem Präsidenten der Bischofskonferenz, für die Begrüßungsworte im Namen
aller Bischöfe. Einen aufrichtigen Gruß richte ich an den Bürgermeister und alle anderen
staatlichen und kirchlichen Amtsträger, die an dieser Begegnung teilnehmen. Ich grüße
euch, liebe Familien, die ihr so zahlreich hierher gekommen seid, um mich zu treffen.
Das Standbild des Jesuskindes läßt uns sogleich an das Geheimnis der Menschwerdung
denken, an den Allmächtigen Gott, der Mensch geworden ist und 30 Jahre in der einfachen
Familie von Nazaret gelebt hat, wo ihn die Vorsehung der aufmerksamen Fürsorge von
Maria und Josef anvertraut hat. Die Gedanken gehen auch zu euren Familien und zu allen
Familien der Welt, zu ihren Freuden und ihren Schwierigkeiten. Mit diesem Gedanken
verbinden wir das Gebet und erbitten vom Jesuskind für alle Familien die Gabe der
Einheit und der Herzensnähe. Besonders denken wir an jene jungen Familien, die so
große Anstrengungen unternehmen müssen, um ihren Kindern Sicherheit und eine würdige
Zukunft zu geben. Beten wir für die Familien in Schwierigkeiten, die von Krankheit
und Leid geprüft werden, für diejenigen, die durch eine Krise gehen, die aufgrund
von Streit und Untreue uneinig oder zerrissen sind. Sie alle vertrauen wir dem Prager
Jesulein an, wohlwissend, wie wichtig die Stabilität und die Einheit der Familien
für den wahren Fortschritt der Gesellschaft und die Zukunft der Menschheit ist.
Die
Figur des Jesuskindes läßt uns mit der Zartheit seiner Kindlichkeit auch die Nähe
Gottes und seine Liebe verspüren. Wir verstehen, wie kostbar wir in seinen Augen sind,
denn gerade durch Jesus sind wir unsererseits Kinder Gottes geworden. Jeder Mensch
ist Kind Gottes und darum unser Bruder, und als solcher muß er angenommen und geachtet
werden. Möge unsere Gesellschaft doch diese Wirklichkeit verstehen! Dann würde jeder
Mensch nicht für das geachtet, was er hat, sondern für das, was er ist, denn im Antlitz
eines jeden Menschen scheint ohne Unterschied der Rasse oder der Kultur das Bild Gottes
auf.
Das gilt vor allem für die Kinder. Im Prager Jesulein betrachten wir
die Schönheit der Kindheit und die Vorliebe, die Jesus Christus immer für die Kleinen
gezeigt hat, wie wir im Evangelium lesen (vgl. Mk 10,13-16). Wie viele Kinder
werden hingegen nicht geliebt, nicht angenommen und nicht geachtet! Wie viele sind
Opfer der Gewalt und jeder Art von Ausbeutung durch skrupellose Menschen! Den Kleinen
möge jene Achtung und jene Aufmerksamkeit zukommen, die ihnen gebührt: Die Kinder
sind die Zukunft und die Hoffnung der Menschheit.
Nun möchte ich ein besonderes
Wort an euch, liebe Kinder, und an eure Familien richten. Ihr seid in großer Zahl
gekommen, um mich zu treffen, und dafür danke ich euch von Herzen. Ihr seid die Lieblinge
im Herzen des Jesuskindes, und darum sollt ihr es genauso lieben und nach seinem Beispiel
gehorsam, höflich und hilfsbereit sein. Lernt, wie das Jesuskind eine Stütze für eure
Eltern zu sein. Seid echte Freunde Jesu und geht immer voll Vertrauen zu ihm. Betet
für euch selbst, für eure Eltern, Verwandten, Lehrer und Freunde, und betet auch für
mich. Noch einmal vielen Dank für eure Gastfreundschaft. Ich segne euch von Herzen
und erbitte für alle den Schutz des Jesuskindes, seiner unbefleckten Mutter und des
heiligen Josefs.